Die Regierungen greifen international tief in die Tasche, um die Wirtschaft zu stützen.

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Wien – Auf den Einschlag des Coronavirus in die Weltwirtschaft folgt eine Hilfsaktion, wie sie bisher einzigartig ist. Vor allem in den Industriestaaten der nördlichen Hemisphäre – von den USA über Europa bis Asien – wird versucht, mit Geld der öffentlichen Hand und der Notenbanken den Schaden für die Wirtschaft einigermaßen zu begrenzen. Die Lage wird mittlerweile ziemlich dramatisch. In Deutschland befürchtet das Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) für heuer einen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts von neun Prozent. Das entspräche in etwa einer doppelt so tiefen Rezession wie 2009, als die Finanzkrise ihre tiefen Spuren durch die Realwirtschaft und an den Arbeitsmärkten zog.

Um das zu verhindern, werden gewaltige Pakete geschnürt. Deutschland will unlimitierte Hilfe leisten. Die USA versprachen, umgerechnet 900 Milliarden Euro in die Belebung der Wirtschaft zu pumpen. Großbritannien will mehr als 360 Milliarden Euro bereitstellen.

Gegen den Kollaps

Österreich steht da nicht nach. Die Regierung hat am Donnerstag im Ministerrat – wie berichtet – Unterstützungen im Volumen von 38 Milliarden Euro beschlossen. Das Gros soll für Notfallhilfe fließen, um die am stärksten betroffenen Branchen vor dem Kollaps zu bewahren. Dazu kommen umfangreiche Steuerstundungen und Liquiditätsspritzen. Auch die Kurzarbeit wurde so attraktiv gestaltet, dass möglichst viele Unternehmen auf Kündigungen verzichten und das Instrument in Anspruch nehmen. Bundeskanzler Sebastian Kurz hat zudem angekündigt, noch tiefer in die Tasche greifen zu wollen, sollte das notwendig werden.

Kogler, Kurz und Blümel setzen zur Rettung der Wirtschaft an.
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Die 38 Milliarden Euro entsprechen in etwa dem Dreifachen der Geldspritzen, die der heimischen Wirtschaft 2008 und 2009 verabreicht wurden. Allerdings: Damals wurde auch ein Bankenrettungsschirm in Höhe von 100 Milliarden Euro aufgespannt. Der war in erster Linie dazu da, die Sparer zu beruhigen, allerdings mussten tatsächlich einige Banken wie die Hypo Alpe Adria verstaatlicht werden. Wifo-Budgetexpertin Margit Schratzenstaller sagte im Ö1-Morgenjournal, es sei nicht unwahrscheinlich, dass Österreich wegen der Injektionen die Drei-Prozent-Latte der EU für die Neuverschuldung einreißen werde. Allerdings sind die Stützungsmaßnahmen aus ihrer Sicht alternativlos.

Verschuldung darf steigen

Die Sorgen der Budgetwächter sind auch deshalb überschaubar, weil die Verschuldung in den letzten Jahren unter die Marke von 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gesunken ist. Eine Steigerung um zehn Prozentpunkte wäre nach Ansicht der meisten Experten verkraftbar – wenn nicht eine längere Rezession die Schuldenlast weiter nach oben treibt.

Das Ausfallrisiko bei Krediten schätzte die Expertin auf einen zweistelligen Prozentbereich: Dies werde sich über die Zeit verteilen und nicht sofort schlagend werden. Die angekündigten Steuerstundungen würden sofort wirksam. Die Sozialversicherungsbeitragszahlungen dagegen würden erst ausfallen, wenn die Unternehmen tatsächlich nicht mehr zahlen können. Das habe deswegen nur teilweise Auswirkungen auf das diesjährige Budget. (as, 20.3.2020)