Im 10. Wiener Gemeindebezirk hat die Central European University eine neue Heimat gefunden.

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Die vergangenen Jahre waren für die Central European University (CEU) bereits turbulent: Die rechtskonservative ungarische Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán entzog der Universität, die vom ungarnstämmigen US-Investor und Demokratieförderer George Soros gegründet wurde, die Rechtsgrundlage. Daraufhin sah sich die Universität gezwungen, ihren Standort in Budapest aufzugeben, Wien bot sich als neuer an.

Im November wurde der neue Standort im 10. Wiener Gemeindebezirk feierlich eröffnet. Doch nur vorübergehend soll dort ab dem kommenden Studienjahr der Studienbetrieb starten. Denn ab 2025 werden die Otto-Wagner-Steinhof-Gründe im 14. Bezirk zum neuen Zuhause der Universität. Das hat Vorstand der CEU einstimmig beschlossen, spätestens im Juni soll der Vertrag unter Dach und Fach sein.

Neue Studieninhalte

Zwei neue Bachelor-Programme – Philosophy, Politics and Economics (PPE) sowie Culture, Politics and Society (CPS) – sollen im Herbst starten. "Die Corona-Krise hat an unseren Plänen nichts geändert", sagt Dorit Geva, Studiendekan der Bachelor-Programme der CEU. Auch wenn derzeit noch niemand genau sagen könne, wann diese Krise überstanden sein werde, sei man an der CEU optimistisch, dass der Herbsttermin halten werde. Zwischen 40 und 50 Studierende erwartet Geva insgesamt für die neuen Bachelorprogramme.

Als kleine Universität könne man jedenfalls schnell auf Veränderungen reagieren. Das hätten auch die vergangenen Wochen gezeigt. Den Studienbetrieb zur Gänze online anzubieten, war keine große Herausforderung. Es gebe keine großen Vorlesungssäle und mit rund 600 Studierende in den verschiedenen Programmen am europäischen Standort sei auch der weitere Aufwand überschaubar.

Und durch die vorangegangenen Schwierigkeiten in Ungarn seien die Studierenden auf Veränderungen eingestellt, ergänzt Geva. Die Reaktion der Studierenden sei aber sehr unterschiedlich ausgefallen. Bisher waren die Veränderungen überschaubar und dadurch auch leichter zu bewältigen. "Corona ist anders, das Ausmaß ist schockierend und betrifft jeden. Vor allem junge Studierende, die in dem Denken aufgewachsen sind, dass ihnen die Welt offen steht, sehen jetzt wie die Grenzen geschlossen werden." Das sei für sie schon ein harter Brocken. Viele der Studierenden aus aller Welt würden jetzt vor der Entscheidung stehen, in Ungarn zu bleiben oder wieder zurück in ihre Heimatländer zu gehen.

Weitere Aktivitäten

Unabhängig davon sollen ab Herbst sämtliche Degree-Programme nach Wien übersiedeln . Den Standort in Budapest will Soros aber nicht ganz aufgeben. Er fühle eine "moralische Verpflichtung", sich mit jenen, die dort weiter gegen Repressionen der akademischen Freiheit kämpfen, solidarisch zu zeigen, sagte er bei der feierlichen Eröffnung im November in Wien.

Doch auch nach dem Umzug nach Wien will die CEU ein weiteres Großprojekt angehen, wie Soros ankündigte. Unter dem Titel "Open Society University Network" will die Universität weltweit mit Universitäten kooperieren, um an den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu arbeiten. Dabei könne die 1991 gegründete Hochschule bereits auf vielen bestehenden Kooperationen mit anderen Unis aufbauen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Budget der CEU um 715 Millionen Euro aufgestockt. (red, 3.4.2020)