Derzeit werden unzählige Schutzmasken benötigt – allen voran in der Gesundheitsversorgung.

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Eine ganze Einkaufsliste an medizinischem Material präsentierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Darunter: 250.000 Schutzmasken, die in den kommenden Tagen bestellt werden sollen. Dabei kann die Regierung wohl bereits auf heimische Betriebe zurückgreifen, die ihre Produktion kurzerhand auf die Herstellung von Schutzmaterial umgestellt haben.

Gesundheitsminister Anschober mit der "Einkaufsliste".
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In Vorarlberg haben sich gleich mehrere Betriebe – darunter die Grabher Group, Wolford und die Stickerei Hämmerle – zusammengeschlossen, um Masken zu produzieren. Die Idee hatte das Konsortium schon vor einigen Monaten, als sich das Virus in China ausbreitete, sagt der Textilunternehmer Günther Grabher. "Wir wussten, dass da ein großes Problem auf uns zukommt." Die einzelnen Betriebe haben sich daraufhin zusammengetan und liefern nun die notwendigen Bestandteile für die Schutzmasken, die größtenteils maschinell zusammengenäht werden. Dabei gibt es durchaus skurrile Komponenten: Die kleinen Metallbügel, mit denen Masken im Nasenbereich ausgestattet sind, stammen von der Bäckerei Ölz. Normalerweise wird mit den Clips Backware verschlossen, erklärt Grabher. "Wir spüren gerade einen Riesenzusammenhalt in Vorarlberg."

Derzeit werden auf diese Weise rund 12.000 Mund-Nasen-Masken pro Tag hergestellt. Die Kapazität könne auf täglich 100.000 Stück erhöht werden, sagt Grabher. Die bisher produzierten Masken dienen als Ersatz für "Papiermasken", die in Spitälern zum Einsatz kommen. Zudem arbeitet das Konsortium bereits an der Entwicklung von FFP3-Masken, die einen besonders hohen Schutz aufweisen. Das Problem: Für diese Masken sind Atemventile notwendig – und die sind derzeit weitgehend ausverkauft.

Vorsicht bei DIY-Masken

"Masken brauchen eine gewisse Filterleistung", erklärt Grabher. Die – immer weiter verbreiteten – selbstgemachten Masken würden diese Funktion nicht erfüllen. "Stoff und zwei Bänder reichen nicht aus", sagt der Unternehmer. Tröpfchen, die auf der Maske landen, würden direkt durch diese durchgehen. Sie hätten aber den Vorteil, dass sich Menschen weniger ins Gesicht greifen. Die Vorarlberger Masken sind jedenfalls zweilagig, verfügen über eine wasser- und ölabweisende Schicht und werden thermosterilisiert. Größter Abnehmer bisher sei die Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft.

Bald sollen auch in anderen heimischen Betrieben Atemschutzmasken hergestellt werden.
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Mit der Initiative ist das Konsortium nicht allein: Auch in anderen Bundesländern werden Nähereien gesucht, die weiteres Schutzmaterial produzieren können. In Wien hätten sich bereits einige Betriebe gemeldet, heißt es bei der Wirtschaftskammer (WKO). "Wir suchen laufend nach passenden österreichischen Unternehmen und vernetzen diese untereinander und mit den potenziellen Kunden, wie beispielsweise Krankenanstalten oder Hilfsorganisationen", schreibt WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf in einer Aussendung. Darüber hinaus unterstütze die Kammer Betriebe bei Genehmigungen von Alternativprodukten. Zudem gebe es eine generelle Ausnahmegenehmigung für Desinfektionsmittel.

Auch in anderen Ländern haben Unternehmen umgesattelt und produzieren nun Schutzausrüstung – so etwa der Mailänder Luxuskonzerns Prada, der mittlerweile Arztmäntel und Atemschutzmasken für die Sanitäter hergestellt. (Nora Laufer, 25.3.2020)