Dominik Barta, "Vom Land". 18,50 Euro / 164 Seiten. Zsolnay-Verlag, Wien 2020

Cover: Zsolnay

Mit seinem Debüt mit dem wunderbar schlichten wie doppelsinnigen Titel Vom Land hat der junge Autor Dominik Barta – im Gegensatz zu seiner Kollegin Helena Adler – die sicherlich konventionellere literarische Aufarbeitung vom Leben auf dem Land geliefert. Spannend aber werden Bartas Diagnosen, wenn es politisch wird, auch wenn sein Plot scheinbar voll von Klischees ist: eine Bäuerin und Mutter, die nicht mehr kann; ein alter Bauer, der schweigt; die erwachsenen Kinder, sprich Geschwister, die alle zerstritten sind; ein Dorf, das gegen Flüchtlinge vorgeht; ein Pater, der hilft.

Aber jeder, der irgendwo mit den Gepflogenheiten auf dem Land vertraut ist, egal wo, Barta selbst kommt aus Oberösterreich, weiß, dass in der Provinz Klischees und Realität allzu gerne aufeinandertreffen: dass sich viele Männer mit der sozialen Enge eines Dorfs und seinen Gegebenheiten oft besser abfinden und arrangieren, sie können immerhin ins Wirtshaus gehen, aber Frauen daran oft zugrunde gehen.

Die abgerackerte Theresa Weichselbaum leidet mit über sechzig an einem Burnout, an Erschöpfung, Depressionen. Das stille Leid auf dem Land hat viele Gesichter. Die harte Arbeit am Hof, die Kinder, eine lieb- und leblose Beziehung haben das alles ein Leben lang zugedeckt. Theresa ist der wundeste Punkt dieser zerbröselnden Familienverhältnisse.

Hoffnung und Angst

Auch wenn Dominik Barta als Autor in der Beschreibung dieser sprachlosen Verhältnisse, in denen Chauvinismus, Homophobie und Rassismus zu Hause sind, vieles zu sehr ausformuliert hat, hat er mit Vom Land dennoch einen neuralgischen Punkt getroffen. Er erzählt die landläufige Geschichte der politischen Polarisierung zwischen links und rechts, Mitmenschlichkeit und Ausländerfeindlichkeit, Hoffnung und Angst, die nicht bloß eine dörfliche Gesellschaft, sondern auch eine Familie spaltet – und zerstört.

Hoffnung liefert uns der Autor in Form des Enkels: Daniel ist politisch noch unverbildet und befreundet sich mit dem syrischen Flüchtlingsjungen, und der darf dann wiederum auf dem großväterlichen Hof mithelfen und zeichnet somit ein Modell auf, wie Synergien stattfinden könnten, immer noch in der Möglichkeitsform formuliert.

Schade, dass das "Outing" der Erzählstimme, der jüngste Sohn, der mittlerweile in der Stadt lebt, erst am Ende des Romans stattfindet, wie es ihm "als schwules Kind in Pielitz" ergangen ist. Dominik Barta könnte so etwas wie ein Édouard Louis der jungen österreichischen Literaturlandschaft sein. (Mia Eidlhuber, 29.3.2020)