Bei der Vollblutspende werden ca. 500 Milliliter Blut aus der Armvene entnommen.

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1 Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse produziert Verdauungsenzyme und Hormone wie Insulin. Transplantiert wird hauptsächlich bei Patienten, die seit ihrer Kindheit an Typ-1-Diabetes leiden. International gibt es laut Gabriela Berlakovich, Leiterin der Klinischen Abteilung für Transplantation am AKH Wien, mitunter auch Lebendspenden. In Österreich stammt das Organ von Verstorbenen. Reihung und Vergabe erfolgen mittels Eurotransplant. 20 Transplantationen fanden 2018 hierzulande statt, 19 in Kombination mit einer Nierentransplantation. Zehn Menschen standen zum Jahreswechsel 2018/2019 auf der Warteliste.

2 Blutplasma

Die Möglichkeit, Plasma zu spenden, kennen viele von der Werbung in U-Bahn-Stationen, wo private Zentren dafür werben. Für den zeitlichen Aufwand (ganz wichtig: nicht für das Plasma!) gibt es eine kleine finanzielle Entschädigung. Bei der Plasmapherese wird der flüssige Bestandteil des Bluts von den Blutzellen getrennt, das Restblut wird den Spendern wieder zugeführt. Qualifizierte Spender dürfen nach einer Erstuntersuchung 50-mal im Jahr und höchstens dreimal pro 14 Tage spenden. Das gespendete Plasma geht entweder direkt an Patienten oder wird für Medikamentenherstellung verwendet. Aktuell werden ehemals an Covid-19 erkrankte Menschen aufgerufen, ihr Plasma zu spenden. Es kann als Therapie für Patienten mit schweren Verlaufsformen eingesetzt werden.

3 Herz

Bei einer Herztransplantation wird einem schwer herzkranken Menschen das Herz eines hirntoten Organspenders eingesetzt. Reihung und Vergabe erfolgen über das internationale Netzwerk Eurotransplant. Die Operation ist nicht nur eine medizinische, sondern auch eine logistische Meisterleistung, weil das explantierte Organ nur wenige Stunden außerhalb des Körpers überleben kann. 65 Herzen wurden in Graz, Innsbruck und Wien 2018 – aus diesem Jahr stammen die aktuellsten Zahlen – transplantiert. Die Einjahresüberlebensrate liegt bei über 90 Prozent, eine Mehrheit lebt mit dem Spenderherz mehr als zehn Jahre.

4 Leber

Bei der Leber ist – wie bei der Niere – eine Lebendspende unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Siebenmal wurde das 2018 in Österreich gemacht, 175-mal die Leber eines hirntoten Spenders transplantiert. Das Vorgehen sei bei Lebendspendern anspruchsvoll, weil nur Teile entfernt werden können, so Chirurgin Berlakovich. Die Leber des Spenders wird vermessen, und dann wird berechnet, wie viel entnommen werden kann und wie viel der Empfänger braucht: "Eine Konstellation, wo eine kleine Frau ihrem großen Mann ein Stück Leber spendet, wird nicht funktionieren."

5 Lunge

Tief durchatmen – das ist für Lungenkranke nicht mehr möglich. Bei einer Lungentransplantation wird ein oder werden beide Lungenflügel durch das Spenderorgan eines hirntoten Organspenders ersetzt. International gab es aber sogar bereits Lebendspenden, bei denen Gesunde einen Teil ihrer Lunge spendeten. Die Organe kommen aus Ländern des Eurotransplant-Netzwerks, die Reihung der Warteliste erfolgt nach strengen Kriterien. 2018 – wieder sind dies die aktuellsten verfügbaren Zahlen – wurden insgesamt 114 Lungen in Österreich transplantiert.

6 Niere

Die Niere ist jenes Organ, bei dem es am häufigsten zu Lebendspenden kommt. "Voraussetzung ist aber, dass es eine altruistische Spende sein muss", betont Transplantationschirurgin Gabriela Berlakovich. Spender und Empfänger würden psychologisch genau evaluiert. Die Operation selbst sei "relativ einfach", in der Regel werde mittels Knopflochverfahren operiert. Das Risiko sei für Spender und Empfänger gering. Die gesunde Niere übernimmt die Funktion der zweiten. 344 Nieren wurden 2018 von Totspendern transplantiert. In 70 Fällen fanden sich Lebendspender.

7 Stammzellen/Knochenmark

Stammzellen werden von Menschen mit Leukämie und anderen Krebserkrankungen benötigt. Findet sich kein Spender in der Familie, wird auf eine Datenbank zurückgegriffen, in der 33 Millionen Menschen anonymisiert registriert sind, darunter 71.000 Österreicher. "Wir sind immer auf der Suche nach Fremdspendern", sagt Gerda Leitner von der Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin. Entscheidend für ein Match ist der Gewebetyp. Meist werden Stammzellen aus dem Blut gewonnen. Selten wird eine Knochenmarkspende unter Vollnarkose aus dem hinteren Beckenkamm angefordert.

8 Thrombozyten

Thrombozyten sind die kleinsten Zellen im Blut. Sie kommen bei Menschen zum Einsatz, die zu wenige eigene Thrombozyten haben, etwa nach einer Chemotherapie, bei Blutverlusten oder im Rahmen von großen Operationen. "Derzeit fehlt es uns an Spendern", sagt Transfusionsmedizinerin Leitner. Die Spende erfolgt am Zellseparator. Das Blut wird in seine Bestandteile aufgeteilt, die Thrombozyten abgesammelt, der Rest geht zum Spender zurück. Das Verfahren ist mit ca. zwei Stunden zeitaufwendiger als die Plasmaspende. Dafür ist es schonender für den Kreislauf. Für den Zeitaufwand gibt es eine Entschädigung.

9 Vollblut

Bei der Vollblutspende werden ca. 500 Milliliter Blut aus der Armvene entnommen und später in unterschiedliche Bestandteile aufgegliedert – Erythrozyten, Thrombozyten und Blutplasma. All das kommt etwa bei Operationen zum Einsatz. "Der Patient bekommt nur, was er braucht und was ihm fehlt", erklärt Transfusionsmedizinerin Leitner. Eine finanzielle Entschädigung gibt es für die Spende nicht, dafür einen Imbiss. Erstspender erhalten einen Blutspendeausweis, in dem Blutgruppe und Rhesusfaktor vermerkt sind. Frauen dürfen innerhalb von zwölf Monaten vier- bis fünfmal Vollblut spenden, Männer sechsmal. (Franziska Zoidl, CURE, 5.7.2020)