Werbeeinbrüche in der Medienbranche als Folge der Corona-Maßnahmen, viele Unternehmen reagieren darauf mit Kurzarbeit.

Foto: Harald Fidler

Vom AMS unterstützte Kurzarbeit zur Überbrückung der wirtschaftlichen Corona-Krise, die selbst beim Onlineriesen Facebook schon merkbar auf die Werbeeinnahmen drückt: Das ist derzeit Thema bei den meisten größeren Medienunternehmen des Landes, ergab ein STANDARD-Rundruf in der Branche.

  • Update 26.3.2020 15:00: Bei ORF doch möglich Am Donnerstag änderte sich die rechtliche Beurteilung für den ORF. Ein ORF-Sprecher bestätigte STANDARD-Infos, dass Kurzarbeit entgegen bisherigem Stand (der STANDARD berichtete) nun doch auch für die öffentliche Stiftung ORF ginge: "Kurzarbeit wäre im ORF rechtlich möglich, ist für den ORF aber flächendeckend natürlich keine Option. Ob es allenfalls in einzelnen kleineren Bereichen möglich und sinnvoll ist, darüber wird es eventuell Gespräche zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat geben." Auch in ORF-Tochterunternehmen war Kurzarbeit nach STANARD-Infos bereits Thema.

Wolfgang Fellner bestätigte dem STANDARD schon Mitte März Pläne für Kurzarbeit in der Mediengruppe Österreich. Die Redaktion sei von den Diensten an Samstagen und Sonntagen ohnehin gewohnt, mit 30 Prozent der Wochentagskapazität zu produzieren; Ressorts wie Society, Kultur und Sport entschleunigten sich mangels Veranstaltungen praktisch von selbst.

Der Branchenriese "Kronen Zeitung" prüft Kurzarbeit ebenfalls, bestätigte Herausgeber Christoph Dichand dem STANDARD schon vorige Woche. Sie "dürfte aber in der Redaktion keinen Sinn machen", erklärte Dichand.

Update 30.3.2020: Mediaprint Bei der Mediaprint, der gemeinsamen Anzeigen-, Druck- und Vertriebsgesellschaft von "Kronen Zeitung" und "Kurier", werden derzeit Zeitguthaben und Urlaube abgebaut und danach "punktuell" Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet, wobei das Ausmaß so gering wie möglich gehalten werden soll, hieß es gegenüber der APA aus dem Unternehmen.

Eva Dichand, mit der Gratiszeitung "Heute" Herausgeberin der in Wien reichweitenstärksten Tageszeitung, erklärte am Mittwoch auf STANDARD-Anfrage: "Wir evaluieren derzeit alle Möglichkeiten von Forderungen und Kurzarbeit."

Verhandlungen mit Betriebsräten

Noch diese Woche dürfte Kurzarbeit bei einigen größeren Medienhäusern konkreter werden, bisher verhandeln Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen in einigen Unternehmen mit den Betriebsräten darüber, nach STANDARD-Infos etwa in der "Krone"-"Kurier"-Tochter Mediaprint und beim "Kurier" oder bei den "Oberösterreichischen Nachrichten" / Wimmer Holding. Bestätigungen stehen hier noch aus.

"Wir prüfen Kurzarbeit bei unseren Unternehmen in Österreich", bestätigt der Vorstandschef des zweitgrößter Zeitungsverlagskonzerns im Land nach der Mediaprint, Markus Mair, am Mittwoch: Bei der Styria ("Kleine Zeitung", "Die Presse") stünden "die Geschäftsführer noch in Verhandlung mit den Betriebsräten über das genaue Ausmaß". Das gelte auch für die "Kleine Zeitung", den traditionell zentralen wirtschaftlichen Muskel der Styria.

  • Update: Kleine Zeitung Hubert Patterer, Chefredakteur und Geschäftsführer der "Kleinen Zeitung", bestätigt Überlegungen für einen "bereichsübergreifenden solidarischen Kraftakt". Noch würden Details mit dem Betriebsrat verhandelt. Grob soll es ein "#halbehalbe"-Modell geben, ein 50prozentiges Kurzarbeitsmodell, geben, bei dem voraussichtlich im Schnitt mit 15 Prozent Gehaltsverzicht zu rechnen sei. Die Kurzarbeit soll bei der "Kleinen" Mitte April beginnen, bis dahin sollen noch alte Urlaube abgebaut werden.
  • Update: Die Presse Kurzarbeit ist werde bei der "Presse" nur in Bereichen eingeführt, die nicht systemrelevant seien, die Ressorts Chronik, Innenpolitik, Außenpolitik und Wirtschaft seien nicht davon betroffen, sagte "Presse"-Herausgeber Rainer Nowak der APA am 30. März 2020.

Die STANDARD-Gruppe hat bereits einen Antrag auf Kurzarbeit beim AMS gestellt, der alle Bereiche der Gruppe umfasst. "Kurzarbeit wird das Mittel der Wahl sein, um die Anzeigenverluste zu kompensieren", erklärt STANDARD-Vorstand Alexander Mitteräcker dazu.

Keine Kündigungen

"Wir arbeiten an einer Lösung in Richtung Kurzarbeit", sagte Gerold Riedmann am Dienstag auf Anfrage. Riedmann ist Chefredakteur und Geschäftsführer der "Vorarlberger Nachrichten" in der Vorarlberger Mediengruppe Russmedia. Besonders betroffen sei der Regionalverkauf, dessen Kunden derzeit ihre Geschäfte geschlossen halten müssen. Die Maßnahmen stünden im Einvernehmen mit dem Betriebsrat und den betroffenen Mitarbeitern, erklärt Riedmann und betont, es gebe keine Kündigungen.

Das ist deklariertes Ziel der Kurzarbeit und ihrer Sonderregelungen in Zeiten von Corona – mehr dazu unter diesem Link.

  • Update: Moser Holding / Tiroler Tageszeitung Die Tiroler Mediengruppe Moser Holding (Tiroler Tageszeitung) wird nach eigenen Angaben "grundsätzlich für alle Tochterfirmen Kurzarbeit anmelden. Die Anträge auf Kurzarbeit werden für eine Dauer von 3 Monate und überwiegend ab dem Stichtag 1.April 2020 gestellt. Welche Bereiche diese Möglichkeit in welchem konkreten Umfang in Anspruch nehmen, wird derzeit in den einzelnen Gesellschaften und auf Bereichsebene eruiert."
  • Update: Salzburger Nachrichten Maximilian Dasch, Geschäftsführer der "Salzburger Nachrichten", erklärt auf STANDARD-Anfrage am Donnerstag: "Die Coronakrise hat auch starke Auswirkungen auf die klassischen Geschäftsfelder der österreichischen Tages-, Wochenzeitungen und Magazine." Die Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen, führten zu "relevanten Umsatzeinbußen". Deshalb würden auch "Salzburger Nachrichten" und deren hundertprozentige Tochtergesellschaften das von der Bundesregierung angebotene Corona-Kurzarbeitsmodell in Anspruch nehmen, beginnend mit April.
  • Update: Regionalmedien Austria (RMA) Die RMA-Vorstände Gerhard Fontan und Georg Doppelhofer kündigen auf STANDARD-Anfrage ebenfalls Kurzarbeit an: "Zur langfristigen Absicherung unserer Produkte und vor allem der Arbeitsplätze unserer österreichweit 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir für alle Unternehmen der Regionalmedien Austria mit 1. April 2020 Kurzarbeit beantragen. Dies geschieht aus kaufmännischer Vorsicht und aus Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern – wir werden diese wirtschaftlich herausfordernde Situation gemeinsam bewältigen."

VGN plant

Auch Österreichs größte Magazingruppe beabsichtigt Kurzarbeit, bestätigt VGN-Mehrheitseigentümer Horst Pirker dem STANDARD: "Ja, auch wir wollen Kurzarbeit, vorerst einmal befristet für drei Monate, einführen." Aber: "Ob überhaupt, für welchen Mitarbeiter, für welche Mitarbeiterin das in welchem Ausmaß gelten soll, ist noch in Arbeit." Zur VGN-Medienholding gehören Magazine wie "Woman", "Gusto", "News", "TV-Media" und "Trend" (Korrigiert, hier stand zunächst falsch "Format", das 2016 mit dem "Trend" verschmolzen wurde).

Kurzarbeit bei Bertelsmann, Gehaltskürzungen bei "Buzzfeed"

Kurzarbeit und vorübergehende Gehaltskürzungen in der Medienbranche sind naturgemäß kein österreichisches Phänomen. Der deutsche Medienriese Bertelsmann gab am Dienstag bekannt, dass er hunderte Mitarbeiter in Kurzarbeit schickt.

Die US-Onlineplattform "Buzzfeed" etwa kommunizierte der Belegschaft am Mittwoch Gehaltskürzungen zwischen fünf und 25 Prozent im April und Mai für den Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Buzzfeed"-CEO Jonah Peretti erklärte in dem internen Memo über die Kürzungen: "Ich werde kein Gehalt beziehen, bis wir diese Krise hinter uns haben." (fid, 26.3.2020)