Die OMV-Raffinerie in Schwechat nahe dem Flughafengelände ist stark betroffen vom Stillstand im Flugverkehr.

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In Zeiten wie diesen sind Planzahlen stabil wie Pudding. Diese schmerzliche Erfahrung macht neben anderen großen wie kleinen Unternehmen auch der Mineralöl- und bald auch Petrochemiekonzern OMV. Österreichs größter Industriebetrieb kürzt Investitionen, verschiebt Projekte und spart Kosten an allen Ecken und Enden. Allein 2020, das wohl als Corona-Krisen-Jahr in die Annalen eingehen wird, soll die Belastung unterm Strich um gut vier Milliarden Euro sinken.

Noch Mitte März bei Ankündigung der 4,1 Milliarden schweren Aufstockung der Anteile am Kunststoffhersteller Borealis von 36 auf 75 Prozent versuchte der Konzern mit vergleichsweise moderaten Anpassungen durch die Krise zu kommen. Zwei Wochen später ist die Lage eine andere.

Investitionskürzung

Die heuer für das organische Wachstum geplant gewesenen Investitionen werden nicht nur um 200 Millionen Euro zurückgenommen wie Mitte März angekündigt, sondern um rund 500 Millionen Euro. Statt 2,4 Milliarden sollen folglich nur noch 1,9 Milliarden Euro investiert werden.

Zusätzlich ist geplant, den Fixblock an Kosten von rund einer Milliarde Euro um etwa 200 Millionen Euro zu senken. Außerdem werden kurz vor Umsetzung stehende Projekte im Ausmaß von zusammen rund 1,5 Milliarden Euro auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, darunter der Einstieg in das Achimov-Gasfeld in Russland. Das alles und mehr soll helfen, "die Finanzkraft und die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens sicherzustellen", teilte die OMV am Donnerstag mit.

Kaufpreis für Borealis in Tranchen

Zu dem "mehr" gehört eine weitere Vereinbarung, die OMV mit dem Minderheitsaktionär Mubadala (früher Ipic) aus Abu Dhabi, der zurzeit auch die Mehrheit am Joint Venture Borealis hält, geschlossen hat: Statt sofort bei Closing des Deals kann die OMV die als Kaufpreis vereinbarten gut vier Milliarden Euro in zwei Tranchen überweisen, die erste Ende 2020, die letzte Ende 2021.

Das wirtschaftliche Umfeld habe sich deutlich verschlechtert, sagte OMV-Sprecher Andreas Rinofner dem STANDARD. Während man im Jänner und Februar noch eine Zunahme der Benzin- und Dieselverkäufe registriert habe, sei dies im laufenden Monat anders.

Kurzarbeit noch nicht fix

Der Absatz von Ottokraftstoffen sei im März stark eingebrochen. Allein in Wien haben Pkw-Fahrten durch die verhängten Ausgangsbeschränkungen Schätzungen zufolge um rund 40 Prozent abgenommen. Rückläufig sei mittlerweile auch der Verkauf von Diesel. Fast gänzlich zum Erliegen gekommen sei die Nachfrage nach Flugbenzin.

Zu schaffen macht der OMV auch der Rohölpreis, der momentan um gut 50 Prozent unter den für den Budgetplan 2020 angenommenen 60 Dollar je Fass (159 Liter) liegt. Eine Entscheidung in Sachen Kurzarbeit ist bei der OMV noch nicht gefallen.

Die OMV-Aktie hat am Donnerstag nach anfänglich stärkeren Verlusten nur mehr leicht im Minus geschlossen. (Günther Strobl, 26.3.2020)