Jetzt ist nicht die Zeit zum Prokrastinieren. Eh sowieso nicht für die Systemerhalter, aber auch nicht für jene, die jetzt über mehr Zeit verfügen, als ihnen lieb ist. Arbeitshandschuhe anziehen! Wir machen das kleine private Frühjahrsservice beim Auto.

Tipps für Unbedarfte, nicht für Profis

Da gibt es ein paar Arbeiten, die kann man bei einem Neuwagen genauso machen wie auch beim schon ein wenig angeranzten Auto, das bereits Jahre als Kutsche dient. Arbeiten, die man am Neuwagen besser nicht macht, sind Lackausbesserungen – das wird immer ein Pfusch –, aber auch Spielereien an der Elektronik oder dem Motor. Moderne Autos sind heute so hochkomplex, dass sogar freie Werkstätten manchmal ihre liebe Mühe haben, wenn sie nicht den richtigen Tester bei der Hand haben. Aber wir fangen eh einfach an und werden uns nicht sehr steigern.

Trauen Sie sich ruhig, die Motorhaube aufzumachen. Bei diesem schon etwas in die Jahre gekommenen Modell sieht man dann auch noch, womit man es zu tun hat – bei neuen Autos ist bis auf die Sachen, die man angreifen darf und kontrollieren soll, eh alles abgedeckt. Und falls sich wer über die Batterie wundert, die nicht angeschlossen ist – dieses Fahrzeug wird kaum bewegt. Da lohnt es sich, die Batterie abzuhängen. Zum einen, weil auch kleine Abnehmer wie Uhr, Radio oder ein Birndl im Innenraum, das versehentlich leuchtet, Strom fressen. Zum anderen, weil so die Batterie leichter regelmäßig zu laden ist. Bei neuen Autos sollte man die Batterie nicht abhängen, denn sonst streiken die vielen kleinen Computer, die heutzutage verbaut sind.
Foto: Guido Gluschitsch

Räumen wir zuerst einmal den ganzen Mist aus, der im Auto liegt. Dazu zählen auch die grünen Versicherungsscheine aus den 80er-Jahren, die alten Tankrechnungen und die Parkscheine, die eh schon nimmer gelten, weil sie zwei, drei Gebührenerhöhungen überdauert haben. Bei der Gelegenheit räumen Sie auch gleich den Rückspiegel ab. Vom Wunderbaum über die Würfel bis hin zum Traumfänger. Nein, das alles ist nicht cool, und die Pina-Colada-Stinkfliesen sind überhaupt die größte Schand für ein Auto. Egal ob die ihn Baumform daherkommen oder mit einer Nackerten drauf.

Pollenfilter gereinigt?

Einen völlig neuen Blick auf das Verkehrsgeschehen gewinnt man, wenn man im Frühjahr wieder einmal die Fenster putzt. Ja, auch innen. Da bläst man sich den ganzen Winter lang mit der Heizung den Dreck auf die Windschutzscheibe. Und kommen Sie mir nicht mit dem Pollenfilter. Wenn Sie den eh regelmäßig ersetzen, dann sind Sie in diesem Artikel genauso falsch wie jene, die daheim einen Kompressor und ein Schweißgerät haben. Denen braucht man nicht erklären, wie man ein Auto wartet, die kennen sogar die besten Bezugsquellen für Reparaturbleche, wenn sie die nicht eh lieber selber zusammenklopfen.

Dieses Pickerl muss am Auto bleiben, alle anderen gehören runter, seit es die digitale Vignette gibt. Dafür gehört dieses Pickerl auch genau angeschaut, damit man rechtzeitig zur nächsten Inspektion fährt.
Foto: Guido Gluschitsch

Zurück zu den, na sagen wir: diesbezüglich Unbedarften. Zum Reinigen der Windschutzscheibe gehört auch das Entfernen der historischen Sammlung von Vignetten. Und wenn wir schon am Kletzeln sind, auch die Aufkleber am Heck gehören spätestens jetzt weg. Egal ob man damit die Welt am überraschenden Erfolg der eigenen Fortpflanzung teilhaben lassen möchte oder andere Verkehrsteilnehmer anpöbelt. Lustige Sprüche? Weg damit. Wir kennen sie alle und finden sie nicht witzig.

Anhängekupplung

Sollte sich jemand bei der Heckarbeit das Schienbein an der abnehmbaren Anhängevorrichtung stoßen, hat er sich schon die nächste Arbeit gefunden. Es hat einen guten Grund, warum die Anhängekupplung abnehmbar ist, also weg damit, wenn sie nicht gebraucht wird. Ist die kein Thema, kann man sich einmal den Wischerblättern widmen. Die sind nach dem Winter auch oft über eine reinigende Behandlung so erfreut, dass sie danach mitunter länger halten. Sind diese verschlissen, machen Sie sich nicht die Mühe, diese nachzuschneiden. Kaufen Sie neue, und montieren Sie diese. Das ist keine Wissenschaft, auch wenn man während der ersten Versuche vielleicht den Eindruck hat.

Wischerblätter sammeln gern Schmutz und werden in der Sonne spröde. Für den Austausch braucht man kein Diplom als Feinmechaniker.
Foto: Guido Gluschitsch

Lassen Sie auch die Finger davon, selber defekte Lamperln zu wechseln, wenn Sie damit nicht vertraut sind. Sonst wird die Rechnung nur noch höher. Aber schauen Sie einmal, vor allem bei etwas älteren Autos, die defekte Leuchtkörper noch nicht im Cockpit anzeigen, ob wirklich alles leuchten kann, was dazu bestimmt ist. Ja, ich gehe jetzt sehr frech davon aus, dass Sie das zuletzt bei der Führerscheinprüfung vor Fahrtantritt gemacht haben. Aber vielleicht schließe ich da vielleicht zu sehr von mir auf andere.

Bei diesen Reifen ist das Profil noch gut, und die Seitenwände haben weder Beulen noch andere Beschädigungen.
Foto: Guido Gluschitsch

Werfen Sie auch einen Blick auf die Reifen. Nein, reintreten ist keine schlüssige Untersuchungsmethode. Angeschaut gehören das Profil – wer kein Messgerät hierfür hat, hält sich an die Indikatoren am Reifen –, ob eh alle Schrauben da sind, und dann natürlich der Luftdruck. Die richtigen Werte finden Sie in der Betriebsanleitung des Autos, oft auch im Tankdeckel oder Türeinstieg – das ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich.

Wagenheber

Wenn Sie Ihre Reifen noch nie selber umgesteckt haben, dann sollten Sie das auch jetzt nicht tun. Lassen Sie jedenfalls die Finger von Wagenhebern, die mit dem Fahrzeug mitgeliefert werden. Unser Gesundheitssystem hat jetzt keine Ressourcen für Schnittverletzungen, Quetschungen und Knochenbrüche. Äußerste Vorsicht gilt aus diesem Grund übrigens für alle Arbeiten am Auto, aber auch sonst wo.

Gerne werden im Motorraum Elemente, die für die Bedienung durch den Endnutzer angedacht sind, gelb markiert. Hier der Ölmessstab.
Foto: Guido Gluschitsch

Was Sie aber machen können, ist die Motorhaube zu öffnen. Das schaut nicht nur gleich professionell aus, sondern ist auch durchaus sinnvoll. Sie werden Laub und Schmutz finden, den sie entfernen sollten. Mit einem "Mah, der Prinz Heinrich ist wieder dreckig." schinden Sie dann auch bei dem Nachbarn Eindruck, der gerade einen neuen Kotflügel einschweißt.

Silikon und Glycerin

Ein Expertentipp ist auch das Pflegen der Türdichtungen. Am liebsten haben die ein wenig Silikon oder Glycerin, das es in Form eines Stiftes gibt. Dann bleiben die Gummis geschmeidig und das Wasser draußen. Zur Not können Sie auch Vaseline verwenden. Wichtig ist, die Pflege sparsam aufzutragen und nach ein paar Minuten noch einmal nachzuwischen. Sonst hat man beim Ein- und Aussteigen immer dreckige Finger oder Gewand.

Auf jedem Ölmessstab sind zwei Markierungen. Ist der Ölstand zwischen den beiden Markern, passt alles. Die Ölmenge, die fehlt, wenn der Ölfilm genau an der unteren Markierung aufhört, ist genau ein Liter.
Foto: Guido Gluschitsch

Wenn die Motorhaube schon offen ist, kann man auch einmal einen kleinen Rundumblick machen. Nur schauen, nix angreifen. Außer den Ölmessstab. Den Ölstand kontrolliert man richtig, wenn das Öl warm ist, also nach einer Fahrt. Ein paar Minuten sollte man dem Öl allerdings Zeit geben, sich wieder in der Wanne zu sammeln. Und ein richtiges Ergebnis erhält man auch nur dann, wenn das Fahrzeug eben steht. Kontrollieren sollte man auch die Flüssigkeitsstände des Kühlers und der Scheibenwaschanlage. Fehlende Flüssigkeiten sollten nie mit Wasser aufgefüllt werden. In beide Behälter gehört ein Frostschutz, in den Motor das richtige Öl.

Auf dem Motor findet man den Deckel zum Ölnachfüllen. Füllen Sie nur Motoröl nach, wenn etwas fehlt und Sie das Öl mit der richtigen Spezifikation bei der Hand haben.
Foto: Guido Gluschitsch

Schauen wir weiter: Sieht man beschädigte Kabel oder lose Steckverbindungen, war der Marder auf Besuch, sollte man den Fachmann konsultieren. Die meisten Autowerkstätten haben dieser Tage geöffnet oder versehen zumindest einen Notdienst. Jede bessere Werkstätte hat meist eine kleine Sammlung an Wischerblättern im Geschäft, Birndln fürs Auto und vielleicht auch den Pflegestift für die Dichtungen, Scheibenreiniger, Kühlerfrostschutz und ein Schluckerl Öl, sollte was fehlen. Wenn Sie beim Kontrollieren des Ölstandes draufkommen, dass zu viel Öl im Motor ist, und das, obwohl sie nie nachfüllen, können Sie den Wagen gleich in der Werkstatt lassen. Dann besteht die Gefahr, dass irgendwie Sprit in den Ölkreislauf kommt und das Öl verdünnt.

Auto auch von unten waschen

Ist das nicht der Fall, dann wäre es jetzt noch klug, das Auto zu waschen. Wenn man kein Cabrio und keinen Luxusschlitten hat, kann man das durchaus in der Waschstraße machen. Die Unterbodenwäsche sollte man sich nach dem Winter nicht sparen, sondern lieber darauf hoffen, dass das Salz, dass am Boden pickt, ordentlich runtergewaschen wird.

Bei manchen Fahrzeugen wird das Öl auch in den 710er-Deckel gefüllt.
Foto: Guido Gluschitsch

Wer lieber mit der Lanze wäscht, sollte bei der Unterbodenwäsche entweder sehr vorsichtig sein oder sie ganz sein lassen. Wenn man da mit zu viel Wasserdruck auf Dichtungen und Steckverbindungen hinhält, kann der Schaden größer als der Nutzen sein.

Haben Sie noch weitere Tipps für kleine Arbeiten am Auto, die jeder machen kann und auch machen sollte, bitte, nur her damit. Posten Sie uns gerne Ihre Erfahrungen zu Reparaturen am Auto. Was das Thema Fahrradwartung angeht, wird sich übrigens in den nächsten Tagen Tretlagerist Steffen Arora mit einem eigenen Artikel melden. (Guido Gluschitsch, 22.3.2020)