Andrea Petkovic ist vielschichtig unterwegs.

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Andrea Petkovic lebt gefährlich. Es birgt nämlich durchaus eine Gefahr, wenn man sein Hobby zum Beruf macht. Das Hobby als Freizeitspaß fällt weg, beruflicher Alltag kann gemein sein. Sportjournalisten können ein Lied davon singen. Beispielsweise.

Eigentlich ist Petkovic Tennisspielerin, aktuell liegt sie auf Platz 79 der Weltrangliste. Ihre höchste Platzierung erreichte die 32-jährige Deutsche im Oktober 2011 als Neunte. Sechs Turniere hat sie gewonnen. Auf den ersten, flüchtigen Blick wirkt ihr Social-Media-Auftritt dieser Tage wie der von vielen Sportlern in Heimquarantäne: Nahaufnahme auf das verschwitzte Gesicht, Video an, Workout, Workout, Workout. Zu Hause fit zu bleiben ist die Devise. Der Körper, die Fitness sind das Kapital. Vor und nach der Krise.

Gefragt, geschrieben, gesagt

Auf den zweiten Blick ist die gebürtige Bosnierin, die als Sechsjährige mit ihren Eltern ins deutsche Darmstadt auswanderte, viel mehr als eine Tennisspielerin, die sich dem Tross und den Gegebenheiten des Profisports ergibt. Petkovic ist eine gefragte Gesprächspartnerin, vor allem dann, wenn es über Matchanalysen und Floskeln hinausgehen soll. Für die FAZ und die Süddeutsche Zeitung schrieb sie Kolumnen aus dem Tennisalltag, im Spiegel resümierte sie die Karriere der zurückgetretenen Kollegin Maria Scharapowa, und seit Dezember moderiert Petkovic die ZDF Sportreportage – und macht in der Rolle als Journalistenkollegin eine bemerkenswert eloquente und professionelle Figur.

"Überraschend", sagte sie vergangenes Jahr im Gespräch mit dem STANDARD über die Auszeichnung eines ihrer Essays. Petkovic schrieb "Tennis vs. Tennis" für das Magazin Racquetmag und erhielt eine bemerkenswerte Erwähnung im Sammelband Best American Sports Writing 2019. Sie schreibt gerne, liest gerne und redet gerne darüber. Und hatte eine Idee: "Irgendwann wird euch zu Hause die Netflix-Bibliothek im Stich lassen", sagt sie in einem Video auf ihrem Instagram-Profil und rief den Buchklub Racquet Book Club aus. Dabei wird aus vier Büchern eines ausgewählt und dann gemeinsam online besprochen.

"Vielleicht ist das ein verstaubter Ansatz, aber mal sehen, was sich entwickelt." Literatur war schon immer ihr Hobby, betonte sie öfters. Ein Jahr will Petkovic noch an ihre Tenniskarriere dranhängen. Und wenn der Schläger in der Tasche bleibt, könnte das Hobby zum Beruf werden. Auch wenn das gefährlich sein kann. (Andreas Hagenauer, 24.3.2020)