Die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) sind am Sonntag im "Tatort" auf ORF 2 mit einem schweren Fall konfrontiert.

Foto: ORF/ARD/Martin Valentin Menke

Langsam färbt sich die hellblaue Hose der kleinen Marie dunkel. Urin tropft auf den Boden. Das Mädchen wimmert leise – und bringt wenigstens für ganz kurze Zeit seine Eltern zur Besinnung. Sie hören auf, einander anzubrüllen und Vorwürfe zu machen.

Es sind keine schönen Szenen, die einen im Tatort aus Köln Niemals ohne dich am Sonntagabend erwarten, aber mit dem Kriminalfall im engeren Sinn hat das wenig zu tun. Erschlagen unter einer Brücke, unweit ihrer eigenen Wohnung, liegt die Sachbearbeiterin eines Jugendamtes. Da müsse jemand große Wut gehabt haben, informiert Rechtsmediziner Joseph Roth (Joe Bausch) die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär).

Viel Wut in 90 Minuten

Und Wut gibt es viel in diesen 90 Minuten. Die Wut der alleinerziehenden Mutter, die sich abstrampelt, auf den Kindsvater, der nicht zahlt. Die Wut des mittellosen Vaters auf die reiche Ex-Frau, die ihm auch noch die Kinder wegzunehmen versucht.

Dazwischen hängt das Jugendamt, in dem man Bedürftigkeit und Regeln zum Unterhaltsvorausschuss sehr unterschiedlich und – wie sich mit der Zeit herausstellt – auch ganz und gar unkonventionell auslegt.

Ballauf und Schenk müssen nicht viel machen. Die eindringlichen "Familien"-Szenen sprechen für sich, zumal die Kinder nicht einmal in den Mittelpunkt gerückt werden, sondern am Rande (und umso stiller) leiden. Es ist ein starker Tatort, der in schwieriger Zeit unbarmherzig daran erinnert, dass es nebst Corona auch noch sehr viel anderen Kummer in der Gesellschaft gibt. (Birgit Baumann, 21.3.2020)