Bei den E-Sport-Turnieren geht es gesund zu: In den Pausen gebe es viel Obst und Müsliriegel, sagt Maximilian Anibas von Gamers Health.

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Maximilian Anibas hat gemeinsam mit Stefan Doubek den ersten deutschsprachiger Verein zur Gesundheitsförderung von Gamern gegründet.
Philipp Bellant

Derzeit verbringen Menschen mehr Zeit zu Hause vor dem Computer sitzend, als ihnen lieb ist – im Homeoffice arbeitend, für die Schule lernend und nach getaner Arbeit vielleicht noch zur Entspannung bei einem Computerspiel. Die addierten PC-Stunden können sich bereits durchaus mit denen eines E-Sport-Profis, eines professionellen Computerspielers, in seiner Trainingsphase messen. Acht bis zehn Stunden "arbeiten" diese hochkonzentriert, um sich auf ein Turnier vorzubereiten. Der österreichische E-Sport-Verband zählt seit seiner Gründung 2007 rund 48.000 registrierte Turnierteilnehmer. Rund zehn Spieler können davon auch ihren Lebensunterhalt finanzieren, sagt Manuel Haselberger, Pressesprecher des Verbands. Richtig dick im Geschäft ist David "aqua" Wang, der sich 2019 mit seinem Teampartner den "Fortnite"-Weltmeistertitel und drei Millionen Dollar Preisgeld geholt hat. In Frankreich und Deutschland sei man Österreich um Längen voraus, die Spieler finden dort bereits Vereinsstrukturen und medizinische Betreuung wie Profisportler vor, berichtet Maximilian Anibas von Gamers Health.

Stefan Doubek will mit Gamers Health die Gaming-Community fit halten.
Philipp Bellant

Ohne Ernährungsplan und Mentaltrainer laufe hier gar nichts, sagt Anibas: So lasse der deutsche Fußballklub Schalke 04 seinem E-Sport-Team die gleiche Betreuung zukommen wie seinen Stars auf dem Rasen. Anibas und sein Mitstreiter Stefan Doubek, beide selbst begeisterte Computerspieler, haben den Verein Gamers Health gegründet, um das Gesundheitsbewusstsein der österreichischen Gamer zu schärfen. Immerhin verbringen 300.000 Österreicher unter 30 Jahren im Durchschnitt täglich zwei Stunden mit Computerspielen, sagt Anibas.

Für Bewusstseinsbildung, speziell bei der Ernährung, sehen der diplomierte Sport-Physiotherapeut Doubek und der Medizinstudent Anibas bei Casual-Gamern noch Luft nach oben. Die Szene sei ein gefundenes Fressen für die Lebensmittelkonzerne geworden und werde durch Sponsoring der E-Sportler und Veranstaltungen in Versuchung geführt. Die Hobbyspieler knabbern während ihrer Lieblingsbeschäftigung mehr salzige Snacks als die nichtspielende Bevölkerung, sagen die beiden Experten. Profis würden dagegen bei Turnieren einen großen Bogen um Kartoffelchips machen. In den Pausen gebe es viel Gesundes wie Obst und Müsliriegel, sagt Anibas.

Tipps von Gamers Health

Auch wenn man selbst nichts für Computerspiele übrig habe, könne man sich einiges von den professionellen Spielern für das Arbeiten im Homeoffice oder das Lernen zu Hause abschauen.

Der Tag braucht Struktur
E-Sportler haben einen strukturierten Tag. Sie planen, was sie an einem Tag erreichen wollen, machen bewusst Pausen und wissen, wann sie zu spielen aufhören.

Getrennte Räume
Wenn es räumlich möglich ist, sollten Arbeitsplatz und Freizeitbereich voneinander getrennt sein.

Selber kochen anstatt Tiefkühlpizza und Schokoriegel, empfehlen die Experten von Gamers Health.
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Keine Snacks am Arbeitsplatz

Zum Essen bewusst Zeit nehmen und sich, wenn möglich, dafür an einen anderen Tisch setzen. Wenn man sich derzeit weniger bewegt, sollte man seine Ernährung dementsprechend anpassen – außer man kompensiert dies mit körperlichem Training. Von verarbeiteten Lebensmitteln wie Schokoriegel und Tiefkühlpizza sollte man besser die Finger lassen, stattdessen lieber selbst kochen. Wer zwischendurch zu Nüssen greift, macht besser nur die Handfläche voll als gleich eine Schüssel.

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Von Energydrinks sollte man besser die Finger lassen. Ungesüßte Tees, Wasser und verdünnte Fruchtsäfte eignen sich besser für einen anstrengenden Arbeitstag zu Hause.
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Reichlich trinken
Es empfehlen sich Wasser, ungesüßte Tees oder verdünnte Fruchtsäfte – zu einem Drittel Saft und zu zwei Dritteln Wasser. Von Energydrinks raten die beiden Experten ab, diese führen zwar kurzfristig zu einer Steigerung der Aufmerksamkeit, durch den anschließend rasch sinkenden Blutzuckerspiegel jedoch zu extremem Konzentrationsabfall.

Immer in Bewegung bleiben
Auf einen Wechsel zwischen aufrechter Sitzposition und entspannter Position achten. Zwischendurch die Schultern kreisen.

Einfach mal Gähnen
Pro Stunde Bildschirmarbeit sollte man eine kurze Pause einlegen und die Augen entlasten. Durch die Bildschirmarbeit trainiert man die Nahsicht, um einer einseitigen Belastung vorzubeugen, sollte man darum den Blick auch in die Ferne schweifen lassen. Ein Tipp der Experten, um die Augen vor dem Austrocknen zu schützen: gähnen. Dabei werden die Augen befeuchtet.

Bildschirm
Um die Augen zu entlasten, sollte die Distanz zum Bildschirm zwischen 63 und 85 Zentimeter betragen. Einer Studie zufolge beträgt die eingehaltene Distanz jedoch in der Praxis im Schnitt nur 42,3 Zentimeter. Bei Laptops, bei denen wir näher am Bildschirm sitzen, wäre eine Möglichkeit zur Erhöhung des Abstands ein Wechsel auf eine externe Tastatur. Die Höhe des Bildschirms sollte so gewählt werden, dass die Augen auf der Höhe der Oberkante des Monitors sind. (Stefanie Leschnik, 1.4.2020)