Die Corona-Krise hat Videotelefonie zur Notwendigkeit gemacht.

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Im Homeoffice müssen wir uns nun mit einer Technologie auseinandersetzen, die es schon lange gibt, die aber viele bisher eher gemieden haben: Videotelefonie. Anfang der 2000er mit großer Euphorie als 3G-Killeranwendung eingeführt, sollten damit Zukunftsvisionen aus Science-Fiction-Serien der 60er-Jahre wahr werden. Fortan würden wir alle nur mehr von Angesicht zu Angesicht telefonieren. Allein: Das wollte niemand, und selbst Sprachtelefonie geriet außer Mode. Es entbehrt daher nicht einer gewissen Ironie, dass erst ein weltweiter Ausnahmezustand kommen musste, um Videochats populär zu machen. Privat sind sie nun gefragt, um mit Freunden und Verwandten Kontakt zu halten. Doch speziell bei der älteren Generation kann die Nutzung zur Herausforderung werden. Denn wie erklärt man Opa und Oma, wie das Ganze funktioniert, wenn man es ihnen nicht direkt zeigen kann? Erst recht, wenn man sich selbst vielleicht gar nicht so gut auskennt? Wir versuchen Abhilfe zu schaffen.

Am iPhone oder iPad: Facetime-Anruf

Am einfachsten funktioniert das Ganze, wenn alle ein Apple-Gerät haben – also iPhone, iPad oder Mac. Für Anrufe über WLAN benötigt man zumindest ein iPhone 4, iPad 2, iPad mini oder neuere Geräte. Über den Datentarif ist ein Facetime-Anruf ab dem iPhone 4s beziehungsweise dem iPad der dritten Generation möglich. Auf Computer oder Laptop steht die Videotelefonie-App seit OS X Lion 10.7 zur Verfügung. Das Gute: Facetime ist hier vorinstalliert und wird mit der Apple ID verknüpft. Man muss die Großeltern also nicht erst durch einen vielleicht komplizierten Installationsprozess der App via Telefon dirigieren, sondern ruft sie einfach via Facetime an. Einen Facetime-Anruf tätig man, indem man in den Kontakten die gewünschte Person sucht und dort auf das Facetime-Symbol tippt. Wichtig: Der Anruf muss an die Telefonnummer oder die bei Apple registrierte E-Mail-Adresse gehen. Diese sollte also zum entsprechenden Kontakt hinzugefügt werden. Die andere Person muss lediglich auf den grünen Button tippen, der bei einem Anruf auf ihrem Smartphone oder Tablet erscheint.

Problembehebung

So weit, so einfach, aber in der Praxis kann es mehrere Gründe geben, wieso der Anruf doch nicht klappt.


Facetime ist deaktiviert: Bitten Sie ihre Kontaktperson, auf dem Bildschirm auf Einstellungen zu tippen und dort zum Punkt Facetime runterzuscrollen. Dort kann die Funktion aktiviert werden. Auf einem iPhone wird automatisch die Telefonnummer für die Anrufe herangezogen. Auf iPad oder Mac erfolgt das über die registrierte E-Mail-Adresse. Es kann sein, dass man sich erst mit der Apple-ID anmelden muss, damit Facetime funktioniert. Auch das funktioniert über Einstellungen – Facetime. Dort muss "Apple-ID für Facetime verwenden" ausgewählt werden. Hier gibt man dann die E-Mail-Adresse und das Passwort des Apple-Accounts an.

Das Mikro ist ausgeschaltet: Wenn Sie einen Anruf aufbauen konnten, ihr Gegenüber aber nicht nicht hören, ist vermutlich das Mikrofon deaktiviert. Dazu bitten Sie die Person, beim nächsten Anruf auf das durchgestrichene Mikro-Symbol mit der Aufschrift "Stumm" am unteren Bildschirmrand zu tippen.

Die falsche Kamera ist aktiviert: Facetime kann sowohl auf die Hauptkamera als auch auf die Frontkamera zugreifen. Sollten sie also etwa das Wohnzimmer, nicht aber die Oma sehen, bitte Sie sie, auf den Button "Wechseln" zu tippen.

Facetime kann nicht auf mobile Daten zugreifen: Wird eine Person angerufen, die nicht über WLAN verfügt, kann ein fehlgeschlagener Anruf auch daran liegen, dass Facetime nicht die Berechtigung hat, auf mobile Daten zuzugreifen. Bitten Sie Ihr Gegenüber, auf Einstellungen und dort zum Punkt "Mobiles Netz" zu gehen. Hier muss erstens der oberste Punkt "Mobile Daten" aktiviert sein, weiter unten muss der Schalter auch bei Facetime auf grün gelegt werden. Der Facetime-Eintrag kann sich hier in einer sehr langen Liste befinden, man muss eventuell länger scrollen.

Unter Android: Google Duo

Im Gegensatz zur Apple-Welt gibt es unter Android nicht die eine, zentrale Video-Chat-App für alle. Warum also ausgerechnet Google Duo? Weil es aufgrund der Google-Vorschriften für Android-Hersteller auf praktisch allen halbwegs aktuellen Geräten vorinstalliert ist – was die Nutzung schon einmal wesentlich einfacher macht. Zudem sind die Gespräche hier Ende-zu-Ende-verschlüsselt, Google hat also selbst keinen Einblick. Und: Google Duo gibt es auch für iOS – so sind auch Videotelefonate zwischen Android und iPhone beziehungsweise iPad möglich.

Auf dem Smartphone reicht es jedenfalls, die App zu starten und der App die notwendigen Berechtigungen zu geben. Das sind in diesem Fall der Zugriff auf Adressbuch und Telefonie. Anschließend wird der Service eingerichtet, eigentlich muss man hier nur auf "Weiter" drücken, da die eigene Telefonnummer, die für den Account herangezogen wird, schon vorausgefüllt ist. Die anschließende Verifizierung via SMS funktioniert ebenfalls automatisch. Dann gilt es noch einmal, die Berechtigung für den Zugriff auf Mikrofon und Kamera zu erlauben, immerhin will man ja auch was hören und sehen.

Neben der Nutzung am Smartphone kann Duo auch auf Tablet und Desktop verwendet werden. Dazu empfiehlt es sich, bei den Einstellungen am Smartphone den eigenen Google-Account mit Duo zu verbinden, damit alles innerhalb einer Identität bleibt. Im Web muss man sich eigentlich nur auf die passende Webseite begeben. Und auf einem Tablets kann bei der Einrichtung der App einfach der Punkt, der nach der Telefonnummer fragt, übersprungen werden. Für Smartphones ist dies hingegen nicht ratsam, da sonst einige Funktionen nicht voll funktionieren. Eine iOS-Version der App gibt es übrigens auch.

Problembehebung

Wie auch bei Facetime kann es sein, dass das Mikrofon deaktiviert ist oder die Kamera in die falsche Richtung zeigt. Auch hier bitten Sie ihren Videotelefoniepartner, auf das durchgestrichene Symbol zu tippen beziehungsweise die Kamera über einen Druck auf den Pfeil-Button zu wechseln. Dass einzelne Apps keinen Zugriff auf mobile Daten haben, ist unter Android – anders als unter iOS – nicht möglich. Außer natürlich, diese wurden generell auf dem Gerät deaktiviert, das kann man aber rasch über die Schnelleinstellungen beheben – und sollte ohnehin umgehend auffallen.

An sich liefert Duo eine sehr gute Videoqualität, sollte es aber dann doch regelmäßig zu Aussetzern kommen, lohnt ein Blick auf die Einstellungen. Dort findet sich nämlich ein Datensparmodus, der bei solchen Problemen hilfreich ist. Zu erreichen sind die Einstellungen über die drei Punkte im Eck rechts oben.

Bei weiteren Problemen mit den Apps helfen auch die jeweiligen Support-Seiten von Apple und Google weiter. Sofern ein Anruf einmal geklappt hat, sollte künftigen Videotelefonaten nichts mehr im Wege stehen. (Andreas Proschofsky, Birgit Riegler, 21.4.2020)