Manche Kunden von Supermärkten, Drogerien oder Apotheken geben den Angestellten anscheinend Trinkgeld. Bisher war es nicht üblich, der Kassiererin "Passt schon" zu sagen, wenn sie herausgeben wollte. Jetzt scheinen einige Menschen mit Empathie zu finden, dass man diesen schlecht bezahlten Schwerarbeiterinnen und -arbeitern an der Risikofront eine Anerkennung geben sollte.

Die Krise, die täglich bedrohlicher wird, bringt die anständigen und mitfühlenden Seiten des Homo austriacus hervor.
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Die Krise, die täglich bedrohlicher wird, bringt also nicht nur die üblichen Krakeeler, Vordränger, Nicht-Abstand-Halter, Risiko-Bagatellisierer, Verschwörungstheorie-Verbreiter, Idiotische-Virenparty-Tiger sowie inkompetenten und/oder bösartigen Politiker hervor, sondern auch die anständigen und mitfühlenden Seiten des Homo austriacus (unter besonderer Berücksichtigung des Homo viennensis).

Es gibt auch andere Beispiele – Nachbarschaftshilfe für Angehörige von Risikogruppen, die nicht außer Haus gehen sollten, gegenseitiges Aufmuntern unter Bekannten, Einspringen unter Kollegen –, die insgesamt für ein freundlicheres Klima sorgen. Angesichts der wenig erfreulichen Aussichten auf eine lange Ausnahmesituation können derlei sicher auch andere Betriebe gut brauchen.

Appelle an einen leeren Patriotismus brauchen wir jetzt nicht. Aber es ist jetzt Zeit für Solidarität und zwischenmenschliche Zuwendung. Und es ist auch Zeit, Aufforderungen wie "Ein Meter Abstand!" genau zu befolgen. (Hans Rauscher, 19.3.2020)