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Die Strabag hat wie viele andere Kurzarbeit angemeldet.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Wien – Die Arbeitslosigkeit steigt mit der Coronavirus-Krise massiv: Seit den Geschäftsschließungen und Ausgangsbeschränkungen ist die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Menschen um 97.500 gestiegen, teilte der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), Johannes Kopf, am Freitag via APA mit. Von den neuen Arbeitslosen kommen 36.000 aus Tourismus und Fremdenverkehr, 11.000 vom Bau und 9.000 aus dem Bereich "Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen", das sind hauptsächlich Arbeitskräfteüberlasser, also Leiharbeitskräfte.

Zum Vergleich: Ende Februar waren in Österreich fast 400.000 unselbstständig Erwerbstätige ohne Erwerbseinkommen (inklusive Schulungsteilnehmer). Wie eine Rakete geht auch die Kurzarbeit ab: Mehr als 18.000 Unternehmen haben wegen der Covid-19-Kurzarbeitsregelung beim AMS Anträge auf Kurzarbeitsbeihilfe gestellt beziehungsweise Interesse signalisiert.

Andritz: Vorsichtsmaßnahme

Darunter auch der Anlagenbaukonzern Andritz, erfuhr DER STANDARD in Unternehmenskreisen. "Ja, wir haben für die rund 3.800 Mitarbeiter in Österreich Kurzarbeit angemeldet", bestätigt Andritz-Sprecher Michael Buchbauer. Dies aber nur als Vorsichtsmaßnahme, um möglicherweise kommende Auslastungsschwankungen abfedern zu können.

Für drei Monate Kurzarbeit angemeldet hat Österreichs größter Baukonzern, die Strabag. Damit wird die zuvor angekündigte Kündigungswelle gestoppt. Man reagiere damit auf das neue Corona-Kurzarbeitszeitmodell der Regierung. Das "Gespenst der Kündigung aller Mitarbeitenden" sei damit vom Tisch, teilte Strabag-Chef Thomas Birtel am Freitag mit.

Strabag lenkt ein

Der Unternehmenschef erklärte, dass der Schwenk auf die verbesserten Rahmenbedingungen der Kurzarbeit zurückzuführen sei. "Wir haben Kurzarbeit zu tragbaren Bedingungen immer als die bevorzugte Lösung angesehen – diese Bedingungen sind jetzt geschaffen worden." Bis zur Schaffung der neuen Bedingungen habe man das Risiko für das Unternehmen mit seinen tausenden Arbeitsplätzen verringern müssen und die Mitarbeiter zunächst "höchst vorsorglich beim Frühwarnsystem des AMS angemeldet". Wie viele Mitarbeiter von der Kurzarbeit betroffen sein werden und um welche Bereiche es gehe, werde in den nächsten Tagen entschieden, hieß es aus der Strabag.

Unterstützung kommt von den Arbeitnehmervertretern: "Damit kommen auch unsere wichtigsten Forderungen und Bemühungen, die der Betriebsrat in enger Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften gesetzt hatte, zu einem positiven Abschluss", so Omar Al-Rawi, Vorsitzender des Angestellten-Betriebsrats in Österreich. Die Arbeit auf rund tausend österreichischen Baustellen ist eingestellt. Strabag hat in Österreich rund 11.000 Mitarbeiter, konzernweit fast 77.000. (ung, 20.3.2020)