My Ugly Clementine: College-Rock, wie er schon immer sein sollte.

Foto: Hanna Fasching

Das fröhliche Rumpeln, Quengeln und Scheppern und einen mehrstimmigen, an Fußballchöre mit Matura erinnernden Gesang in den Refrains kennt man aus dem ewigen Studentenradio. Mit dem quälen einen die Alten daheim in der Küche ständig. Dabei kann man hier so viel Gutes entdecken.

Gutgelaunte Menschen in ihren vermuteten besten, also in ihren Twen-Jahren finden sich darin immer und immer wieder. Von My Sharona und The Knack herauf über die Pixies, Weezer und mediokren Poppunk von Green Day bis zu melodischem Surfrock reicht das Spektrum. Eine Prise Girlband-Melancholie im Stile der Shangri-las, Beatles-Grunge und nachdenkliche Zwei-Finger-Gitarrenübungen zugedrogter britischer Schuhanstarrer wie die Hörsturzspezialisten My Bloody Valentine kommen noch dazu.

My Ugly Clementine

Alles ist historisch so gut abgesichert wie ein Proseminar über die mittelhochdeutsche Literatur am Beispiel des Walther von der Vogelweide. College-Rock ist und bleibt seit den ausgehenden 1970er-Jahren eine meist flotte und zünftige Sache, die zur Befeuerung von Partys im Studentenkeller dient.

My Ugly Clementine

Die Wiener Frauenband My Ugly Clementine ist seit ihrer Gründung 2019 eine Bank, wenn es darum geht, mitreißende Konzerte zu spielen – auch weil mit altbewährter Laut-leise- und Stop-and-go-Dynamik gearbeitet wird. Live geht die Zielgruppe von My Ugly Clementine aus lauter Lebensfreude und "Empowerment" durch die Decke. So soll es sein.

Nun legt das Quartett um Mira Lu Kovacs von Schmieds Puls und Leyya-Sängerin Sophie Lindinger ihr Debütalbum Vitamin C vor. Das wurde leider etwas hölzern eingespielt und blechern produziert. Daheim erweisen sich Songs wie der Hit Never Be Yours als nicht ganz so zwingend. Mit allen obigen Einflüssen im Gepäck ersparen einem My Ugly Clementine aber einen Tag auf FM4. (Christian Schachinger, 1.4.2020)