Alltours Fernweh: Schauplatz Fototapete

Schon der Titel der Publikation löst ein, wovon wir derzeit träumen: Hauptsache, irgendwo weg sein, nicht immer nur da. Die Autoren haben sich viele Gedanken auf noch mehr Seiten gemacht, in welcher Fototapete die Protagonisten aufhältig sein könnten: Karibik, Malediven, Bali – alles denkbar und bald einmal wieder bereisbar.

Alltours Fernweh
Foto: Alltours

Dennoch verstrickt sich die Handlung, wie in Romanen von Dostojewski mit zu vielen Figuren, in der inflationären Flutung durch Schauplätze. Wie soll sich die Romanze am Feinsandstrand entwickeln, wenn er nach Mexiko will und sie nach Mauritius?

www.alltours.at

Globus Weltreise im Privatjet: Flugscham ist Fiktion

Der Plot wirkt wie ein gekürztes Plagiat von In 80 Tagen um die Welt. Obwohl die Autoren ihren Figuren, die dem Jetset der Zwanzigerjahre zuzurechnen sind, nur 26 Tage Zeit für die Umrundung der Erde geben, wird der Spannungsbogen nie schlaff: an einem Tag Fliegenfischen auf Fidschi, schon am nächsten piemontesischen Primitivo-Wein schlürfen in Patagonien.

Globus Weltreise
Foto: Globus Reisen

Doch das Beste ist wohl derzeit daran: Fiktion und Flugscham kommen einander nie in die Quere. Auch wer bis zur letzten Seite liest, schadet dem Klima nicht – oder nur ein bisserl, wenn man den Katalog danach nicht recycelt.

www.globusreisen.ch

Hofer-Reisen-Flugblatt: Kluger Genremix

Dieses Manifest der Pauschalreise hat das Zeug zu einem Bestseller, wie es bei diesem Diskonter momentan nur Klopapier ist. Es vermischt geschickt das Genre des Kriminalromans (siehe auch die Schweizer Titelstory "Mord im Bernina-Express") mit Elementen des bürgerlichen Bildungsromans.

Hofer Reisen
Foto: Hofer Reisen

Gegen Ende der Lektüre wird der Leser ins kaiserliche Japan der Zweitausendzwanzigerjahre versetzt, wo er "bei klarer Sicht Impressionen des heiligen Bergs Fuji-san" erhascht und dabei lernt: In Nippon heißen viele Orte ähnlich oder gar gleich wie die Kameras, mit denen man sie fotografiert.

www.hofer-reisen.at

Weltweit-Wandern-Katalog: Solidarischer Hatscher

Dieser breit angelegte Gesellschaftsroman versucht, im zeitlichen und räumlichen Nebeneinander aller Kulturen das gesamte gesellschaftliche Leben einer globalisierten Welt zu erfassen – ohne jetzt zu viel zu wollen.

Weltweit Wandern
Foto: Weltweit Wandern

Die Autoren binden dafür den Leser aktiv ein, indem sie ihn als Wanderer auf den holprigen Weg zu aufrichtigen Begegnungen mit den Menschen in Nepal, Marokko oder Grönland schicken. Ein zentrales Leitmotiv zieht sich durch das Werk: Bis zu echter Solidarität mit den Menschen, die wir besuchen, ist es noch weit. Um nicht zu sagen: ein echter Hatscher.

www.weltweitwandern.at

Studiosus Sondergruppenreisen: Verortbare Utopien

Die Lust am Frust in einer Welt zufriedener Übersättigung läutete zuletzt den Siegeszug des dystopischen Romans über alle anderen Textformen ein. Nun hat endlich wieder jemand die Skizze einer verortbaren Utopie gewagt: Wie wäre es denn, in Zukunft einmal von einem Burmesen das Rudern mit den Fuß zu erlernen oder mit einem Beniner Dankoli, eine Urform des Voodoo, gegen Viren auszuprobieren?

Studiosus Reisen
Foto: Studiosus

Die mehr als 100 Reiseländer, in die einen dieser Text zum Verstehen und Lernen verschickt, führen die Lesart der klassischen Utopie als Nichtort jedenfalls völlig ad absurdum. www.studiosus.com

Rotalis Radreise-Manufaktur: Mutmachender Radgeber

Ratgeberformate gewinnen in Zeiten der Krise stetig an Zulauf – Radgebern fehlt dagegen die schiere Möglichkeit zum Auslauf.

Rotalis Radreisen
Foto: Rotalis

Mit dieser Fibel für Fahrradreisen gelingt aber der Spagat zwischen mutmachender Fiktion (etwa wenn die Protagonisten durch blühende Kastanienwälder über eine Insel der Seligen wie Korsika pedalieren) und der ungeschönten Beschreibung eines Leerlaufs, der im Stillstand gipfelt: Der Radritter an der Spitze und auch der Tross selbst sind bereit zum Satteln, doch die Fahrradschlösser bleiben vorerst zu. Alle warten nur auf das "Hü-Hott" der regierenden Kutscher.

www.rotalis.com

Kneissl Touristik Europa: Familien-Fitmacher

Ein Familienroman in Reinkultur: Die Beiträge der Tierfilmer Bernhard Grzimek und Eugen Schuhmacher, aber auch die Bücher Heinrich Harrers und Herbert Tichys waren es, die Christian Kneissl, Gründer von Kneissl Touristik, zum Reisen brachten.

Kneissl Touristik
Foto: Kneissl Touristik

Der Achäologe Heinrich Schliemann und ebenso Heinrich Harrer formten das historische, ethnologische Interesse von Elisabeth Kneissl-Neumayer. Mit dem Titel "Europa – Vielfalt zuhause" machen die Geschwister den Blick fit für ein Danach auf dem Kontinent – und für ein Draußen jenseits des Zuhauses im Sinne der eigenen vier Wände.

www.kneissltouristik.at

Senioren-Reisen Austria: Blutjunger Beziehungsroman

Der Pensionistenverband Österreich strebt in diesem Œuvre nach einer Verbindung der Genres Thriller und Beziehungsroman: In einem fiktiven Reisebus nach Krakau sitzt ein Hundertjähriger, der aus dem Fenster schaut und sich fragt, wohin seine blutjunge 98-jährige Begleiterin verschwand.

Senioren-Reisen Austria
Foto: Senioren-Reisen Austria

Als er ein Schnarchen in der Nähe vernimmt, beginnt eine rasante Verfolgungsjagd, die erst zwei Sitzreihen weiter vorn wieder endet. Er nimmt neben ihr Platz, weckt sie und macht ihr einen Antrag: "Nächstes Jahr, zu unserem Zweihunderter, willst du in Japan endlich ‚Ja, ich will‘ zu mir sagen?" (Sascha Aumüller, RONDO, 29.3.2020)

www.seniorenreisen.cc