Das Erdbeben hat in Zagreb schwere Schäden angerichtet.

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Zagreb – Zwei mittelstarke Erdbeben in einer Abfolge von etwas mehr als einer halben Stunde haben Sonntagfrüh in der kroatischen Hauptstadt Zagreb schwere Schäden angerichtet. Ein Kind wurde laut den Behörden lebensgefährlich verletzt. Zuerst gab das Gesundheitsministerium an, dass ein Kind getötet worden sei, und korrigierte die Angabe dann. Dutzende Menschen erlitten Verletzungen, berichtete das Nachrichtenportal 24sata.hr.

Medien zufolge fielen Ziegel von den Dächern, Fassaden bekamen Risse, Mauern stürzten ein, und Trümmer beschädigten parkende Autos. Auch die Kathedrale im Zentrum, das Wahrzeichen der Stadt, wurde beschädigt – eine der beiden Turmspitzen fiel aus mehr als 100 Metern Höhe zu Boden.

Slowenien gab an, dass das einzige Atomkraftwerk des Landes, Krško, nicht beschädigt oder in anderer Weise betroffen sei.

Das European-Mediterranean Seismological Centre gab die Stärke des ersten Bebens um 6.24 Uhr mit 5,3, die des zweiten Bebens um 7.01 Uhr mit 5,0 an. Die Zentren der beiden Beben lagen sieben beziehungsweise zehn Kilometer nördlich von Zagreb.

Auch die Kathedrale wurde beschädigt.
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Das Beben war auch im italienischen Friaul zu spüren. Es weckte bei italienischen Facebook-Usern Erinnerungen an das Jahr 1976, als durch eine Erdbebenserie in Friaul-Julisch Venetien 990 Menschen starben und über 110.000 obdachlos wurden.

Besorgte Reaktionen in Österreich

Auch in Kärnten und der Steiermark löste das Beben besorgte Reaktionen aus – vor allem wegen der Frage, ob Gefahr für das auf einer Erdbebenlinie stehende grenznahe AKW Krško besteht.

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) nahm Sonntagfrüh umgehend Kontakt mit slowenischen Regierungsstellen auf. Auch wenn Sloweniens Premier Janez Janša bekanntgegeben habe, dass das Erdbeben keine gröberen Schäden in Slowenien angerichtet habe und das von Slowenien und Kroatien gemeinsam betriebenen AKW Krško "normal" laufe, sei man alarmiert, sagte Kaiser. Die slowenischen Behörden haben jedenfalls entschieden, das AKW nicht abzuschalten. "Es muss ja hoffentlich nicht erst zu einer Katastrophe und tausenden Todesopfern kommen, bevor die europäische Politik erkennt, dass es ihre oberste Aufgabe ist, Menschen zu schützen und nicht ihre Gesundheit irgendwelchen Konzerninteressen zu opfern", sagte Kaiser.

Er appelliert auch an die Regierung mit den zuständigen Ministerinnen Leonore Gewessler und Elisabeth Köstinger, sich bei ihren slowenischen und europäischen Amtskollegen in Sachen Krško vehement einzusetzen.

Atomkraftwerk abschalten

Besorgte Reaktionen kamen auch aus der Steiermark. Der stellvertretende Landeshauptmann Anton Lang und Umweltlandesrätin Ursula Lackner forderten eine Einstellung des AKWs. "Als ob die aktuelle Corona-Krise nicht reichen würde, wird durch das heutige Erdbeben in Kroatien wieder einmal deutlich, welche Gefahr das Alt-AKW Krško – wenige Kilometer von der steirischen Grenze entfernt – für die Steirerinnen und Steirer darstellt", sagten Lang und Lackner.

Die Konstruktion des im Jahr 1981 in Betrieb genommene Atomkraftwerks sei auf eine maximale Laufzeit von 40 Jahren ausgelegt. "Daher muss der Betrieb spätestens im Jahr 2023 enden. Durch die geografische Nähe zur Steiermark besteht für die heimische Bevölkerung ein enormes gesundheitliches Risiko, falls es zu einem Störfall kommt. Aus diesem Grund fordern wir die ehestmögliche Schließung des Atomkraftwerks", erklärten die beiden Landespolitiker. (APA, red, 22.3.2020)