Sagen Sie niemals Pyjamahose!

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Sie ist der David Niven unter den Heimtextilien. Nennen Sie sie niemals Pyjamahose! Sie hat das Zeug zu deren Mode-Reziprok. Sie steht für Calvados statt sauren Radlers. Dieses Stück Stoff ist der nadelgestreifte Zweireiher unter den Heimgewändern: Meine Haushose in zartem Blau-Grau-Weiß-Karo besitzt Stil und ebenso viel Knotz-Pouvoir. Nicht einmal ein fein geripptes Ruderleiberl darüber kann ihr am Zeug flicken. Dabei bedarf es einer gewissen Reife, die Größe dieses konservativ anmutenden Beinkleids zu erkennen. Es soll Zeitgenossen geben, die in der Jogginghose aus dem Haus gehen. In einer Haushose würde einem das niemals in den Sinn kommen. Sie kennt ihren Platz. Meine Haushose gehört in die eigenen vier Wände wie der Ohrensessel vor die Bücherwand. Corona wird gehen. Meine Haushose wird bleiben. (maik)


Es lebe der Büsten-Enthalter

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Mein Lieblingsteil der Stunde ist nicht eines, das ich jetzt ständig anhabe. Nein, es ist ein Stück, das ich jetzt endlich nicht mehr tragen muss! Die Frauen ahnen es: Es ist der BH. Vor Corona begann mein Feierabend stets mit einem Griff – dem Griff zum BH-Verschluss. Noch bevor ich "Bin zu Hause!" rief, pfefferte ich das gute Stück in die nächste Ecke. Dann – "ahhh" – Aufatmen. Jetzt, in Zeiten des Homeoffice, fällt dieser Griff weg. Stattdessen sind die BHs in der Abstellgleis-Schublade gelandet. Dort fristen sie ein trauriges Dasein. Gemeinsam mit den Tanzschuhen, den Saunatüchern und den schicken Büroblusen warten sie darauf, dass sie wieder gebraucht werden. Doch während ich mich auf die Tanzstunden, ein Wellnesswochenende und das Wiedersehen im Büro freue, dürften die BHs von mir aus ruhig in Bra-rantäne bleiben. (anra)


Dramatische Pulli-Liebschaften

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Die Erkenntnis, Kleidung auch in Quarantäne hin und wieder waschen zu müssen, traf mich so überraschend wie die Tomatensauce meinen pastelllila flauschigen, perfekten Kapuzenpullover. Was bedeutet das nun für unsere Beziehung, fragte ich mich. Müssen wir uns jetzt trennen? Für wie lange? Und warum passiert solch ein Liebesdrama ausgerechnet an einem schirchen Regentag – in Isolation? Also genau dann, wenn man jemanden zum Reinkuscheln braucht. Ich überlegte: Draußen ist es kalt. Trockner habe ich auch keinen, was summa summarum bedeutet, uns würde eine Trennung von mindestens einem Tag bevorstehen. Diese Vorstellung konnte ich nicht ertragen. Also nahm ich den neu gewonnenen Lebensgefährten so an, wie er war: angepatzt und schon etwas stinkig. Daheim sieht uns eh niemand. (kups)


Morgenmantel für die Paarungszeit

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"Ich stehe morgens auf und gehe abends zu Bett. Dazwischen beschäftige ich mich, so gut ich kann", beschrieb Cary Grant seine Tage viele Jahre vor Corona. Das Homeoffice hat Hollywood als bedeutendste Kulisse unserer Zeit abgelöst, und doch gibt es eine Konstante: Das Tragen eines Morgenmantels strukturiert die Tage mehr als alles andere. Deshalb macht mich auch ein Privileg von Grant richtig grantig. In Leoparden küsst man nicht mimt er im Morgenmantel mit Leopardenmuster das permanent paarungsbereite Raubtier. Um die Selbstisolation mit Katharine Hepburn beneide ich hin nicht. Aber ich trage den Morgenmantel montags bis freitags nur eine einzige Stunde lang, um überhaupt mitzukriegen, wann Arbeits- und wann Paarungszeit ist. Gut, am Sonntag behalte ich ihn länger an. Damit ich ihn auch sicher mit Frühstücksei anpatze. (saum)


Liebe zu Wollsocken wiederentdecken

Zugegeben, es war irgendwie die Luft raus. Das zwischen den Wollsocken und mir, das war zu einer mickrigen, leidenschaftslosen Wochenendbeziehung zusammengeschrumpft. Dabei waren wir doch während des Studiums 24/7 zusammengesteckt! Jetzt saß man an langen Samstagen gemeinsam auf dem Sofa und schaute Netflix. Meist endete die Zeit zu zweit um Mitternacht. Ich landete im Bett, die dicken Socken in der Waschmaschine.

Fast hätte Marie Kondo unserer Beziehung ein Ende bereitet, doch jetzt stehen die Zeichen auf Neubeginn: Ausgerechnet das Homeoffice hat uns wieder näher zueinander gebracht. Mein erster Griff gilt zwar morgens ehrlicherweise noch immer dem Handy, danach aber sind (ich schwöre!) sofort die Socken dran. Heute trage ich ein paar selbstgestrickte Ringel – und es fühlt sich richtig gut an! (feld)


Effizienzsteigerung im Mümmelshirt

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Das Mümmelshirt im Büro zu tragen, verwaschen schwarz und ziemlich ausgeleiert, wäre vermutlich eine Provokation, weil ich darin ein wenig aussehe wie eine Leistungsgesellschaftsverweigerin, ein Testimonial der Faulheit. Im Homeoffice ist es nicht weiter verwerflich, sich nicht zurecht zumachen, das Mümmelshirt schlabbert kuschelig weich, während die Tastatur klappert. Sogar im Gegenteil: Laut einer aktuellen Studie der Columbia Business School hat es durchaus Vorteile, wenn es am Arbeitsplatz alle bequem haben. Lockere Kleidung lässt Mitarbeiter weniger abstrakt, sondern konkreter denken – dazu geben sie an, entspannter und produktiver zu arbeiten, wenn sie angenehme und weniger formelle Outfits tragen. Take this, boss! (Und das Video bei der Telefonkonferenz bleibt halt einfach aus.) (nas) (24.3.2020)