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Das Einbrechen der gewohnten Normalität ging in den vergangenen Tagen mit einem beachtlichen Tempo voran. Nicht nur was das Virus, sondern auch was wirtschaftliche Umwälzungen betrifft: Zehntausende Menschen sind plötzlich arbeitslos, andere bangen um ihr Unternehmen, Grenzen sind dicht, Läden geschlossen.

Jede Krise braucht die besonnenen Kommunikatoren, und manchmal reicht auch schon ein Satz, um Menschen wieder eine Perspektive und etwas Optimismus zu geben. Das ist Johannes Kopf, dem Chef des Arbeitsmarktservice (AMS), am Dienstag gelungen. "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch", sagte Kopf in einem Ö1-Interview, den Lyriker Friedrich Hölderlin zitierend. Sprich: Wir sind nicht machtlos, auch wenn das kurz so erscheinen mag.

Für Kopf, der das AMS seit 2006 gemeinsam mit Herbert Buchinger leitet, ist es nach der Weltwirtschaftskrise 2008 die zweite fundamentale Krise am Arbeitsmarkt. Notsituationen und Umbrüche sind für ihn also nicht neu. Seine Bestellung galt als ein Akt schwarz-blauen Postenschachers, aber wie das in Österreich oft der Fall ist, hat dieser auch talentierte Menschen nach oben gebracht.

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Der studierte Jurist, Jahrgang 1977, begann seine Karriere in der Industriellenvereinigung, bevor er ins Kabinett des damaligen Wirtschaftsministers Martin Bartenstein wechselte. Er ist kein trockener Manager, hat großes Interesse für arbeitsmarktpolitische Fragen. Er mischt sich auch in politische Debatten ein: sei es, um vor Kürzungen bei Sprachkursen für Flüchtlinge zu warnen oder um sich gegen die Darstellung zu verwahren, alle Arbeitslosen würden in der Hängematte herumliegen.

Die Rolle der Sozialpartner

Wobei er ein Meister darin ist, so zu kommunizieren, dass die zentralen Player in der Arbeitsmarktpolitik, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, ihn unterstützen. Ein Beispiel: Kopf drängte stets darauf, dass Jobsuchende mobiler werden müssen, etwa im Tourismus. Parallel kritisierte er, dass viele Hoteliers schlechte Bedingungen für Jobsuchende anbieten. Der Rückhalt der Sozialpartner half ihm dann auch, als er zwischenzeitlich unter Türkis-Blau in Ungnade fiel.

Kopf ist verheiratet und hat drei Söhne. Er ist begeisterter Fotograf und DJ. Bei Kritik, die er für unbegründet hält, kann er schon gereizt reagieren, doch im Regelfall ist er für kritische Debatten zu haben. Letzteres wird in den kommenden Monaten essenziell sein. (András Szigetvari, 19.3.2020)