Ein Bild aus besseren Tagen: Miriam und Armin am Anfang ihrer Reise.

Foto: Solmates.at

Cusco liegt im peruanischen Andenhochland und ist bei Touristen als "Hauptstadt der Inkas" beliebt.

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Es hätte die Reise ihres Lebens sein sollen. Mitte November checkten Miriam und Armin in Wien Richtung Mexiko ein. Ein halbes Jahr wollte das Paar in Lateinamerika endlich eine Auszeit vom Berufsalltag nehmen. Ihre Traumreise führte sie von Mexiko nach Costa Rica, Panama, Kolumbien, Ecuador und schließlich, Anfang März, nach Peru.

Am 13. März sollte das Abenteuer aber eine ganz andere Dimension bekommen. An diesem Tag, sie waren mittlerweile in Cusco mitten im peruanischen Andenhochland angekommen, hörten die beiden erstmals Gerüchte über eine baldige Flugsperre in Peru – wegen eines neuartigen Coronavirus.

Noch am selben Tag kontaktierten die beiden die österreichischen Botschaften in Peru und Argentinien, das die nächste Station auf dem Reiseplan gewesen wäre. Die Rückmeldung aus Lima kam nach zwei Tagen. Man solle sich unverzüglich auf den Rückweg nach Österreich machen. Das Paar buchte einen "Panikflug" über Rio de Janeiro und Lissabon nach Hause. Er wurde gecancelt. Andere Direktflüge nach Europa waren noch zu bekommen, kosteten aber mittlerweile einige tausend Euro.

Weg nach Lima

Inzwischen hatte Peru auf das Voranschreiten des Coronavirus mit Ausgangssperren reagiert, Reisen innerhalb des Landes sind aktuell untersagt. Eine Weiterreise nach Lima, von wo aus nur noch Repatriierungsflüge stattfinden, ist aktuell nicht möglich. Auch wenn sich María-Sophía Jürgens de Hermoza, Honorarkonsulin in Cusco, um Transportmöglichkeiten und Sondergenehmigungen bemüht, wie Armin berichtet. Freilich betont sie gleichzeitig, sie könne nichts versprechen. Das Wort "versprechen", schreibt sie in einer E-Mail an die einigen hundert betroffenen Deutschen und acht Österreicher, habe sich "ungewollt aus meinem Wortschatz geschlichen".

In Cusco sitzen derzeit hunderte Touristen aus aller Herren Länder fest. In ihrem Hotel seien es derzeit etwas mehr als 20, berichten Miriam und Armin. Dabei haben sie noch Glück gehabt. Sie wechselten von einem Backpacker-Hostel in ihr aktuelles Hotel, wo der Manager sehr bemüht um seine Gäste sei. Er gibt Spanisch-Unterricht, stellte eine Küche zur Selbstversorgung zur Verfügung.

In anderen Hostels herrsche oft komplette Quarantäne, berichtet Armin. Berichte von Razzien seien zu hören. Betroffene erzählen außerdem von engsten Verhältnissen und Mehrbettzimmern, in denen sie ihre Tage verbringen müssen. Das Essen wird vor die Tür gestellt.

Obwohl Peru – zumindest offiziell – noch nicht massiv betroffen ist, herrscht eine strenge Ausgangssperre, die von Polizei und Militär kontrolliert wird. In Peru sind derzeit etwa 500 Corona-Fälle dokumentiert, neun Todesopfer scheinen in der Statistik auf. Eines davon ist in Cusco selbst zu beklagen. Anfang der Woche starb ein 75-jähriger Tourist aus Yucatan.

Ablenkung gesucht

Als die Suche nach dem Formular A38 bezeichnet Miriam ihre aktuelle Odyssee der Eintragungen in diverse Rückkehrerlisten mit Bezug auf "Asterix erobert Rom". Bürokratie lenkt zumindest ab. Zur Entspannung wird auch schon mal die in Panama erworbene Gitarre eingesetzt.

Diese Woche soll ein weiterer Flug für deutsche Staatsbürger in Lima starten. Armin und Miriam hoffen, dass die Bemühungen der Konsulin diesmal fruchten und sie einen Platz in dieser Maschine bekommen.

Die Zeit drängt nämlich, wie auch der österreichische Außenminister immer wieder betont. Immer mehr Länder verfügen Grenzschließungen und erwägen auch Luftraumschließungen. Dass der Außenminister sich vor laufender Kamera über Touristen echauffierte, die schnell noch ihre Trekkingtouren abschließen wollen und Rückflüge deshalb dankend ablehnen, hat die beiden zumindest irritiert. "Wir schließen nicht aus, dass es Personen gibt, die den Ernst der Lage nicht verstanden haben. Für die meisten ist die Lage aber komplizierter, als sich für oder gegen einen Flug zu entscheiden."

Verständnis und Geduld

Trotzdem haben die beiden natürlich Verständnis für die Ausnahmesituation, in der sich auch die Behörden befinden. "Wir bleiben geduldig", betonen sie. Auch das Geld sei bis zumindest Ende April bemessen, erst dann hätte ihre Reise in Argentinien enden sollen. Am meisten nage jedoch die Ungewissheit an ihnen: "Jeden Tag bekommen wir neue Nachrichten und sind am Ende des Tages in etwa genauso schlau wie zuvor." Sie hoffen einfach nur, bald einen Rückflug zu haben.

An die 5.000 Österreicherinnen und Österreicher wurden bereits aus dem Ausland wieder eingeflogen. 150.000 Gespräche hat die zuständige Hotline des Außenministeriums in den letzten beiden Wochen geführt. Zehntausende sitzen nach wie vor in diversen Ländern weltweit fest. (Aufgezeichnet von Manuela Honsig-Erlenburg, 26.3.2020)