"Eigentlich ist das jetzt die geschäftigste Zeit, ein Drittel des Jahresumsatzes entfällt auf die Wochen um Ostern. Da fangen die Märkte an, die Hotellerie und Gastronomie bestellt, auch die Privatkundschaft – normalerweise. Jetzt ist nichts mehr normal, mit dem Coronavirus hat sich alles rapide verändert.
Ich habe 30 Ziegen im Stall, 18 werden gemolken, die geben rund 50 Liter pro Tag. Statt Frischkäse zu machen, Bällchen zu formen, in Gläser zu füllen oder mit Speck zu ummanteln muss ich die Milch Milch sein lassen und an die jungen Ziegen verfüttern. Die Gasthäuser haben zu, somit fehlt ein wichtiger Absatzmarkt. Das Kühlhaus ist voll, der Kühlschrank auch, für zusätzliche Ware habe ich keinen Platz mehr.
Probleme mit dem Fleisch
Auch mit dem Fleisch ist es schlimm. Jetzt wären die Kitz soweit, die gibt es nur in dieser Zeit. Ein Wirt in Niederösterreich hat uns im Vorjahr noch 15 junge Ziegen abgenommen. Jedes Tier hat etwa 15 Kilo Fleisch. Das fällt heuer alles weg. Dasselbe auch beim Lammfleisch. Kurz vor Palmsonntag wäre der Schlachttermin. Auch der ist hinfällig. Die Lämmer stehen im Stall und müssen weiter gefüttert werden.
Die männlichen Kitze werde ich trotzdem metzgern müssen, die kann ich nicht behalten. Ich werde Wurst daraus machen, die kann ich hoffentlich später verkaufen, wenn sich die Lage wieder normalisiert hat. Im Moment bleiben Spezialitäten sowieso liegen, die Leute kaufen nur das Notwendigste. Das sieht man auch in den Supermärkten.
Onlineshop rentiert sich nicht
Der Ab-Hof-Verkauf läuft seit der Krise ebenfalls zäh, obwohl ich seit ein paar Tagen merke, dass die Leute nicht mehr so angespannt sind wie noch zu Beginn. Wer weiter weg ist und nicht vorbeikommen kann, findet meine Sachen auf der Homepage www.agoas.at. Ich schicke die Ware auch mit der Post zu, kein Problem.
Einen Onlineshop aufzumachen zahlt sich für mich nicht aus. Ich müsste den Käse einschicken und bewerten lassen und dann die Nährwertangaben auf die Etiketten schreiben. Das ist teuer und kommt nicht in Frage. Auch wenn es im Moment schlimm ist, es gibt immer eine Lösung. Ich habe wenigstens Arbeit, viele haben keine mehr. (stro, 30.3.2020)