Der Handel mit Schuhen steht weitgehend still. Der österreichische Traditionsbetrieb Richter sattelt kurzfristig auf Atemschutzmasken um.

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"Ich kenne keinen, der vorausgesehen hat, was mit Corona auf uns zukommt. Die Dimension der Krise hat auch mich überrascht. Wir produzieren Kinderschuhe, gut 800.000 Paar im Jahr. Die Frühjahrskollektion ist zum Glück bereits großteils verkauft. Aber unser Kunde, der Handel, muss neue Aufträge stornieren, er bestellt nicht mehr nach und will später bezahlen. Es ist für alle eine starke finanzielle Belastung.

Wir erzeugen Schuhe mit 200 Mitarbeitern in unserer eigenen Fabrik in Partizánske in der Slowakei. Ich bin davon überzeugt, dass ab Herbst wieder neue Kinderschuhe benötigt werden, es ist ja traditionell ein stabiles Geschäft. Jetzt widmen wir aber einen großen Teil unserer Kapazität der Produktion von Atemschutzmasken.

Wir haben professionelle Näherinnen und die dafür geeigneten Maschinen. Und wir sind dank Schutzanzügen in der Lage, keimfrei zu arbeiten. Masken sind deutlich einfacher zu nähen als Schuhe. Einen halben Tag dauerte die Einschulung. Und nach einem weiteren Tag hatten wir die staatliche Qualitätssicherung. Mittlerweile nähen wir davon täglich mehrere Tausend Stück.

Thomas Ridder: "Wir arbeiten keimfrei."
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Unser Kunde ist der slowakische Staat, der die Atemschutzmasken in die EU verkauft. Eine Herausforderung ist es, ausreichend genormtes Material für die Verarbeitung zu bekommen. Es ist derzeit völlig vergriffen. Bisher versorgt uns die Slowakei damit, wir suchen nun aber auch Bezugsquellen auf dem freien Markt.

Wir verdienen mit Masken natürlich deutlich weniger als mit Schuhen. Aber sie helfen uns dabei, die Produktion am Laufen zu halten und Arbeitsplätze zu sichern – auch ohne Kurzarbeit. Wir können damit alle unsere Leute über die nächsten Monate weiter voll beschäftigen, auch unsere 50 Mitarbeiter in Österreich.

Eine Atemschutzmaske ist kein Heilmittel und keine 100-prozentige Prophylaxe. Aber die bisherigen Erfahrungen in Japan und Südkorea zeigen, dass sie die Übertragung des Coronavirus von infizierten auf gesunde Personen verhindern kann.

Richter Schuhe selbst hat zwei Weltkriege und viele Krisen überstanden. Das Unternehmen hat daraus gelernt, dass man auch schwierigste Zeiten bewältigen kann. " (Verena Kainrath, 31.3.2020)