Streamen, fernschauen, Sport, Buch lesen, vielleicht gamen. Und das Ganze noch einmal. Irgendwann wird der Medienkonsum allein dann doch ein wenig monoton, die Videochats irgendwie zu wenig. Freunde oder woanders lebende Familie zu treffen bleibt aber ausgeschlossen. Vor allem wer allein lebt, kann in der Selbstisolation schnell einmal einsam werden. Gemeinsame Aktivitäten bleiben aber keine Option.

Außer man verlagert sie in die virtuelle Welt – denn einige Spiele, die normalerweise für Co-Op am Sofa gedacht sind, lassen sich ohne Probleme auch digital spielen. Discord, Hangouts und Co erlauben nämlich, den Bildschirm zu streamen – mit Voice-Chat, Webcam und manchmal dem Smartphone als Controller gelingt dann doch so etwas wie ein Spieleabend. Dafür brauchen nicht alle Spieler einen leistungsstarken PC – somit können auch jene Freunde mitmachen, die sonst nicht viel mit Videospielen am Hut haben.

Jackbox Party Packs

Eine heiße Empfehlung in diesem Zusammenhang sind die Jackbox Party Games – ein jährlich erscheinendes Bündel an Spielen, die vor allem die Kreativität der Spieler fordern. Beispielsweise schlüpft man in "Mad Verse City" in die Rolle eines Roboters, der mit den anderen Teilnehmern ein Rap-Battle abhält – sämtliche Eingaben werden dann selbstverständlich auch mit betont digitaler Stimme vorgerappt, dann wählen die Spieler aus, wer die besten Reime von sich gegeben hat. Die Eingabe erfolgt über das Smartphone, dafür muss nur die Website des Herstellers aufgesucht werden. Als gemeinsamer Bildschirm fungiert der Stream des Besitzers des Games.

Jackbox Games

Bei "Split The Room" kommen hingegen solche Szenarien zustande: "Jedes Mal, wenn Sie das Klo besuchen, erleichtern Sie sich um einen 50-Euro-Schein. Blöderweise kommt aber jedes Mal auch ____ heraus. Halten Sie den Schmerz aus oder besuchen Sie einen Arzt?" Würden Sie das Spiel spielen, müssten Sie und Ihre Mitspieler nun den Leerraum für diese Vorstellung füllen. Das Ziel: dafür zu sorgen, dass bei der anschließenden Stimmabgabe so viel Uneinigkeit wie möglich herrscht.

Screenshot aus "Split The Room".
Foto: jackbox

Im populären "Quiplash" spielt man wiederum mehr oder weniger "Cards Against Humanity", mit der Besonderheit, dass man selbst auswählt, was auf den weißen Karten steht. Und bei "Monster Seeking Monster" tindert man plötzlich mit seinen Freunden, außer dass eigentlich jeder Spieler heimlich ein Monster ist, das ein bestimmtes Ziel verfolgt, um am Ende das Dating-Game zu gewinnen.

In jedem Paket stehen fünf unterschiedliche Spiele zur Verfügung, insgesamt gibt es aktuell sechs Party Packs. Für Einsteiger in das Jackbox-Universum ist wohl das fünfte Pack am empfehlenswertesten, da hier die Sammlung besonders facettenreich ist und wohl für jeden Spielertyp eine Auswahl bietet ("Split The Room" und "Mad Verse City" etwa sind beide enthalten). Alternativ ist aber auch das zweite Party-Pack als erstes Spiel ratsam, da es mit "Quiplash" ebenso viele amüsante Stunden bei virtuellen Spieleabenden ermöglicht, dazu kommt das Trivia-Spiel "Fibbage". Das einzige Manko der Jackbox-Reihe: Englischkenntnisse sind erforderlich, da es keine deutschsprachige Version gibt.

The Yawhg, Monster Prom, Fhtagn

Bald kehrt er zurück, der böse Yawhg. Was das genau ist, bleibt erst einmal offen. In drei Wochen findet bei "Monster Prom" der große Monsterball statt, aber ein Date hat man noch nicht. Und bei "Fhtagn" ist man in naher Zukunft mit einem dunklen Ritual konfrontiert.

Screenshot aus "The Yawhg".
Foto: Damian Sommer/the yawhg

Was diese Spiele eint, ist ihr simples Spielprinzip: Nachdem die Spielerzahl ausgewählt ist, kommt in jeder Runde jeder einmal dran. Dabei entscheidet man, welchen Ort man besuchen möchte und welche Aktivität man verfolgt. Damit stärkt man unterschiedliche Fähigkeiten seines Charakters – gefolgt von einem zufälligen, unterhaltsamen Event. Jeweils am Ende des Spiels werden diese Entscheidungen dann relevant.

Wer eine schnelllebige Runde mit Freunden spielen möchte, darf einen Blick auf "The Yawhg", "Monster Prom" oder "Fhtagn" werfen. Die Games erinnern entfernt an eine sehr, sehr simple Version eines Oneshots bei einem Pen-and-Paper – ganz ohne Vorbereitung und mit vielen lustigen Szenarien. Der Besitzer des Spiels fungiert dann am besten als der vorlesende Spielleiter, während die anderen Mitspieler via Stream die Entscheidungen ihres Charakters treffen. Auch hier sind Englischkenntnisse gefragt, wobei der Erzähler die kurzen Texte auch in Echtzeit mitübersetzen kann.

Eon Altar

Nicht ganz so kurzlebig, aber vielleicht für mehrere Spieleabende kann "Eon Altar" begeistern. Als Rollenspiel überzeugt das Game nicht besonders, da die wenig mitreißende Story schnell in Vergessenheit gerät und auch das Gameplay mit rundenbasierten Kämpfen eher unterdurchschnittlich ist. Besonders ist aber die Möglichkeit, das Smartphone als Controller zu nutzen.

Das bringt einige einzigartige Vorteile: So haben Spieler teilweise persönliche Quests, die aber unterschiedliche Ziele erfordern. Als Spieler kann man sich entscheiden, ob man diese geheimen Pläne offenbart oder aber diese geheim hält und seine Freunde im späteren Verlauf ein bisschen hintergeht. Normalerweise spielt man "Eon Altar" gemeinsam auf der Couch, via Stream lässt es sich aber auch in der Selbstisolation spielen. Auch bei diesem Indie-Game sind leider Englischkenntnisse notwendig.

Haben Sie Empfehlungen für Spiele, die sich mit wenig Aufwand via Videochat spielen lassen? Teilen Sie sie im Forum! (Muzayen Al-Youssef, 12.4.2020)