"Hi, it’s me, Gunilla. Please leave a message", tönt es fröhlich-blechern aus dem Telefon. Es folgt der wohlbekannte Piepton. Gunilla Gräfin von Bismarck habhaft zu werden, ist kein leichtes Unterfangen. Schon allein ihre Telefonnummer ausfindig zu machen bedurfte einiger Anstrengung und des Anzapfens sämtlicher Kontakte.

Ihr Neffe und Verwalter des Schlosses der Familie im deutschen Friedrichsruh, Gregor von Bismarck, rückte schließlich die heißersehnte Ziffernkombination heraus. Doch auch die ist kein Garant für ein Gespräch mit der Gräfin. Oft meldet sich nur der Anrufbeantworter. Rückruf gibt es auch keinen.

Aber Hartnäckigkeit wird belohnt. Zahlreiche Versuche später ist Gunilla von Bismarck wirklich am anderen Ende der Leitung und sagt zu, sich für ein Interview in Marbella zu treffen.

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Foto: Stefan Armbruster, Styling: Simon Winkelmüller

Doch warum die Mühe? Kaum eine Kombination aus Person und Ort verkörpert so sehr den Esprit einer Szene, geprägt von Glamour und Stil vergangener Zeiten. Die für das RONDO exklusiv produzierte Modestrecke beschwört diese Epoche herauf.

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Foto: Stefan Armbruster, Styling: Simon Winkelmüller

Gunilla von Bismarck-Schönhausen ist die Urenkelin Otto von Bismarcks, bis 1890 erster Reichskanzler und Mitbegründer des konstitutionell-monarchischen "Deutschen Kaiserreiches". Geboren wurde sie im November 1949 in Friedrichsruh.

1961 kam sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder nach Marbella. "Damals gab es gar nichts hier. Keine Straßen, keine Autos", erinnert sie sich an ihre Kindheit an der Costa del Sol. Das änderte sich rapide. Nicht zuletzt der Erfolg des Marbella Clubs, jenes durch Alfonso von Hohenlohe 1954 gegründeten Hotels, machte den Küstenort zum Hotspot des internationalen Jetsets: Gunter Sachs, Brigitte Bardot, Audrey Hepburn, Sean Connery, Gina Lollobrigida und Cary Grant, sie alle waren da.

Und mittendrin die "ungekrönte Königin Marbellas": Gunilla von Bismarck. "Auch wenn es sympathisch gemeint ist, geht das an mir vorbei", kommentiert sie den Titel, den ihr die Boulevardpresse verpasst hat. Ausschweifende Partys brachten ihr die Aufmerksamkeit der Medien.

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Foto: Stefan Armbruster, Styling: Simon Winkelmüller

Royale Feierlaune

"Meine Partys sind perfekt!", ist sie von ihren Gastgeberinnenqualitäten überzeugt. Es brauche die richtige Mischung aus jungen und alten Gästen, gute Musik und gutes Essen. Auch Mottos seien wichtig für eine gelungene Feier, erklärt von Bismarck. "Letztes Jahr veranstaltete ich eine Party zum Thema ‚Déjà-vu‘. Solche Mottos bieten Spielraum für Interpretation. Die Gäste lassen sich etwas Lustiges dazu einfallen."

Alkohol und Drogen braucht die Gräfin nicht, um Spaß zu haben. In zahlreichen Interviews beteuert sie, weder das eine noch das andere jemals konsumiert zu haben. Das bekommt ihr gut. Auch mit über 70 Jahren ist kein Ende des Partylebens in Sicht. "Im April reise ich nach Brasilien auf eine riesige Hochzeit, und dann geht’s um die ganze Welt", erzählt sie von ihrem vollen Terminkalender.

Ihr Hauptwohnsitz befindet sich in der Schweiz, in Crans-Montana. In Marbella verbringt sie circa vier Monate des Jahres, wo sie mit ihrem Exmann Luis Ortiz Moreno zusammenlebt. Die beiden verstehen sich blendend, es wird sogar kolportiert, dass sie sich nach elf Jahren Ehe 1989 nur scheiden ließen, um die Story exklusiv an ein Boulevardblatt verkaufen zu können.

Ihren gemeinsamen Sohn, Francisco José, versucht Gunilla von Bismarck möglichst oft zu sehen. Er lebt mit Frau und Kindern in Zürich. Auch in Deutschland verbringt die Gräfin viel Zeit. Dort ist sie geboren, aufgewachsen und hat Freunde und Familie. Einen typischen Tag gibt es in ihrem Leben nicht. "Ich wache jeden Morgen gut gelaunt auf, und dann sieht man weiter. Pläne mache ich keine. Es kommt immer etwas dazwischen."

Und so kam auch das vereinbarte Treffen in Marbella leider nie zustande. Das Interview musste telefonisch nachgeholt werden. Doch bevor es schließlich stattfand, hatte die Stimme der Gräfin noch des Öfteren gebeten, eine Nachricht zu hinterlassen. Piep. (Michael Steingruber, RONDO exklusiv, 21.5.2020)

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Foto: Stefan Armbruster, Styling: Simon Winkelmüller
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