Die Pandemie und die mit ihr gekommenen Ausgangsbeschränkungen haben viele Unternehmen binnen weniger Wochen dazu gebracht, große Schritte in Richtung Digitalisierung zu machen. Statt im Büro arbeiten viele Menschen nun von zu Hause aus. Die Arbeitskommunikation wird per Text- und Videochat erledigt.

Das Vertrauen mancher Arbeitgeber in ihre in die eigenen vier Wände verbannten Mitarbeiter scheint allerdings enden wollend zu sein. Denn die Nachfrage nach einem Onlinedienst namens Sneek steigt derzeit massiv. In den letzten Wochen hat sich die Anzahl der registrierten Nutzer verzehnfacht, berichten die Betreiber gegenüber "Business Insider".

Sneek

Büroersatz oder Überwachungsinstrument?

Der Service verspricht, die Arbeit an verteilten Orten erscheinen zu lassen, als säße man gemeinsam im Büro. Andere Mitarbeiter werden über ihre Webcams auf einer "Fotowand" eingeblendet. Die Aufnahmen werden in einem einstellbaren Intervall von ein bis fünf Minuten aktualisiert. Per Klick auf ein Bild kann ein Videotelefonat gestartet werden.

Das Tool sorgte für Aufregung nach einem Bericht von "The Information". Dort heißt es, dass das Start-up nun einen "Always-on"-Chat betreibe, in dem alle Mitarbeiter stets zu sehen seien. Was für die einen schlicht ein einfacherer Weg ist, um zu sehen, ob jemand gerade verfügbar ist, stellt für die anderen ein Überwachungsinstrument dar.

Der Bericht habe zu einigen Anfeindungen gegen Sneek und dessen Mitarbeiter geführt, sagt Mitgründer Del Currie. Er betont jedoch, dass der Service "nie dafür gestaltet wurde, jemanden zu bespitzeln. Wir wären die schlechteste Überwachungsfirma, schon allein weil unser Name Sneek ist." Man verstehe, dass einige Leute diese Lösung als Einschränkung der Privatsphäre betrachten – und dementsprechend sei Sneek "eben nichts für sie."

Werkzeug

David Hanson, Technikchef und Mitgründer der Firma Basecamp, äußerte sich auf Twitter sehr negativ über den Dienst. "Von so einem Mist kriege ich Gänsehaut", schreibt er.

Ryan Yewell, Ausbildungschef bei der Africa Digital Media Academy, hält allerdings entgegen, dass Sneek bloß ein Werkzeug sei. Würde es nicht zum vorgesehenen Zweck eingesetzt, sei dies weniger ein Problem des Dienstes, sondern vielmehr eines der Ethik und Kultur der jeweiligen Firma. (gpi, 4.2.2020)