Ein Systemtest ist Corona für den deutsch-koreanischen Philosophen Byung-Chul Han (Vom Verschwinden der Rituale, Im Schwarm, Die Müdigkeitsgesellschaft). Der Nutzen von Big Data mag groß sein, in Asien gebe es aber kaum ein kritisches Bewusstsein gegen digitale Überwachung, warnt er in einem Beitrag in der Welt. Im Folgenden Auszüge:

"Es gibt in China keinen unbeobachteten Moment im Alltag. (...) China wird seinen digitalen Überwachungsstaat nun auch als Erfolgsmodell gegen die Epidemie verkaufen."

Altes Modell von Souveränität

"Angesichts der Epidemie sollten wir vielleicht sogar die Souveränität neu definieren. Souverän ist, wer über Daten verfügt. Europa hängt noch an alten Souveränitätsmodellen, wenn es den Ausnahmezustand ausruft oder Grenzen schließt."

Philosop Byung-Chul Han
Foto: Merve Verlag

"Kein Virus ist fähig zur Revolution. Das Virus vereinzelt uns. Es erzeugt auch kein starkes Wir-Gefühl. Jeder ist irgendwie um sein eigenes Überleben besorgt. Die Solidarität, voneinander Abstand zu nehmen, ist keine Solidarität, die von einer anderen, friedlicheren, gerechteren Gesellschaft träumen ließe. Wir können die Revolution nicht dem Virus überlassen. Hoffen wir, dass nach dem Virus eine humane Revolution kommt. Es sind wir Menschen mit Vernunft, die den zerstörerischen Kapitalismus und auch unsere grenzenlose, destruktive Mobilität überdenken und radikal einschränken müssen, um uns, das Klima und unseren schönen Planeten zu retten." (red, 24.3.2020)