Der 23. März ist für Stefan Maierhofer schon ein besonderer Tag. Vor zwölf Jahren fegte Rapid Salzburg in der Bullen-Arena 7:0 vom Platz und schrieb Fußballgeschichte. Eine Erinnerungsnotiz hat sich der ehemalige Rapid-Stürmer für diesen Tag nicht im Handy eingespeichert. Das 7:0 bleibt so oder präsent. Maierhofer schoss die Tore zum 2:0 und zum 4:0. "Es ist im Rückblick auch nach so vielen Jahren noch immer eine unpackbare Partie", sagt der 37-jähriger Niederösterreicher im Gespräch mit dem STANDARD. "Ich habe mir das Video gestern zum Frühstück angeschaut. Und da habe ich den Ball wieder mit links reingehaut."

Fußballhistorische Highlights vom 23. März 2008.
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Den ersten Assist der Partie produzierte Rapid-Goalie Helge Payer, dessen wuchtiger Ausschuss in der siebenten Minute zur Vorlage für das Führungstor durch Jimmy Hoffer wurde. Es folgte ein Hofmann-Freistoß, den Salzburgs Tormann Ochs fatal zur Mitte des Fünfmeterraums faustete. (Wenn ein Goalie irgendetwas nicht tun darf, dann das.) Den Abpraller verwerte eben Maierhofer mit links.

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Stefan Maierhofer (re.) herzt seine Rapid-Kollegen Jimmy Hoffer (M.) und Steffen Hofmann.
Foto: AP/JOENSSON

In Zeiten des Coronavirus wohnt Maierhofer bei seinen Eltern in Wilfersdorf im Bezirk Tulln. "Ich arbeite jeden Tag fünf bis sechs Stunden im Garten, gehe für meine Eltern einkaufen." Sie fallen mit 64 beziehungsweise 62 Jahren in die Risikogruppe. "Wir halten Abstand, auch mit unseren Nachbarn." Sein Arbeitgeber, Bundesligist WSG Tirol, hat die Mannschaft zur Kurzarbeit angemeldet, die Spieler verzichten auf einen Teil ihres Gehalts. "Der einzig richtige Schritt, wir müssen den Vereinen in dieser schwierigen Zeit helfen." Maierhofers Fußballzukunft ist wegen Corona ungewiss. Sollte die Meisterschaft im Sommer fertig gespielt werden und Tirol nicht absteigen, würde sich sein Vertrag um ein weiteres Jahr verlängern.

Mit vielen Spieler der letzten Hütteldorfer Meistermannschaft ist Maierhofer nach wie vor in Kontakt in einer eigenen Whatsapp-Gruppe. "Wir freuen uns immer noch über diesen Tag." 11. Minute: Hofmann bedient Korkmaz, der zum 3:0 netzt. 17.: Hoffer dribbelt zwei Salzburger am linken Flügel schwindlig, seinen Stanglpass verwertet Maierhofer zum 4:0. "Heute siehst du solche Fußballspiele kaum mehr. Spätestens wenn es 3:0 steht, beginnen Mannschaften ihren Vorsprung zu verwalten. Diese Rapid war anders. Wir wollten immer nach vorne spielen, Tore schießen. Für Jimmy (Hoffer, Anm.) und mich war das ein Traum."

Marc Janko geht nach Salzburgs Trauerspiel, dessen Eckdaten von der Anzeigetafel gellen, ab.

"Das war keine Niederlage, das war eine Katastrophe. In 40 Jahren meiner Profikarriere habe ich nie sieben Gegentore bekommen, weder als Spieler noch als Trainer." So resümierte Giovanni Trapattoni den kollektiven Wahnsinn seiner Mannschaft. Es war ein eiskalter Ostersonntag in Salzburg. Doch der italienische Startrainer trug nur Hemd und Sakko. "Er war offenbar so überwältigt von dem, was da passierte, dass ihm nicht einmal kalt war", erinnert sich Sky-Moderator Thomas Trukesitz. Salzburgs Spieler waren perplex. Bis auf eine Riesenchance durch Janko, der den Ball aus zwei Metern über das leere Tore bugsierte, waren die Bullen nicht anwesend.

Maierhofer betont die Wertigkeit des Sieges, weil "etwas dabei herausgeschaut hat". Vor dem 31. Spieltag der Saison 2007/08 lagen die Hütteldorfer in der Tabelle zwei Punkte hinter den Bullen, brauchten einen Auswärtssieg, um die Chance auf den Meistertitel zu wahren. Mit dem 7:0 stürmte Rapid an die Spitze, gewann danach alle fünf ausstehenden Partien und holte den Titel mit sechs Punkten Vorsprung auf Salzburg.

"Die ersten vier oder fünf Schüsse waren drin, wir waren effektiver, hatten mehr Glück", sagt Maierhofer. Nur drei Minuten nach Anpfiff grätschte er Patrik Jezek nieder. Gelb. "Ich hatte mir am Vorabend den Film '300' angeschaut, fühlte mich wie ein Spartaner. Wir waren voller Energie." Noch keine halbe Stunde gespielt, traf Hoffer zum 5:0. Die Salzburger Innenverteidigung mit Ibrahim Sekagya und Jorge Vargas war zum Bemitleiden. Später kamen Gerüchte auf, dass die Partie manipuliert gewesen sein könnte, hohe Wetteinsätze sollen in Asien geflossen sein. Bestätigt hat sich der Verdacht offiziell nicht. Trapattoni wechselte nach 25 Minuten, brachte Stürmer Ngwat-Mahop für Verteidiger Steinhöfer. Es brachte nichts. Erst beim 6:0 durch Hoffer direkt nach Wiederanpfiff zur zweiten Hälfte kam Rapid-Trainer Peter Pacult erstmals ein Schmunzeln aus. Seine Halbzeitansprache blieb legendär. Maierhofer: "Er war im Ton richtig sauer. Wir dürfen uns nicht zu sicher sein. Es kann ganz schnell anders laufen, das Spiel ist noch nicht gewonnen. Manche Spieler haben ihr Lachen zurückhalten müssen." (Florian Vetter, 24.3.2020)