Kim beobachtet den Start einer Rakete.

Foto: AFP/KCNA VIA KNS

Seoul/Washington – Die selbst erklärte Atommacht Nordkorea hat zum dritten Mal in diesem Monat Raketen getestet. Zwei Geschoße, bei denen es sich vermutlich um ballistische Raketen handle, seien am Samstag kurz hintereinander aus dem Westen Nordkoreas über das Land hinweg in Richtung Ostmeer (Japanisches Meer) geflogen, teilte der Generalstab in Südkorea mit. Uno-Resolutionen verbieten Nordkorea solche Tests.

Die Staatsmedien des isolierten Landes berichteten unterdessen am Sonntag, US-Präsident Donald Trump habe in einem Brief an Machthaber Kim Jong-un eine Zusammenarbeit bei der Seuchen-Bekämpfung angeboten, wie es offenbar mit Blick auf die Coronavirus-Pandemie hieß.

Die höchste Kommandobehörde Südkoreas kritisierte die Waffentests des Nachbarlandes als "höchst unangemessene Aktion". Sie würden zu einer Zeit durchgeführt, in der die Lungenkrankheit Covid-19 weltweit Schwierigkeiten bereite. Nordkorea selbst hat bisher trotz seiner Nachbarschaft zu China, wo das Coronavirus zuerst entdeckt worden war, keinen Infektionsfall gemeldet.

Kritik aus Berlin

Deutliche Kritik an Nordkoreas jüngster Demonstration militärischer Stärke kam auch aus Berlin: "Die Bundesregierung verurteilt den heutigen Test zweier ballistischer Kurzstreckenraketen durch Nordkorea mit Nachdruck", sagte ein Sprecher des deutschen Auswärtigen Amtes am Samstag. Nordkorea habe damit erneut gegen seine Verpflichtungen aus einschlägigen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats verstoßen. Nordkorea ist wegen seines Atomwaffenprogramms harten internationalen Sanktionen unterworfen.

Auch der japanische Verteidigungsminister Taro Kono sprach in Tokio von ballistischen Raketen, die Nordkorea abgefeuert habe. Solche Raketen können je nach Bauart auch Atomsprengkörper befördern.

Nordkoreanische Staatsmedien berichteten am Sonntag, taktische Lenkwaffen seien am Vortag unter den Augen Kims und auf dessen Befehl hin abgefeuert worden. Demnach sollte der Test dem Nachweis der Leistungsstärke eines neu entwickelten Waffensystems dienen.

410 Kilometer weit geflogen

Den Angaben Südkoreas zufolge flogen die Raketen bei einer Höhe von bis zu 50 Kilometern etwa 410 Kilometer weit. Weitere technische Details würden zusammen mit den US-Behörden untersucht. Experten hielten es für möglich, dass Nordkorea ein neues, mit Feststofftreibsatz angetriebenes Raketensystem getestet habe, das es bereits im vergangenen Jahr erprobt hatte.

Zuletzt hatte Nordkorea am 9. März Raketen abgefeuert. Dabei kamen nach Angaben Südkoreas verschiedene Typen von Mehrfachraketenwerfern zum Einsatz. Eine Woche zuvor – Anfang März – hatte Nordkorea nach dreimonatiger Pause seine Tests wieder aufgenommen.

Nordkorea: Trump will mit dem Land zusammenarbeiten

In seinem jüngsten Brief an den nordkoreanischen Machthaber habe der US-Präsident seine Pläne dargelegt, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern voranzutreiben, hieß es in einer Erklärung von Kims einflussreicher Schwester Kim Yo-jong. Trump habe auch seine Absicht für eine Zusammenarbeit bei den Anti-Epidemie-Bemühungen geäußert. Kim warnte jedoch, das gute Verhältnis zwischen ihrem Bruder und Trump dürfe nicht auf die belasteten Beziehungen zwischen den beiden Ländern übertragen werden.

Kim warf den USA vor, ein "grausames Umfeld" für Nordkorea schaffen zu wollen. Nordkorea arbeite hart daran, sich in diesem Umfeld selbst zu verteidigen, wurde die hochrangige Parteifunktionärin zitiert. Die US-Regierung hatte sich zunächst nicht zu der Erklärung geäußert.

Trump hofft, die seit Monaten stockenden Nuklearverhandlungen mit Nordkorea wieder aufnehmen zu können. Er baut dabei auch auf sein gutes Verhältnis zu Kim Jong-un, mit dem er bereits dreimal zusammengetroffen war. Ihr Gipfel im Februar 2019 in Vietnam scheiterte jedoch. Die beiden Seiten konnten sich nicht auf einen Fahrplan zur atomaren Abrüstung durch Pjöngjang verständigen.

Das Parlament in Nordkorea kündigte unterdessen für den nächsten Monat seine Frühjahrssitzung an. Die Sitzung der Obersten Volksversammlung in Pjöngjang werde am 10. April abgehalten, berichteten die Staatsmedien. Bei den nur ein- oder zweimal jährlich einberufenen Sitzungen werden weitgehend Beschlüsse der herrschenden Arbeiterpartei ratifiziert. (APA, 22.3.2020)