Abstand halten und, falls möglich, allein einkaufen gehen galt schon bisher. Ab Mittwoch wird in Supermärkten auch das Tragen von Schutzmasken verpflichtend.

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Neben dem Gebot des Abstandhaltens von einem Meter im öffentlichen Raum soll nun eine weitere Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus beitragen: In vielen Supermärkten werden die Kunden in den kommenden Tagen beim Eingang eine Maske erhalten. So soll man nicht primär sich selbst, aber andere vor einer Ansteckung schützen. In einem weiteren Schritt soll die Maske dort getragen werden, wo es menschlichen Kontakt gibt, erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag. Das Tragen der Maske sei eine Kulturänderung und Österreich nun in einer "Lernphase".

Frage: Müssen Masken nur in Supermärkten aufgesetzt werden oder auch im öffentlichen Raum? Wie sieht es für Öffis aus?

Antwort: Ab Mittwoch sollen Mund-Nasen-Schutzmasken bei Supermärkten ausgeteilt werden. Sofern sie vorhanden sind, müssen sie auch getragen werden. Laut Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sollen diese Masken – soweit möglich – aber auch überall dort angelegt werden, wo Menschen zusammenkommen. Im Gesundheitsministerium geht man davon aus, dass Masken im Lebensmittelhandel und in Drogerien getragen werden müssen. Ob diese Maßnahme auch für Öffis oder Arztpraxen gilt? "Davon habe ich noch nichts gehört", so eine Sprecherin von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Montag.

Podcast: Welche Maske schützt vor dem Coronavirus?

Frage: Wie oft sollen diese Masken verwendet werden?

Antwort: Die Masken dürfen laut Bundeskanzleramt "ein paar Stunden" getragen werden und müssen nicht sofort wieder entsorgt werden. Am nächsten Tag soll man die Masken aber nicht wiederverwenden.

Frage: Wo sollen diese Masken entsorgt werden?

Antwort: Laut dem Bundeskanzleramt wird es für die Masken, die vor den Supermärkten verteilt werden sollen, auch vor Ort die Möglichkeit der Entsorgung geben.

Frage: Drohen Strafen, wenn man sich weigert, die Masken zu tragen?

Antwort: Beim Einkauf soll die Maske zur Pflicht werden. Bei Verweigerung werde einem als Konsequenz der Zutritt in den Supermarkt verwehrt, sagte Kurz. In einem ersten Schritt wird es keine Strafen geben, heißt es aus dem Kanzleramt.

Ausschnitte aus der Pressekonferenz im Video.
DER STANDARD/APA

Frage: Sind Supermärkte mit Masken für Kunden ausreichend versorgt?

Antwort: Hamsterkäufe sind nicht nötig, es wird genug Masken für alle Kunden geben, versichern Rewe und Spar. Rewe will das erste Kontingent kostenlos abgeben. Die Regierung plant, dass diese für Kunden gratis bleiben. Der Handelsverband fordert, dass es dafür eine Entschädigung für die Unternehmen gibt. Man setze alle Hebel in Bewegung, um Kunden Mund-Nasen-Schutz anbieten zu können, heißt es bei Hofer. Der Diskonter erwartet die nächste Lieferung in den kommenden Tagen. Derselbe Tenor bei Lidl, wobei der Konzern auf die große Herausforderung der Beschaffung hinweist. Nah & Frisch sieht sich von der Bundesregierung überrumpelt. Es habe keinerlei Vorabinformation für Nahversorger im ländlichen Bereich gegeben. Man arbeite nun an der Beschaffung der Masken. Nah-&-Frisch-Chef Hannes Wuchterl: "Wir sind enttäuscht, dass es die Bundesregierung komplett verabsäumt hat, mit uns vorab zu sprechen." Ob auch bei Bäckern und Fleischern nur mit Schutzmasken eingekauft werden darf beziehungsweise ob die Branche welche zur Verfügung stellen muss, verriet die Regierung am Montag nicht. Bei ihnen würde der Preis der Masken vielfach den Wert des Einkaufs übersteigen.

Frage: Wie läuft die Verteilung ab? Darf nur mit genormten Masken eingekauft werden?

Antwort: Das ist im Detail noch offen. Der Handel wartet auf präzisere Informationen der Behörden, ob Kunden etwa auch mit selbstgebasteltem Mundschutz in die Geschäfte dürfen. Spar überlegt, Hilfspersonal für die Maskenausgabe zu erbitten. Kunden werden ersucht, sorgsam mit ihnen umzugehen, sich nicht über Gebühr mit ihnen einzudecken und so weit es geht allein einzukaufen. Wie der Handel Verfehlungen in der Praxis ahnden soll, ist ihm derzeit noch unklar. Die Branche hofft auf sozialen Druck seitens der Konsumenten selbst, die mittlerweile auch auf gebührend Abstand untereinander pochen.

Frage: Welche Menge an Masken benötigt der Handel überhaupt?

Antwort: Allein Spar hat 20 Millionen Stück bestellt. Die ersten wurden unter 45.000 Mitarbeitern verteilt. Rewe rüstet 40.000 Beschäftigte damit aus. Wie viele jeder erhält, wird an der jeweiligen Arbeitsdauer bemessen. Lidl will seine Mitarbeiter zusätzlich mit einem Schutzvisier ausstatten. Lieferanten der Schutzmasken sind österreichische, europäische und asiatische Hersteller. Der Handel muss sie auf eigene Faust ordern. Der Bedarf daran ist weltweit riesig, sie sind Mangelware und werden daher fast stündlich teurer. Derzeit zahlen Händler etwa einen Euro pro Stück.

Frage: Darf man trotz Vermummungsverbots Masken auch im öffentlichen Raum tragen?

Antwort: Im Gesetz wurden Ausnahmen definiert. Darunter fallen medizinische Gründe – etwa um eine Infektionsgefahr zu reduzieren. In der jetzigen Situation kann man eine entsprechende Maske also auch im öffentlichen Raum bedenkenlos tragen – vielmehr ist es sogar erwünscht.

Frage: Wovor schützen die Masken?

Antwort: Ein Mund-Nasen-Schutz, egal ob eine selbstgemachte Maske aus Stoff oder eine chirurgische Maske, ist eine mechanische Barriere. Dadurch werden Tröpfchen reduziert, die beim Sprechen oder Husten in die Umgebung gelangen. Wer selbst erkrankt ist und eine Maske trägt, verringert so das Ansteckungsrisiko für die Mitmenschen. Da die Dunkelziffer der Infizierten mit Sars-CoV-2 sehr hoch ist und auch schon jene Menschen ansteckend sein können, die nur leichte oder noch keine Symptome haben, kann das Tragen auch bei vermeintlich gesunden Menschen sinnvoll sein.

Frage: Wovor schützen sie nicht?

Antwort: Masken aus Papier, Stoff oder Vlies sind nicht virendicht, das Material ist zu grobmaschig. Sars-CoV-2 kann also durch die Maske in Mund oder Nase gelangen. Zudem führt laut WHO das Tragen einer Maske bei vielen dazu, sich in falscher Sicherheit zu wiegen und auf andere, wichtigere Hygienemaßnahmen zu vergessen – wie Händewaschen, Abstand halten, Niesetikette oder sich mit den Händen nicht ins Gesicht zu greifen. Daher rät die WHO Gesunden davon ab, eine Maske zu tragen.

Frage: Kann man sich diese Masken auch selbst machen?

Antwort: Das sollte man sogar. Jede selbstgemachte Maske ist eine chirurgische Maske weniger, die im medizinischen Bereich fehlen könnte. Masken aus Stoff, ebenso wie ein um das Gesicht gewickelter Schal, können eine Barriere sein, die ausgespuckte Tröpfchen in der Umgebung reduziert.

Frage: Wie unterscheiden sich die Masken von jenen, die im Spital zum Einsatz kommen?

Antwort: Zu 99,5 Prozent gegen Viren dicht sind nur Masken der Klasse FFP3 (Filtering Face Piece) – und auch nur dann, wenn sie richtig sitzen. Das Tragen einer solchen Maske ist aber weder angenehm noch alltagstauglich. Weil diese Maske sehr engmaschig ist und die Luft extrem filtert, fällt das Atmen damit sehr schwer, und FFP3-Masken können oft nicht länger als eine Stunde und schon gar nicht beim Einkaufen oder Spazierengehen getragen werden. Ihre Verwendung sollte ausschließlich dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben. (FRAGE & ANTWORT: Vanessa Gaigg, Verena Kainrath, Oona Kroisleitner, David Krutzler, Bernadette Redl, 30.3.2020)

Update: Das Bundeskanzleramt hat die Fragen nach der Dauer der Verwendung, der Entsorgung und möglichen Strafen beantwortet. Zu diesen Fragen gab es in einer älteren Version des Artikels keine Angaben aus dem Gesundheitsministerium.

Update vom 31.3.2020:
Wie es mit der Maskenpflicht im Supermarkt weitergeht