Gesundheitsminister Rudolf Anschober genießt hohes Vertrauen.

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Linz/Wien – 92 Prozent der österreichischen Bevölkerung halten die von der Regierung verfügten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus für gerechtfertigt. Unter jenen acht Prozent, die die Maßnahmen für übertrieben halten, sind die FPÖ-Wähler besonders stark vertreten, auch Neos-Wähler sind besonders kritisch eingestellt.

Ebenfalls 92 Prozent erklären, dass sie ihr Verhalten geändert haben. Das geht aus einer diese Woche durchgeführten Umfrage des Linzer Market-Instituts unter 1.066 Wahlberechtigten hervor.

In dieser Umfrage sagen auch 76 Prozent, dass sie in ihrem Bereich die Einschränkungen "voll und ganz" umsetzen. 22 Prozent erklären, dass sie die Einschränkungen großteils anwenden. Die Umsetzungsbereitschaft ist weitgehend unabhängig davon, ob die Befragten sich persönlich durch das Virus bedroht sehen. 16 Prozent sehen sich persönlich sehr stark, 38 Prozent eher bedroht – 40 Prozent eher nicht, sechs gar nicht.

In einer ähnlichen, ebenfalls in dieser Woche durchgeführten Umfrage des Gallup-Instituts unter 1.000 repräsentativ ausgewählten Personen zwischen 16 und 65 Jahren sagten 94 Prozent, sie seien "bereit, einige meiner Freiheitsrechte aufzugeben, wenn es hilft, die Ausbreitung des Virus zu verhindern" – in der Vorwoche hatten sich bereits 74 Prozent dieser Aussage angeschlossen. Gallup hat auch erhoben, welche Vorsichtsmaßnahmen die Bevölkerung trifft. 91 Prozent nennen "häufigeres Händewaschen" (plus zwölf Prozentpunkte gegenüber der Vorwoche), 90 Prozent nennen "mehr zu Hause bleiben, weniger sozialer Kontakt" (plus 37 Prozentpunkte), und 19 Prozent sagen sogar, dass sie sich selbst in Quarantäne begeben hätten.

Verschwörungstheorien

Verschwörungstheorien sind verbreitet: 26 Prozent meinen in der Gallup-Umfrage, "dass eine fremde Macht absichtlich die Verbreitung des Coronavirus verursacht hat".

Besonderen Anklang findet diese Vermutung bei wenig gebildeten Befragten und bei Befragten in der mittleren Altersschicht zwischen 30 und 50 Jahren. 47 Prozent – unter Befragten mit mindestens Maturaniveau sind es 61 Prozent – lehnen die Aussage über die absichtliche Verbreitung des Virus ausdrücklich ab, gut ein Viertel der Befragten hat dazu keine Meinung.

Breite Zustimmung in der Gallup-Umfrage findet die Annahme, dass das Schlimmste noch bevorstehe. Davon sind 68 Prozent der österreichischen Bevölkerung überzeugt. Dieser Wert ist seit der Vorwoche massiv gestiegen. Noch Mitte voriger Woche meinten 44 Prozent, dass die Situation gleich bleiben werde, weitere elf Prozent, das Schlimmste sei vorbei.

Heute meinen nur noch fünf Prozent, dass der Höhepunkt der Krise überwunden sei, 27 Prozent sagen, es werde gleich bleiben. Am weitesten verbreitet ist die Befürchtung, dass sich die Situation verschlechtern werde, in der Steiermark und Kärnten.

Gleichzeitig mit Gallup war auch das Market-Institut im Feld und kam bei einigen Fragen zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Bei Gallup schlossen sich 88 Prozent mehr oder weniger deutlich der Aussage "Ich denke, dass die österreichische Regierung mit der Coronakrise richtig umgeht" an.

Market erhob auf einer fünfstufigen (Schul-)Notenskala – da gaben 52 Prozent der Bundesregierung ein Sehr gut, 28 Prozent ein Gut, 14 Prozent einen Dreier und vier Prozent einen Vierer. Nur fünf Prozent gaben ein Nicht genügend.

Skeptische Freiheitliche

Als besonders kritisch erwiesen sich in der Market-Umfrage die bekennenden Wähler der FPÖ. Von ihnen gaben sieben Prozent der Regierung einen Fünfer, weitere 17 Prozent einen Vierer – und nur 21 Prozent ein Sehr gut. Umgekehrt ist auffallend, dass die höher gebildeten Befragten deutlich eher geneigt sind, der Regierung eine Topnote zu geben, als die bildungsfernen Schichten.

Ein ganz ähnliches Muster zeigt sich übrigens, wenn man nach dem Krisenmanagement durch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und jenes durch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) fragt.

Anschober derzeit der Polit-Star

Market-Chef Werner Beutelmeyer: "Anschober ist derzeit der Star der österreichischen Politik, er bekommt auch deutlich bessere Noten als Vizekanzler Werner Kogler. Unsere Zahlen belegen, dass die Beurteilung von Anschober durch ältere Befragte noch deutlich besser ist als im Durchschnitt der Bevölkerung. Befragte über 60, die traditionell Fans von Sebastian Kurz sind, geben Anschober sogar bessere Noten als dem Kanzler."

Neben Kanzler und Gesundheitsminister haben andere Akteure einen schweren Stand. "Nach Schulnoten wird kaum eine Institution negativ bewertet, aber wenn es um die Wirtschaft geht, gibt es eben eine Häufung von Zweiern und Dreiern, da schlägt die Verunsicherung über die wirtschaftliche Entwicklung durch", sagt Beutelmeyer.

Zukunftssorgen

Market hat dazu gefragt: "Wie schätzen Sie die wirtschaftlichen Folgen in Österreich ein? Wird sich die Wirtschaft nach Corona wieder rasch erholen, oder befürchten Sie eine länger andauernde Wirtschaftskrise in Österreich?" Darauf sagten nur 36 Prozent, dass sie mit einer raschen Erholung rechnen, 64 Prozent – hier besonders die höher Gebildeten – glauben an eine länger Krise.

Wie lange? Market fragte da nur, wie lange die Einschränkungen dauern werden. 49 Prozent rechnen mit weiteren drei Wochen bis einem Monat, nur acht Prozent glauben, dass es schneller geht, 26 Prozent glauben an zwei, acht an drei Monate und neun Prozent an eine noch längere Dauer. (Conrad Seidl, 20.3.2020)