Wenn alle ein wenig helfen, können viele es schaffen. So die Philosophie hinter Crowdinvesting. Die Crowdplattform Conda hat eine Hilfsaktion für Unternehmen gestartet, um ihnen durch die Corona-Krise zu helfen.

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Die Bekämpfung des Coronavirus und die damit verbundenen Geschäftsschließungen treffen vor allem kleine Betriebe hart. Oft ist die Existenz bedroht, was man lange aufgebaut hat, droht innerhalb weniger Wochen zu zerbrechen.

Die Crowdinvestingplattform Conda will diesen Unternehmen helfen, durch die aktuell wirtschaftlich harte Zeit zu kommen. Mit dem Tool Conda hilft können Unternehmer eine Kampagne schalten und sich so direkt an Investoren richten. Damit soll erreicht werden, dass kritische Liquiditätssituationen vermieden werden. Die Abwicklung (Anmeldung, Unterlagen bereitstellen, Kampagne schalten) läuft ausschließlich digital. Conda selbst verzichtet bei dieser Aktion auf die eigene Marge. In Rechnung gestellt werden nur Drittkosten – etwa für den Payment-Provider, die rechtliche Prüfung der Unterlagen, die Erstellung der Kampagnen-Unterlagen und das technische Set-up sowie die eigenen Kosten (etwa Mitarbeiterkosten).

Große Nachfrage

Das Interesse an der Mitte März gestarteten Aktion ist groß. In den ersten Tagen sind bereits mehr als 100 Anfragen bei Conda eingegangen. Gemeldet haben sich bisher Unternehmen vom EPU bis hin zu gestandenen mittelständischen Unternehmen aus den verschiedensten Branchen (Handel, Gastro, Hotel, B2B-Dienstleister et cetera).

Die erste Kampagne ist bereits online. Das Wiener Unternehmen Starbike hat nach fünf Tagen Vorlaufzeit seine Projekt bereits online gestellt. Die Wiener Firma verkauft Fahrräder, Fahrradkleidung sowie -zubehör und bietet einen Reparatur- sowie Leihservice. Da das erst 2019 gestaltete neue Geschäftslokal bis auf weiteres geschlossen ist, benötigt Starbike die Unterstützung der Crowd. Ziel ist, 150.000 Euro einzusammeln. Der jährliche Zinssatz beträgt acht Prozent, der umsatzabhängige Bonuszinssatz vier Prozent pro Jahr. Der Vertrag läuft fünf Jahre lang, die Zinszahlung erfolgt in Form von Starbike-Wertgutscheinen. Die Crowdinvestoren können sich ab dem Mindestbetrag von 100 Euro beteiligen.

"Wir sind mit großen Zielen in unser neues Geschäft im Nordbahnviertel gezogen. Durch die Corona-Krise sind unsere ambitionierten Pläne verschoben. Wir können zwar unsere Werkstatt eingeschränkt betreiben, das Geschäft muss allerdings geschlossen bleiben", sagen die Starbike-Geschäftsführer Michael Tolksdorf und Michael Knoll. Jetzt gehe es darum, diese Zeit zu überstehen.

Naturalien statt Zinsen

Von den Unternehmen sonst üblich angebotene Zinsen und Rückzahlungen können im Rahmen der Conda-hilft-Aktion auch als Naturalleistungen (etwa Produkte oder Gutscheine) gestaltet werden. So werde nicht nur schnell Liquidität geschaffen, sondern auch der Umsatz des Unternehmens gestützt. "Wir haben in Österreich mit Crowdinvesting ein Instrument, um nötige Überbrückungsfinanzierungen in schwierigen Situationen so einfach wie möglich aufzunehmen", sagt Conda-Gründer Daniel Horak.

"Unternehmern können oft in ihrem unmittelbaren Umfeld finanzielle Unterstützung erhalten, etwa von Kunden, Partnern, Lieferanten oder Nachbarn", sagt Horak. Mit Conda hilft können Unternehmer einen rechtlich sicheren Rahmen und eine ausgereifte technische Lösung nutzen, um Geld aufzunehmen. Denn die via Conda durchgeführten Finanzierungen stehen auch rechtlich auf soliden Beinen. Die Unternehmen können Kapital in Form von Nachrangdarlehen nach dem Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG) von Unterstützern aufnehmen.

"Betroffene Unternehmen benötigen jetzt einen Finanzierungsmix. Die öffentlichen Hilfen sind wichtig und sollten unbedingt wahrgenommen werden. Sie werden wohl aber auch schnell verbraucht sein, die Abwicklung kann dauern. Darüber hinaus kann man sich eben auch an die Crowd wenden. Es geht darum, von einigen wenigen Unterstützern die vielleicht wenigen zehntausend Euro zu bekommen, die einem kleinen Unternehmen das Überleben in der Corona-Krise garantieren können", sagt Horak.

So geht's

Auf conda-hilft.at können Unternehmen Angaben zu ihrem Business machen und den konkreten Finanzierungsbedarf eingeben. Innerhalb von wenigen Tagen und nach einem positiven rechtlichen Check ist die Kampagne online. Das Unternehmen entscheidet, ob die Kampagne öffentlich sichtbar oder nur ausgewählten Unterstützern via Passwort und Login zugänglich ist.

Conda hilft will sich nicht als Konkurrenz zu Gutscheinplattformen sehen. Es gebe jedoch ein jahrelang etabliertes Netzwerk, auf das jetzt zurückgegriffen werden könne, sagt Horak. Conda wurde 2013 als Investingplattform für Start-ups und KMUs gegründet. Seit der Gründung konnte das Unternehmen 120 Projekte mit über 31 Millionen Euro finanzieren. Mittlerweile zählt Conda laut eigenen Angaben mehr als 30.000 internationale Investoren zu seiner Community und gibt diesen die Möglichkeit, länderübergreifend in Unternehmen in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein, Slowenien, der Slowakei und in Polen zu investieren. (Bettina Pfluger, 27.3.2020)