Vertikale Begrünung mit Gießsystem und Freiflächen: 2021 soll der Baustart für den neuen Gemeindebau erfolgen.

Visualisierung: Telegram 71

An einem ganz normalen Tag des Vorjahres machte es in den Abendstunden in Wien-Wieden einen ohrenbetäubenden Knall. Es war der 26. Juni 2019, und in der Wohnung eines Gemeindebaus in der Preßgasse 2 war es zu einer Gasexplosion gekommen. Ein 22-jähriger Mieter, der, wie sich später herausstellen sollte, die Explosion in suizidaler Absicht ausgelöst hatte, und seine 29-jährige Nachbarin wurden dabei getötet. Mehrere Bewohner des Gemeindebaus, der in den 1950er-Jahren erbaut worden war, wurden teils schwer verletzt. Alle Bewohner verloren an diesem Tag ihr Zuhause: Der Gemeindebau, der über 30 Wohnungen verfügte, war so schwer beschädigt, dass er abgerissen werden musste. Die Mieter wurden von Wiener Wohnen anderweitig untergebracht.

Heute ist in der Preßgasse wieder Normalität eingekehrt. Auch wenn die Fassade des gegenüberliegenden Hauses noch etwas mitgenommen aussieht. Er sei an jenem Tag nicht daheim gewesen, seine Freundin schon, erzählt ein Mann, der im Nachbarhaus wohnt.

Rund um das brachliegende Grundstück steht ein Bauzaun, auf dem die Stadt Wien ihre Pläne für den Standort ankündigt: Hier entsteht ein neuer Gemeindebau. Vor wenigen Tagen wurden erste Visualisierungen veröffentlicht.

Vertikale Begrünung

39 Wohnungen werden an der Ecke Preßgasse/Schäffergasse gebaut. Im Erdgeschoß wird das gemeinnützige Unternehmen Wien Work eine Konditorei betreiben. Die Fassade des Neubaus soll vertikal begrünt, die Pflanzen mittels automatischen Gießsystems bewässert werden. Das Gebäude wird mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach sowie Balkonen und Außenjalousien ausgestattet. Der Baustart ist für 2021 geplant.

Streng genommen handelt es sich bei dem Gemeindebau nicht um die Gemeindebauschiene "Gemeindebau Neu", sondern um eine Neuerrichtung eines Gemeindebaus. Dass die Errichtung durch die Wigeba, die der stadteigenen Gesiba und der städtischen Gemeindebauverwaltung Wiener Wohnen gehört, erfolgt, ist daher unwahrscheinlich, "Wiener Wohnen prüft hier weitere Optionen", sagt ein Sprecher.

Bis zum Ende des Ausschreibungsverfahrens und der Beauftragung eines Generalunternehmers übernehme Wiener Wohnen alle anfallenden Arbeiten. In den Neubau dürfen die früheren Mieter zu denselben Konditionen zurückkehren. Zehn haben diesen Wunsch laut Wiener Wohnen bereits deponiert. Eine Informationsveranstaltung war für den März geplant. Sie musste Corona-bedingt verschoben werden. (Franziska Zoidl, 20.3.2020)