Der Einbruch wird groß, soll aber weniger dramatisch sein als 2009 – sofern ab Mai langsam wieder aufgesperrt wird.

Foto: Imago

Wien – Die meisten Läden sind zu, ein Teil des wirtschaftlichen Lebens steht still. Lieferketten sind gestört, weshalb es zu Produktionsausfällen oder Verzögerungen kommt. Aktuell reicht ein wenig Hausverstand aus, um sagen zu können, dass die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Wochen desaströs sein wird.

Die Ökonomen vom Institut für Höhere Studien (IHS) und dem Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) haben dennoch versucht, die volkswirtschaftlichen Kosten der Corona-Pandemie abzuschätzen. In ihrer am Donnerstag veröffentlichten Prognose nehmen die Wirtschaftsforscher an, dass die rigiden Maßnahmen der Bundesregierung bis einschließlich Ende April bestehen bleiben und dann im Mai nach und nach gelockert werden.

Kurzarbeit sollte helfen

Wenig überraschend kommt es daher zu einer Rezession in Österreich. Unter der Annahme, dass ab Spätsommer kein weiterer Schock dazukommt, fällt diese relativ mild aus. Das Wifo geht davon aus, dass sich die Wirtschaftsleistung in Österreich 2020 um 2,5 Prozent verringern wird. Das IHS erwartet ein minus von zwei Prozent.

Zum Vergleich: Das wäre weniger als während des Höhepunkts der Weltwirtschaftskrise, 2009 schrumpfte Österreichs Wirtschaft um fast vier Prozent. Die Arbeitslosigkeit geht laut der Prognose deutlich hoch, sie steigt von 7,4 auf 8,4 Prozent. Allerdings: Auch das wäre über das Jahr gerechnet eigentlich noch recht moderat. Auf einer ähnlichen Höhe lag die Arbeitslosenquote 2017, bevor eine lange Erholung bis 2020 eingesetzt hat. Das IHS geht davon aus, dass via Kurzarbeit in den kommenden Wochen und Monaten ein großer Teil der ansonsten steigenden Arbeitslosigkeit abgefangen werden kann.

Die Neuverschuldung würde auf deutlich über fünf Prozent der Wirtschaftsleistung steigen, so das Wifo. Das IHS erwartet rund fünf Prozent. Die Inflation bleibt moderat bei 1,3 Prozent. Ist das alles realistisch? Die Wifo-Experten schreiben selbst: "Das hier dargestellte Szenario ist in dem Sinn als optimistisch einzustufen, als es davon ausgeht, dass die verschiedenen Einschränkungen der Wirtschaft nicht wesentlich länger aufrecht bleiben, als dies gegenwärtig geplant ist."

Neuland

Sowohl IHS-Chef Martin Kocher als auch Wifo-Chef Christoph Badelt sagten, dass Ökonomen mit dieser Prognose Neuland betreten: Ansonsten versuche man zu schätzen, wie sich Konsum, Außenhandel und Investitionen entwickeln. Diesmal habe man komplett anders rechnen müssen, indem Annahmen darüber getroffen wurden, wie sich die Schließung von großen Teilen im Dienstleistungssektor auswirkt.

Inzwischen wachsen unter Ökonomen auch Sorgen wegen einer Wiederkehr der Eurokrise. Mit Italien ist eines der Sorgenkinder der Eurozone am stärksten angeschlagen durch Corona. Die Regierung in Rom wird nicht nur zusätzliche Milliarden im Kampf gegen die Krise ausgeben müssen, die Einnahmen werden dem Staat wegbrechen.

Wie lange?

Und das nicht nur kurzfristig: Absehbar ist, dass im Sommer der Tourismus nicht im Normalbetrieb stattfinden wird können. Braucht also Italien neue Hilfe, eine Vergemeinschaftung der Schulden? Badelt sprach davon, dass wir über diese Frage in vier Monaten diskutieren werden. Aktuell hat bereits die Europäische Zentralbank angekündigt, Italien unter die Arme zu greifen.

Badelt sagte auch, dass er es sich nur schwer vorstellen könne, dass der aktuelle Shutdown viel länger als aktuell geplant, also bis Mitte April, in diesem Ausmaß durchzuhalten ist. Die ökonomischen und sozialen Kosten würden ansonsten zu stark steigen. (András Szigetvari, 26.3.2020)