Auf Baustellen darf gearbeitet werden, dennoch verzichten viele lieber darauf.

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Wer kurz vor der Coronakrise eine Renovierung gestartet hat, der muss sich aktuell überlegen, wie es weitergehen soll. Eine neues Bad oder ein Zubau? Vielen dürfte dafür jetzt Material oder Werkzeug fehlen. Denn Baumärkte haben geschlossen. Selbermachern bleibt also nichts anderes übrig als abzuwarten.

Und Profis? "Die Rechtslage gibt es her, dass weitergearbeitet wird", sagt Andreas Ruby von der Wiener Landesinnung Bau und Christian Atzmüller, Bundesinnungsmeister der Installateure, ergänzt: "Baustellen und Montagen sind zulässig."

Manche Firmen haben zwar noch Material, dennoch gebe es Kunden, "die von sich aus die Baustelle stoppen wollen", so Ruby. Das kennt auch Boris Passler vom Wiener Installateur-Betrieb Ekkehard Passler. Manche Kunden hätten angerufen, um Termine abzusagen: "Sie wollen die tropfende Armatur in der Küche jetzt doch nicht getauscht haben, sowas muss ja nicht unbedingt sein", so Passler. Man arbeite derzeit mit acht, statt 20 Mitarbeitern, "um systemerhaltend tätig zu sein", wie Passler es nennt. Damit sind Rohrgebrechen gemeint oder wenn Heizung oder Warmwasser ausfallen.

Was notwendig ist

Von sich aus habe das Unternehmen Termine abgesagt, die nicht unbedingt notwendig sind, so Passler: "Ob eine Therme jetzt gewartet wird oder in einem Monat, macht keinen Unterschied." Auch Badezimmerplanungen dürfe und wolle man derzeit nicht machen. Bestimmte Baustellen werden aber abgeschlossen: "Dass wir aber ein Badezimmer fertig machen, wo eine Familie in eine Ausweichwohnung gezogen ist und darauf wartet, wieder in ihren eigenen Haushalt zurückzukehren, das halten wir für notwendig."

Gleichzeitig gibt es Kunden, die gerade jetzt einen Installateur rufen – "nach dem Motto: jetzt wo wir eh daheim sind", sagt Passler. Wo noch gearbeitet wird, werden Hygienevorschriften eingehalten und mindestens ein Meter Abstand gehalten, auch wenn das auf Baustellen schwierig werden kann, wie Atzmüller sagt. Zudem wird Schutzkleidung getragen.

Bei der Firma Passler sind die Teams derzeit auf leeren Baustellen im Einsatz, also in Wohnungen, die leer stehen und wo die Mitarbeiter der Firma alleine arbeiten können. Der Arbeitsweg wird mit dem Auto angetreten und nicht mit den Öffis. Zudem wurde der Arbeitsbeginn der Monteure gestaffelt, "dass sie sich in der Früh nicht in der Firma treffen", sagt Passler. Auch die Kunden werden gebeten, möglichst Abstand zu den Mitarbeitern zu halten.

Resturlaub abbauen

Auch bei den Angestellten gibt es unterschiedliche Bedürfnisse. "Viele wollen arbeiten, andere, vor allem Mitarbeiter mit Familien, wollen jetzt lieber Stunden und Resturlaube abbauen", sagt Ruby. Einfach der Arbeit fernzubleiben, das gehe aber nicht, so Atzmüller. Immer wieder gebe es auch Mitarbeiter, die sich vorsorglich krank melden, um einer möglichen Ansteckungsgefahr nicht ausgesetzt zu sein.

Akquise finde aktuell keine statt, sagt Passler – er macht sich daher Sorgen um die Auftragslage nach der Krise. Einzelne Unternehmer hat es jetzt schon hart getroffen. So erzählt etwa Roman Enzminger vom gleichnamigen Baukoordinations-Unternehmen: "Alle sind mir davon gelaufen." Vor allem Mitarbeiter, aus dem Ausland könnten derzeit nicht nach Österreich, so Enzminger: "Und auch die Kunden wollen keine Baustellen mehr." Zudem werde kaum noch Material geliefert.

Für Handwerker und Renovierer ist derzeit also Abwarten angesagt, oder: Liefern lassen. Denn wie viele anderer Unternehmen, haben sich auch Baumärkte in der Krise Alternativen einfallen lassen. Viele liefern ihre Produkte nun bis vor die Haustüre – wenn auch mit Verzögerungen aufgrund der hohen Nachfrage. Und sie beraten online und zwar alle, die gerade jetzt motiviert sind und sich ebenfalls denken: "Jetzt, wo wir eh daheim sind." (Bernadette Redl, 29.3.2020)