Die Pressekonferenz der Bundesregierung, der Österreichischen Post und der heimischen Netzbetreiber begann am Donnerstag mit einer guten Nachricht: Obwohl es seit dem Beginn der Ausgangsbeschränkungen zu einer "massiven Mehrbelastung" kommt, halten die Netze dieser gut stand.

Elisabeth Köstinger zur Telekommunikations- und Postinfrastruktur in der Corona-Krise.
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Die Anzahl der Telefonate pro Anbieter hat sich mehr als verdoppelt (um bis zu 120 Prozent), der Datenverkehr um bis zu 40 Prozent zugenommen, berichtete Digital- und Wirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Zudem sind weiterhin Techniker unterwegs, um Installationen und Störungsbehebungen durchzuführen.

Post setzt auf "Shöpping"-Ausbau

Auch die Zustellung von Briefen und Paketen bleibt gewährleistet. Rund 10.000 Postzusteller sowie Mitarbeiter von Logistikdienstleistern sind täglich im Einsatz. Zudem sind 90 Prozent aller Postfilialen weiterhin geöffnet. Jene, die geschlossen werden, bleiben außerdem noch so lange offen, bis – etwa in Form eines "Postpartners" – Ersatz gefunden ist.

Die Post plant zudem eine Erweiterung ihres Shoppingportals "Shöpping". Hier soll vor allem für Händler der "Onboarding"-Prozess beschleunigt werden, um mehr Angebote auf die Plattform zu bringen. Den in der Selbstisolation sitzenden Nutzern soll dies den Einkauf beim "Onlinehändler ums Eck" (Zitat Köstinger) schmackhaft machen. Viele Geschäftsbetreiber haben in kurzer Zeit Webshops eingerichtet.

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Digitalisierungsschub

A1-Chef Thomas Arnoldner betonte die Stabilität der Netzinfrastruktur. Zudem habe man kurzfristig die Corona-Hotline 1450 von einem anderen Anbieter übernommen und auch die Regierung und zahlreiche Unternehmen bei Digitalisierungsmaßnahmen unterstützt. Vielfach ging es dabei etwa um den Übergang vom Büro ins Homeoffice. Auch die Kundenbetreuer des Unternehmens arbeiten nun von daheim aus.

Arnoldner spricht aber auch von Einbußen, bedingt etwa durch den Ausfall von Roamingeinnahmen oder gestoppte Digitalisierungsprojekte in Unternehmen sowie Mehrkosten für die Betreuung der Infrastruktur. Er rechnet jedoch damit, dass "diese Krise noch einmal einen deutlichen Digitalisierungsschub bringen" werde.

Kritik an deutschen Anbietern

Magenta-CEO Andreas Bierwirth berichtet, dass man in den letzten Wochen ein "Datenwachstum" beobachtet habe, wie man es sonst normal innerhalb eines Jahres verzeichnet. Er sieht es positiv: Die Leute "reden wieder mehr miteinander." Das Magenta-Netz werde den aktuellen Anforderungen auch monatelang standhalten können. "Die Zukunft wird noch digitaler" sein, sagt Bierwirth. Ein Wandel, wie er in der jüngsten Zeit stattgefunden habe, hätte im Normalfall wohl mehrere Jahre gedauert.

Im Unternehmen sei man aktuell "sehr stolz" darauf, in dieser Situation helfen zu können und auch Anerkennung zu erfahren. Das gelte besonders für die Mitarbeiter, die nach wie vor für Kunden da seien und wichtige Termine wahrnehmen würden. Kritik übt er an den deutschen Branchenkollegen. Dort seien die Telekom-Shops als Erstes geschlossen worden, während etwa Friseure noch offen gewesen seien.

Vermehrte Last tagsüber

Jan Trionow von "3" berichtet von einer deutlichen Verschiebung der Netzlast. Die Spitzenzeiten seien nach wie vor am Abend, auch bedingt durch Videostreaming. Doch auch untertags seien deutliche Anstiege zu sehen. Mit der vermehrten Netznutzung geht auch vermehrte Last für den telefonischen Kundensupport einher, wo es mittlerweile um 20 Prozent mehr Anrufe gebe.

Auch Trionow lobt die Qualität der heimischen Netze. Es gebe aber immer wieder Fälle, wo die Kapazitäten eng würden. Daher betreibe man nicht nur einen reinen Notdienst, sondern sei laufend im Einsatz, um auf Probleme zu reagieren. Das Land sei im Notbetrieb, die Netze allerdings im Maximalbetrieb.

Von links: Jan Trionow ("3"), Thomas Arnoldner (A1), Elisabeth Köstinger (Digitalministerin), Georg Pölzl (Post) und Andreas Bierwirth (Magenta).
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Der 5G-Ausbau liegt derzeit mehr oder weniger auf Eis. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wird sich die Auktion für das nächste Frequenzpaket – diese hätte bis Sommer abgewickelt sein sollen – verschieben, erläuterte Köstinger. Für die Terminansetzung ist weiterhin die RTR verantwortlich. Mit einem neuen Termin sei nach der Krise zu rechnen.

Bewegungsdaten laut A1 "vollkommen datenschutzkonform"

Was die Nutzung von Handydaten angeht, zeigt sich die Ministerin froh, dass man "innovative Wege" gefunden habe, um die Informationen anonymisiert auszuwerten. A1-Chef Arnoldner betont, dass man keine individuellen Bewegungsdaten übermittle, sondern anonymisierte und aggregiert Bewegungsmuster.

Sie seien – auch laut Datenschutzbehörde – "vollkommen datenschutzkonform". Mit diesen lasse sich feststellen, wie wirksam die Maßnahmen der Regierung in Sachen Ausgangsbeschränkungen seien, und könne sie auch für Vorhersagemodelle zur Ausbreitung von Sars-CoV-2 nutzen. Das könne "Menschenleben retten". Man habe die Umsetzung auch vom TÜV überprüfen lassen. Es sei auch öffentlich einsehbar, aus welchen 30 Städten und Gemeinden die Daten stammen. Ein Rückschluss auf einzelne Nutzer sei "denkunmöglich", so Arnoldner.

Auch Magenta könnte bald Daten liefern

Aggregierte Daten lieferten "Fakten für Entscheidungen", beispielsweise um zu erfahren, wie viele Menschen sich noch aus Tirol hinausbewegen, ergänzt Magenta-Chef Bierwirth. Auch von Magenta werden Bewegungsdaten bereitgestellt.

Bei "3" wird erwogen, dem Beispiel der beiden anderen Netzbetreiber zu folgen, so Trionow. Diesbezüglich sei man aktuell "in Gesprächen" mit der Regierung. In Sachen 5G wolle man die "Herausforderung Aufholjagd" nach der Pandemie annehmen. Man rechne damit, dass man die Verspätung im Ausbau schon in drei Jahren nicht mehr merken werde.

Keine Schutzmasken für Post-Mitarbeiter

Die Post setzt beim Schutz für ihre Mitarbeiter vor allem auf Verhaltensregeln, sagt Generaldirektor Georg Pölzl. Sie haben etwa die Anweisung, Abstand zu wahren und Sendungen "kontaktlos zu übergeben". Pakete werden vor der Tür abgestellt und anschließend geklingelt. Teilweise unterschreiben die Zusteller auf Wunsch im Namen des Kunden.

Die Mitarbeiter erhalten zudem Handschuhe. Man hat sich aber gegen Schutzmasken entschieden. Diese würden nur scheinbar Schutz bieten und könnten unvorsichtiges Verhalten begünstigen, so Pölzl. In den Filialen der Post hat man an den Kassenstellen Plexiglasschilde installiert, wie man sie auch im Einzelhandel findet. Auch in Quarantänegebieten – etwa Tirol – bleibt der Betrieb aufrecht. (gpi, 26.3.2020)