Verpackungen reinigen oder Obst speziell behandeln ist nicht notwendig, sagt Virologe Stefan Winkler.

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Die Userinnen und User des STANDARD haben uns im Forum Fragen gestellt, die wir an den Virologen Stefan Winkler von der Med-Uni Wien weitergegeben haben. Auf manche haben wir auch selbst eine Antwort.

Stefan Winkler: Lebensmittel können trotz Coronavirus ganz normal behandelt werden. Das heißt: Obst und Gemüse gründlich waschen. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass das Virus über solche Wege übertragen wird – auch nicht über Pakete oder die Plastikverpackungen von Lebensmitteln, diese können also wie immer verwendet werden. Die Ansteckung erfolgt über direkten Kontakt mit Infizierten.

STANDARD: Wer eine Infektion mit Sars-CoV-2 durchgemacht hat, hat Antikörper im Blut. Dafür gibt es aber noch keine Tests, die man in der breiten Bevölkerung einsetzen könnte. Diese Tests sind aber in Entwicklung. Wer Antikörper gegen das Virus hat, kann sich weder erneut anstecken noch das Virus weitergeben.

Stefan Winkler: Wer wieder gesund ist, ist nicht mehr infektiös. Auch wenn das Virus in Tests noch länger nachweisbar sein kann, bedeutet das nicht, dass man noch ansteckend ist.

Stefan Winkler: Wer glaubt, sich angesteckt zu haben, sollte sich an die Coronavirus-Hotline wenden und keinesfalls zum Arzt oder ins Spital gehen. Selbst zu beurteilen, ob man ins Krankenhaus muss, ist schwierig und hängt auch vom sonstigen Gesundheitszustand ab. Diese Aufgabe übernimmt daher ein Arzt beziehungsweise die Experten der Hotline. Wer Atembeschwerden hat, sollte jedenfalls mit diesen Stellen Kontakt aufnehmen. Dieser angebliche Selbsttest, bei dem zehn Sekunden lang die Luft angehalten wird, um zu testen, ob man sich angesteckt hat, ist Blödsinn. Es gibt viele milde Verläufe, bei denen man auch viel länger die Luft anhalten kann – trotzdem ist man infiziert.

STANDARD: Nicht zu allen Todesfällen weltweit, aber zu China, Südkorea und Italien – siehe Grafiken unten. Da bei schweren Ausbrüchen vor allem schwere Fälle getestet und milde Verläufe oft nicht registriert werden, dürfte die Sterblichkeit insgesamt niedriger liegen als bisher bekannt. Kinder kommen extrem glimpflich davon: In einer Studie von "Nature Medicine" wurden 745 Kinder in China untersucht, die Kontakt mit diagnostizierten Patienten gehabt hatten. Nur zehn von ihnen wurden positiv getestet und behandelt. Sie hatten nur sehr milde Symptome.

STANDARD: Von der Ansteckung bis zum Ausbruch von Symptomen (Inkubationszeit) können ein bis 14 Tage vergehen. Wie lange jemand braucht, um wieder gesund zu werden, ist unterschiedlich. Entscheidend bei Corona ist die Frage, wann man nicht mehr für andere ansteckend ist. Laut Robert-Koch-Institut ist jemand, der Symptome einer Corona-Infektion zeigt, durchschnittlich vier bis acht Tage infektiös. Wer kein Fieber und keinen Husten mehr hat, ist sicher wieder gesund.

Stefan Winkler: Es gibt überhaupt keine Hinweise, dass Tiere sich anstecken können oder das Virus von Haustieren auf Menschen oder andere Tiere übertragen wird – auch wenn das Virus einen tierischen Ursprung hat. Hunde, Katzen et cetera müssen daher auch nicht in Quarantäne.

Stefan Winkler: Patienten sollten hier immer mit einem Arzt Rücksprache halten, da alle diese Arzneimittel auch Nebenwirkungen haben können. Viele dieser Erkältungsmittel werden, auch abgesehen vom Coronavirus, zu häufig verwendet. So kann es für den Körper etwa auch schädlich sein, wenn Fieber gesenkt wird. Denn es ist Teil der Immunabwehr und hilft bei der Mobilisierung der Abwehrkräfte. Gegen Hausmittel wie Salbeitee spricht aber nichts. Weitere Informationen zu diesem Thema gibt es hier.

Stefan Winkler: Das ist nicht sinnvoll, weil ein Testergebnis auch negativ sein kann, obwohl eine Person infiziert ist. Das liegt an der Inkubationszeit. Es dauert, bis das Virus sich vermehrt und krank macht – dann erst ist es nachweisbar. Tests sind daher nur bei Erkrankten sinnvoll. Außerdem handelt es sich dabei um ein aufwendiges Verfahren, das vernünftig eingesetzt werden sollte. Zudem sind diese Tests nicht unbegrenzt verfügbar.

STANDARD: Es gibt in Österreich bedarfsbedingt nur eine begrenzte Anzahl an virologischen Labors. Dort herrschen strenge Sicherheitsanforderungen, da mit infektiösem Material gearbeitet wird, man braucht spezifische Geräte und Materialien, Mitarbeiter müssen speziell geschult werden. Die Ergebnisse der derzeitigen Tests dauern auch aus logistischen Gründen relativ lange. Positiv Getestete erfahren das Ergebnis aber schneller. Derzeit wird massiv daran gearbeitet, die Kapazitäten der Labors zu erweitern. Das beinhaltet, nichtvirologische Labors so auszustatten, dass Tests durchgeführt werden können. Spezielle Ausrüstung soll die Testverfahren automatisieren – auch darum bemüht man sich hinter den Kulissen. International ist der Bedarf in allen Ländern extrem hoch. Das erschwert die Anstrengungen. (Bernadette Redl, Karin Pollack, 22.3.2020)