Das Team ist nicht wie gewohnt da. Es ist auch für Erfahrene anders als in den Krisen davor.

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Die Covid-19-Krise katapultiert uns erbarmungslos aus der Komfortzone. Und zwar alle. Je nach gelerntem Bewältigungsmodus gehen wir unterschiedlich damit um. Damit Krisenmanagement im und ins Homeoffice gelingt, benötigen Führungskräfte jetzt selbst Inspiration, Halt und Unterstützung. Das haben die Unternehmen erkannt, die durch die Finanzkrise 2008 erschüttert wurden. Die Unternehmen, die schnell reagierten, Führungskräften Verantwortung und Rüstzeug gaben, erholten sich danach rascher.

Doch gelten dieselben Regeln wie bei vergangenen Krisen? Oder sind Führungskräfte nicht darüber hinaus mit neuen Aufgaben konfrontiert? Der plötzliche Umzug in die Homeoffices, Social Distancing, rasch technisches Wissen erlernen zu müssen, greifen viel tiefer in das Leben der Menschen ein als alle Krisen davor. Unternehmen werden nun großteils virtuell gesteuert.

Homeoffice-Beginners

In der ersten Woche zu Hause (Homeoffice-Beginners) war noch die technische Umstellung, die Einrichtung des Homeoffice und die Strukturierung neben Entwurf und Aufsetzen aller Aktivitäten zur Sicherung des Unternehmens vorrangig.

Homeoffice Routiniers

In der aktuellen Phase zwei, die meistens mit der zweiten Woche im Krisenmodus beginnt ("Homeoffice-Routiniers"), geht es darum, Stabilität und Routinen miteinander zu erzeugen. Hohe Gefahr besteht in den Videokonferenzen im Übersehen von nicht so leicht sichtbaren Sorgen und Ängsten der Mitarbeitenden. Führungskräfte sind gefordert, Menschen echt zuzuhören, auch zwischen den Zeilen zu lesen und sofort zu handeln. Ohne Empathie geht es nicht.

Führungskräfte agieren unter besonderem Druck mit hohem Einsatz. Hier seitens des Unternehmens Möglichkeiten des Austauschs, Inputs, Hilfestellung durch Stress-Hotlines, Webinare, Online-Coachings zu geben, hilft, gesünder und effektiver in die neue Zeit zu führen. Besonders beliebt sind dafür in den Unternehmen, mit denen ich arbeite, gemeinsames Kaffeetrinken oder sogar Singen oder Meditieren und Turnen.

Nach einigen Wochen, das weiß man aus zahlreichen Studien zu Quarantäne, sinken Motivation und Produktivität, Sorgen und Ängste entstehen unkontrolliert. Das ist die nächste Phase.

Homeoffice-Veteranen

In der dritten Phase, in der die meisten noch nicht sind ("Homeoffice-Veteranen"), sind Führungskräfte als Energiebringer und Gestalter noch mehr gefragt. Gemeinsames Lernen, Entwickeln besserer Zusammenarbeit und Prozesse zu verbessern – das ist jetzt zu tun.

In allen Phasen ist es wichtig, Zuversicht zu bewahren: runter vom Aktionismus, besonnen abwägen und entscheiden und Mut, Dinge zu tun, von denen man nicht weiß, ob sie erfolgreich sein werden. Es geht darum, die nahe Zukunft besprechbar und bearbeitbar zu machen, zu kommunizieren, wie man gemeinsam Hürden und Rückschläge schaffen wird.

Denn eines ist klar: Die Zukunft können wir als Lernchance sehen und danach leben, wir müssen aber auch realistisch genug die Situation – jenseits der Katastrophenmeldungen – einschätzen und das Unternehmen darauf vorbereiten. (Susanna Wieseneder, 27.3.2020)