Führen die internationalen Drogengeschäfte ihres Vaters fort: Andrea Riseborough (li.) und Dane DeHaan als Emma und Chris Lynwood in "Zero Zero Zero".

Foto: Sky / Patti Perret

Geld löst alle Probleme. Als Emma Lynwood, der Tochter eines Reeders, dieses Credo ihres Vaters über die Lippen kommt, ist sie längst zu dessen Spiegelbild geworden. Dass sie das Geschäft in gewohnten Bahnen, sprich als Maklerin im internationalen Kokainhandel, weiterführt, hat vor allem einen Grund: Das Geschäft mit dem weißen Pulver ist für sie lukrativer als die einen Moment lang erwogene Alternative. Die Blutspur, die gezogen wird, ändert nichts.

Nihilistischer Grundton

Die Miniserie Zero Zero Zero, entstanden auf Basis des gleichnamigen Buchs von Gomorrha-Autor Roberto Saviano, durchzieht ein nihilistischer Grundton. Mit ihrer Co-Produktion beackern Sky, Amazon Prime und Canal+ ein von Serien wie Narcos und Breaking Bad erfolgreich bestelltes Terrain. Auch für die Zero Zero Zero-Macher bedeuten die acht Folgen, zu sehen ab Donnerstag auf Sky, eine Rückkehr zum Thema des organisierten Verbrechens.

Nach seinem investigativen Buch Gomorrha über die Camorra lieferte der unter Personenschutz stehende Saviano mit Zero Zero Zero ein Kompendium des Kokainhandels. Der italienische Drehbuchautor und Regisseur Stefano Sollima, der schon Gomorrha als TV-Serie adaptiert hatte, übernahm nur einzelne Elemente der Vorlage. Politische Implikationen blieben ebenso außen vor wie der Kokainkonsum selbst.

Anders als die Netflix-Serie Narcos, die auf die Drogenkartelle in Kolumbien fokussiert, spannt Zero Zero Zero ein globales Dreieck auf. Erzählt wird von einer Kokainbestellung um 31 Millionen Dollar. Zero Zero Zero bezieht sich auf den höchsten Reinheitsgrad von Kokain. Käufer ist Don Minu, ein alter, versteckt lebender Boss der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta, der hofft, seine frühere Machtposition zurückzuerobern. Geordert wird bei den Leyra-Brüdern in Monterrey, Mexiko. Als Mittler fungiert die in New Orleans beheimatete Unternehmerfamilie Lynwood.

Drei Erzählstränge

Die drei daraus geknüpften Erzählstränge werden parallel geführt. Begegnungen der in den Deal verwickelten Parteien sind meist ziemlich blutiger Natur. Auch das lokale Geschehen bietet reichlich Anlässe für konzis exekutierte Action-Sequenzen.

Die globale Perspektive wirft für die an Originalschauplätzen gedrehte Serie einen beträchtlichen visuellen Mehrwert ab. So führt die Reise mit dem in Jalapeño-Dosen versteckten Kokain auch durch die Wüste des Senegal und ins marokkanische Casablanca. Statt längst zum Drogenthrillerklischee erstarrter Filterästhetik werden pittoreske Bilder serviert, die aus Reisedokumentationen stammen könnten.

Trailer zu "Zero Zero Zero".
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Auf der Strecke bleiben die Charaktere. Zwar verleiht Adriano Chiaramida dem 'Ndrangheta-Paten Don Minu viel Gravitas. Sein machthungriger Neffe Stefano, der mit dem Versuch, die Drogenlieferung zu kapern, die Handlung erst richtig in die Gänge bringt, ist aber wie viele andere wenig mehr als ein wandelndes Abziehbild. Wenn in Mexiko der abtrünnige Soldat Manuel (Harold Torres) eine Privatarmee für das regierende Drogenkartell auf die Beine stellt, lässt sich immerhin erahnen, dass hier Kids von der Straße eine so verlockende wie fragwürdige Perspektive geboten wird. Natürlich haben auch die Lynwoods keinerlei gesteigerte Sympathie verdient. Immerhin sind es Broker wie sie, die das blutige Drogengeschäft auf Hochglanz polieren.

Starkes Finale

Aber wie Dane DeHaan den an der Huntington-Krankheit leidende Sohn Chris verkörpert, der im Familiengeschäft die Chance seines Lebens wittert, ist sehenswert. Die einprägsamsten Momente gehören der britischen Schauspielerin Andrea Riseborough (Birdman) als Emma Lynwood. Ihr scheinbar undurchdringliches Gesicht wird zur Projektionsfläche feinster Emotionen, aber auch der größten Überraschungen in einem starken Serienfinale. (Karl Gedlicka, 25.3.2020)