Gar kein übler Anblick, denkt man sich bei der ersten Runde um den neuen Hyundai i10, das Design passt schon einmal, ein Eindruck, der sich drinnen bestätigt. Bei aller durch Sparzwänge klassenüblichen Hartplastik, immerhin nicht auch noch mit dem Schweinsschwartel poliert, beweisen die Koreaner erneut Sinn für Behübschung – etwa mittels eines silbrigen Paneels mit wabenartiger Prägung, in die Lüftung und Infotainment-Block integriert oder draufgesetzt sind. Ähnlich wabenartig, aber im sonst durchgängigen Hartplastikschwarz gehalten, sind die Verkleidungen hinter den Türöffnern.

Wird trotzdem nicht reichen, das materialseitig Eingesparte, womöglich haben wir hier die letzte Generation verbrennungsmotorisch betriebener Kleinwagen vor uns. Denn willkommen in Absurdistan, das Brüsseler Abgasregelwerk schickt gerade die Kategorie der Klein(st)wagen ins Ausgedinge, die teure Abgasnachbehandlung ist in der margenarmen Fahrzeugkategorie bald nicht mehr unterzubringen.

Die Bikolor-Ausführung passt dem neuen i10 gut, überhaupt leistet sich der Einstiegs-Hyundai beim Design kaum Schwächen. Allerdings zwickt’s etwas in Reihe zwei – kein Wunder bei nur 3,67 m Auto.
Foto: Stockinger

Freuen wir uns also, solange es noch geht, und mit dem i10 geht das gut. Auf 3,67 Metern Kürze (ungefähr Format 1er-Golf von 1974; der war 3,71 m lang) bringt der Einstiegskoreaner ganz schön was unter. Nicht nur, dass der Kofferraum mit 252 bis 1050 Litern Volumen (2:1 getrennt umlegbare Rückbank) angesichts der Dimensionen passt, auch an Ablagen und Fächern zum Verstauen des alltäglichen Krimskramses herrscht kein Mangel.

Aufgeräumtes Interieur und alles am rechten Platz. Vernetzung ist inzwischen bis in die kleinste Fahrzeuggattung vorgedrungen.
Foto: Stockinger

Das setzt sich fort in Inhalten wie Lenkradheizung (ungewohnt in der Klasse. Allerdings ist das Volant nur höhenverstellbar) und einem Sicherheitsassistenzpaket namens Smart Sense, das einen automatischen Notbremsschutzengel ebenso umfasst wie automatisches Fern- und Abblendlicht sowie einen aktiven Spurhalter und Müdigkeitsdetektor. Passt was nicht mit Ihrer werten Aufmerksamkeit, schickt der Hyundai Sie in die Federn oder zum nächsten Wirten auf einen Kaffee.

Netzleiberl

Nicht fehlen darf natürlich heute das Kapitel Vernetzung und Handyintegration, auch da leistet sich der i10 kaum Schwächen, alles drin, alles dran, inklusive induktivem Ladeteil. Was heutzutage schon alles verbaut ist in einem so kleinen Auto, erstaunlich.

Foto: Der Standard

In der Praxis ist uns beim Testwagen, einem i10 Level 4 1,2 mit Fünf-Gang-Schaltung, aufgefallen, dass man die Kofferraumtür besser ordentlich zuknallt, sonst – piep-piep-piep – werden Sie zum nochmaligen Verlassen des Fahrzeugs und zum neuerlichen Handanlegen aufgefordert.

Der 1,2-Liter-Vierzylinder mit 84 PS ist zugleich die Topmotorisierung, die Alternative wäre der 1,0-Liter-Dreizylinder mit 67 PS. Klar, beide Maschinen machen aus dem i10 jetzt nicht die ultimativen Rennsemmeln, das wird aber eh niemand fordern. Übernommen haben wir den nagelneuen Testwagen bei 7,4 l / 100 km, mit 7,1 haben wir ihn retourniert. Ist er erst eingefahren, wird das sicher noch weiter in Richtung WLTP-Normtestwert rutschen, der bei maximal 5,8 Litern liegt.

Fahrwerk, Federung, Sitze, Handling – alles sauber gemacht, gemessen an Klassenmaßstäben, nichts hinterlässt einen mit offenen Fragen, der i10 ist ein sympathischer Neuzugang, mit dem sich obendrein in der Stadt verhältnismäßig leicht Parkplätze finden lassen. Nur, Preisbrecher wie etwa der fast gleich große Mitsubishi Space Star, ist der i10 keiner mehr. Los geht’s mit dem i10 prinzipiell bei 11.490 Euro, der 1,2 Level 4 mit Handschaltung kommt auf 17.390, unser Testwagen mit Extras summierte sich schließlich auf 18.830 Euro. Kleines Auto, größerer Preis. Aber, wie gesagt, enorm viel drin. (Andreas Stockinger, 27.03.2020)