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Im Zoo von Wuhan füttert ein Tierpfleger die Pinguine. Der Zoo bleibt noch geschlossen.

Foto: Reuters/China Daily

Am Samstag kam ein Zug in Wuhan an, in der Hankou Railway Station, mit mehr als 1.000 Passagieren an Board. In Wuhan, dem Epizentrum der Corona-Krise in China, in der Elf-Millionen-Stadt, die seit zwei Monaten unter "Lockdown" stillsteht. Wuhan ist heute fast gleichbedeutend mit der Covid-19-Pandemie, die dem ganzen Globus neue Spielregeln aufzuzwingen scheint.

In dem Zug befanden sich ausschließlich Arbeiter des Dongfeng-Honda-Autowerks. 30 Busse holten sie vom Bahnhof ab und brachten sie zu ihrem Arbeitsplatz in der Wuhan Development Zone. Sie durften zum ersten Mal nach zwei Monaten wieder zur Arbeit.

Denn am 23. Jänner, also vor genau zwei Monaten, wurden über die Stadt rigorose Ausgangssperren verhängt. Kurz darauf wurde die Sperre auf die ganze Provinz Hubei mit 60 Millionen Menschen ausgeweitet. Die Verbreitung des Coronavirus soll an einem Wildtiermarkt in Wuhan im Dezember ihren Ausgang genommen haben. Als die chinesische Regierung schließlich einlenkte, hatte das Virus bereits begonnen, sich in vielen anderen Teilen der Welt zu verbreiten. In Wuhan selbst kam es bis Ende Februar offiziell zu fast 50.000 Infektionen, über 2.000 Menschen verstarben bis dahin in der Stadt.

Fünf Tage ohne Neuinfektion

Seit fünf Tagen meldet die Stadt nun keine einzige Neuinfektion. Im Rest Hubeis sind es sogar 17 Tage in Folge. Daher beginnen die Behörden langsam, die Ausgangsbeschränkungen zu lockern. Die Arbeiter, die am Wochenende aus der Provinz angekarrt wurden, waren ein Signal an die Bewohner, aber auch an die Wirtschaft: Die für die Provinz so wichtige Autoindustrie kann wieder anlaufen. Seit vergangener Woche sind etwas mehr als 8.000 Arbeiter zurück zur Arbeit gegangen, berichtet die staatlich kontrollierte "Global Times".

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Barrikaden in der Stadt werden abgebaut.
Foto: Reuters/China Daily

Am Sonntag folgte dann die Nachricht der Behörden: Menschen, die eine Gesundheitsbescheinigung vorweisen können und kein Fieber haben, können in die Stadt pendeln, um zu arbeiten. In Gegenden, wo seit 14 Tagen keine Neuinfizierung mehr gemeldet wurde, dürfen Menschen ihre Wohnungen verlassen, um einkaufen zu gehen. Zwei Monate lang waren die Haushalte ja auf offizielle Lieferbotendienste angewiesen. Außerdem wird nun der öffentliche Verkehr langsam wieder hochgefahren.

Der einzige Risikobezirk bleibt das Zentrum von Wuhan, der Rest darf sich auf Entspannung im täglichen Leben freuen. In der Provinz Hubei werden an diesem Mittwoch die Reisebeschränkungen gelockert, einzig in Wuhan selbst bleiben sie noch aufrecht. Aber auch hier sollen sie am 8. April fallen.

Auch Personen, die nicht in Wuhan hauptgemeldet sind, können von nun an um eine Ausreisegenehmigung ansuchen. Sie waren in Wuhan für Wochen gestrandet. Voraussetzung, um auszureisen zu dürfen, ist auch für sie eine Gesundheitsbescheinigung.

Auch in anderen Städten Chinas gibt es Zeichen der Entspannung. In der Hauptstadt Peking etwa kam es Montagvormittag erstmals seit langem zu Staus auf den Straßen, berichtete der "Guardian".

Ungewissheit über eine zweite Welle

Ungeklärt bleibt aber die Frage einer zweiten Infizierungswelle, sobald die Maßnahmen gelockert werden. Die Wiener Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl sagte am Montag, dass man in Wuhan momentan von einer Durchseuchungsrate von um die 20 Prozent ausgeht, was rund zwei Millionen Infizierten entspräche.

Die chinesischen Behörden sorgen sich aktuell hauptsächlich wegen "importierter Infektionen". Während die Zahl der Neuinfektionen in ganz China drastisch gesunken ist, gibt es mittlerweile laut offiziellen Angaben mindestens 350 Infektionen durch Reisende aus dem Ausland. Auf diese Art kam es am Montag offiziell zu 39 Neuansteckungen im Land. Zehn davon wurden in Schanghai verzeichnet, zehn in Peking.

Als Maßnahme werden nun alle internationalen Flüge von den großen Flughäfen hin zu kleineren umgeleitet. Dort soll jeder Einreisende getestet werden. Außerdem gelten in manchen Städten strikte Quarantänemaßnahmen für die Neuankömmlinge.

Insgesamt verzeichnete China mit Stand Sonntag 81.093 Infektionen mit bisher 3.270 Todesopfern. Auch am Montag starben in Wuhan neun Menschen. (saw, 24.3.2020)