Zadie Smith und Michel Houellebecq haben ihn zuletzt bekommen, der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur 2020 geht nun an den slowenischen Schriftsteller Drago Jancar.

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Wien – EU-Länder mögen wegen Corona ihre Grenzen dichtmachen, der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wird davon nicht berührt und geht heuer an den slowenischen Schriftsteller Drago Jancar. Das gab Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek am Mittwoch bekannt.

Der 1948 in Maribor geborene Autor von Romanen, Erzählungen und Essays kreist in seinen Texten immer wieder um die historische Situation seines Landes im Zweiten Weltkrieg, zuletzt in Die Nacht, als ich sie sah (2015) und vergangenes Jahr in Wenn die Liebe ruht. Dabei verschmilzt er private Schicksale mit Politischem. Des ausgeprägten Bewusstseins für Verwerfungen wegen wurde er 1974 für "feindliche Propaganda" in Jugoslawien inhaftiert.

Heute lebt Jancar in Ljubljana und gilt als bedeutendster zeitgenössischer Autor Sloweniens. In der Begründung heißt es, Jancars vielfach auf Deutsch vorliegendes Werk bezeuge, "ohne Widerspruch, ohne Widerrede bleibt jedes Bild unvollständig und in der Tendenz totalitär". Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung wird erst nach der Coronakrise vergeben. (wurm, 25.3.2020)