Eurogruppenchef Mário Centeno will bei Hilfsmaßnahmen entschlossen vorgehen.

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Rund um den Globus zeigen sich derzeit dieselben Bilder: Regierungen schnüren im Eiltempo Hilfspakete für die Wirtschaft. Zeitgleich werden laufend neue Beschränkungen verlautbart, die das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben weiter einschränken. Alles folgt dem Ziel, die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Die Wirtschaftswelt stöhnt immer lauter, Produktionen werden gedrosselt, stillgelegt, Arbeiter nach Hause geschickt, Jahresziele gekippt.

Der Chef der Eurogruppe, Mário Centeno, sagte am Montag, die Reaktionen der Eurozone auf das Coronavirus werden "keine Grenzen" haben und zu "viel Solidarität" zwischen den Ländern führen. Das sei seine Entschlossenheit als Finanzminister in Portugal und als Chef der Eurogruppe. Die EU-Länder haben sich zudem darauf geeinigt, wegen der Corona-Krise die Schuldenregeln auszusetzen.

Corona-Bonds werden überlegt

In der EZB nehmen angesichts der Viruskrise die Rufe nach gemeinsamen Anleihen der Länder (Corona-Bonds) zur Abwendung einer neuen Euroschuldenkrise zu. "Lösungen müssen gefunden werden, um zu verhindern, dass der Coronavirus-Notfall eine zweite Schuldenkrise wird", schrieb Portugals Notenbankchef und EZB-Ratsmitglied Carlos Costa am Montag in einem an die Nachrichtenagentur Reuters gesendeten Bericht. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Virus-Krise die gemeinsame Ausgabe von Corona-Bonds durch die Euroländer zuletzt nicht ausgeschlossen. "Wir gucken alle Instrumente an", sagte sie, "und das, was hilft, wird eingesetzt."

Kauflaune sinkt

Die Kauflaune der Verbraucher im Euro-Raum hat sich im März naturgemäß verschlechtert – aber nicht so stark wie wegen der Coronakrise befürchtet. Das Barometer für das Konsumentenvertrauen fiel um 5,0 auf minus 11,6 Zähler, geht aus Daten der EU-Kommission hervor. Das Barometer rutschte damit unter seinen langjährigen Durchschnitt von minus 11,0 Punkten.

Ökonomen hatten mit minus 14,2 Zählern gerechnet. Allerdings endete die Datenerhebung den Angaben zufolge wegen der Coronakrise früher als üblich. Nur rund 15 Prozent der Verbraucher-Antworten seien eingegangen, nachdem mehrere Länder strikte Maßnahmen zur Eindämmung des Virus – wie Ausgangssperren – verhängt hätten.

Libanon setzt Zahlungen aus

Jedes Land sucht einen anderen Ausweg aus der Krise. Der von einer Staatspleite bedrohte Libanon entzieht sich vorerst weiteren Zahlungsverpflichtungen. Die Regierung habe beschlossen, die Zahlungen auf sämtliche in Dollar ausgegebene Eurobonds einzustellen, die in den nächsten 15 Jahren fällig werden, teilte das Finanzministerium in Beirut mit. Das Land wolle so schnell wie möglich Verhandlungen mit seinen Gläubigern aufnehmen.

Der Libanon ist eines der am höchsten verschuldeten Länder der Welt. Das Land war Anfang März erstmals seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen. Insgesamt muss der Libanon Eurobonds in einer Gesamthöhe von 30 Milliarden Dollar zurückzahlen. Die Regierung muss nun entscheiden, ob sie den Internationalen Währungsfonds (IWF) um ein Rettungspaket bittet. Es gibt jedoch die Befürchtungen, dass ein solches Rettungspaket mit drastischen Sparvorgaben verbunden sein werde. Diese könnten weiterer Zündstoff für die seit Oktober andauernden Proteste im Libanon sein.

Fed mit neuen Maßnahmen

Die US-Notenbank Fed hat angekündigt, sich mit einem neuen Programm und umfangreichen Maßnahmen gegen die Folge der Coronavirus-Kirse zu stellen. Die Fed kündigte zusätzliche Käufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren an. Mit diesen solle unter anderem der Kreditfluss an Haushalte und kleine Firmen unterstützt werden.

In den USA hängt allerdings ein weiteres umfangreiches Hilfspaket fest. Die Demokraten haben eine diesbezügliche Abstimmung im Senat erneut blockiert. Lediglich 49 der insgesamt 100 Senatoren stimmten dafür, die Debatte zum Hilfspaket zu beginnen. Nötig gewesen wäre eine Mehrheit von 60 Stimmen. Zuvor hatten die Demokraten ihre Kritik an der Vorlage der Republikaner von Präsident Donald Trump bekräftigt. Die Oppositionspartei bemängelt unzureichende Schutzmaßnahmen für Beschäftigte und eine fehlende Kontrolle, wie Hilfen an in Not geratene Großkonzerne vergeben werden.

US-Finanzminister Steven Mnuchin hat den US-Senat aufgefordert, das umfangreiche Rettungspaket für die US-Wirtschaft rasch auf den Weg zu bringen.

In Deutschland wurde nun erlaubt, Hauptversammlungen online abzuhalten. Das ist für Unternehmen wichtig, um handlungs- und beschlussfähig zu bleiben. Beschlüsse über Kapitalmaßnahmen, Abspaltungen oder Dividendenzahlungen können nur mit Zustimmung der Hauptversammlung gefasst werden.

Börsen fahren Zickzackkurs

Für die Börsen ist all das ein giftiger Cocktail. "Eine erste spürbare Entspannung beziehungsweise nachhaltigere Erholung bei Aktien und Anleihen wird es wohl erst geben, wenn ein Ende der Eindämmungsmaßnahmen absehbar ist", sagt Gerhard Winzer, Chef-Volkswirt der Erste Asset Management.

Die Märkte bleiben im Zickzack-Kurs und haben nach der Erholung am Freitag wieder nachgegeben. Die Verluste in Europa wurden durch die angekündigten Maßnahmen etwas eingedämmt. Die Börsen schlossen dennoch im Minus. Auch die Wall Street ging schwächer aus dem Handel. (Bettina Pfluger, 23.3.2020)