Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele, will Ende Mai entscheiden, ob das Festival stattfinden wird können.

APA/Barbara Gindl

Alles steht still, zugleich aber auch in den Startlöchern. Wiener Festwochen, Salzburger Festspiele, Impulstanz – können die großen Festivaltanker, die normalerweise das sommerliche Kulturhalbjahr dominieren, in diesem Jahr überhaupt stattfinden? Mit jedem weiteren Tag der Beschränkungen infolge der Corona-Krise schwinden die Hoffnungen. Noch aber ist keines der Festivals abgesagt. Die Wiener Festwochen werden am Mittwoch eine Entscheidung bekanntgeben, die Salzburger Festspiele wollen dies Ende Mai tun. Und Impulstanz, mit jährlich 100.000 Besuchern das größte Tanzfestival seiner Art in Europa, hält vorläufig noch am 29. April als Vorverkaufsstart fest.

Bei den Wiener Festwochen, die am 15. Mai beginnen sollen, ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. Derzeit wird jede einzelne Produktion auf ihre mögliche Realisierung geprüft, so Pressechefin Anne Zimmermann zum STANDARD. Für große Arbeiten wie etwa Requiem von Romeo Castellucci, an der 60 bis 70 Leute beteiligt sind, könnte es schwierig werden. Unter den Isolationsauflagen sind derzeit Soloacts wie jener von Anne Teresa De Keersmaekers Goldberg Variationen einfacher zu proben. Es könnte also sein, dass die Festwochen 2020 nur in einer Rumpfversion über die Bühne gehen.

Einzelne terminliche Verschiebungen sind denkbar, eventuell auch in den Herbst hinein, aber logistisch schwierig. Für manche Arbeiten wird eine Verschiebung auf 2022 angedacht. Auch Streaming wird laut Zimmermann nicht ausgeschlossen, sei aber letztlich eine Entscheidung der Künstler und eigne sich auch nur für wenige Formate.

Salzburg: "Voller Ideen"

Auch Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele, ist – partout im Jubiläumsjahr – "im Homeoffice gefangen", in einer "Geisterstadt": keine Spur mehr von Overtourism. Die Proben für die Pfingstfestspiele sollen am 21. April starten. Ob sie aufgenommen werden können, wird knapp davor, Mitte April, entschieden. Deren Intendantin Cecilia Bartoli sei, so Rabl-Stadler, "voller Ideen", wie man die Pfingstfestspiele auch bei knapper Probenzeit "retten könnte".

Die bereits erfolgte Absage der Osterfestspiele habe Handel, Gastgewerbe und Hotellerie der Region bereits in ein großes Loch gezogen, so Rabl-Stadler. Den Schaden, den die Absage der Festspiele im Sommer auslösen würde, möchte sich niemand vorstellen. Gibt es eine Strategie, wenn es doch so weit käme? Rabl-Stadler: "Eine Strategie hat man, über die spricht man nicht."

Beruhigend ist einzig zu sagen, dass die Vorbereitungen für das Festivalprogramm im Sommer bereits jetzt schon so weit gediehen sind, dass "trotz der jetzigen vom Coronavirus erzwungenen Pause die Festspiele stattfinden könnten", so die Präsidentin. Die finale Entscheidung Ende Mai wird also von den weiteren Maßnahmen der Bundesregierung abhängen sowie von der Reisefreiheit der internationalen Künstlerinnen und Künstler.

"Die Aprilstürme mögen das Coronavirus vertreiben, und der Wonnemonat Mai soll seinem Namen gerecht werden", so Rabl-Stadler. Bleibt nur mehr die Frage, ob das gesellschaftliche Leben nach dem ersehnten Turn in der notwendigen Lebendigkeit und Offenheit zurückkehren wird, sodass sich Theatersäle auch zu Hundertschaften füllen lassen. (Margarete Affenzeller, 24.3.2020)