AMS-Vorstand Johannes Kopf spricht von einer "enormen Herausforderung".

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Wien – Die Corona-Krise hat große Auswirkungen auf den österreichischen Arbeitsmarkt. Seit Mitte März 2020 verzeichnet das Arbeitsmarktservice (AMS) laut einer Aussendung erhebliche Zuströme in das Arbeitslosenregister. Neue Jobs gibt es hingegen kaum. Die Folge ist ein Anstieg der registrierten Arbeitslosigkeit auf 504.345 (+199.934). Hinzu kommen 58.177 beim AMS als Schulungsteilnehmer registrierte Personen. In absoluten Zahlen ist das ein historischer Höchststand seit 1946.

Die Zuströme in Arbeitslosigkeit erfolgten vor allem aus dem Bereich Tourismus, wo die Saison Mitte März mit den Schließungen der Betriebe praktisch beendet wurde. Doch auch in vielen anderen Wirtschaftsbereichen gibt es tiefgehende Einschränkungen, wie im Einzelhandel oder im Transport. Auch im Produktionsbereich werden Fertigungen zurückgefahren. Nach dem Tourismus folgen somit die Bauwirtschaft, der Handel sowie die Arbeitskräfteüberlassung als am stärksten betroffene Branchen.

12,2 Prozent Arbeitslose

Die Zahl der Arbeitslosen steigt damit laut den AMS-Berechnungen Ende März um 65,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Inklusive der Personen in einer AMS-Schulung beträgt die Zahl der Vorgemerkten Ende März 562.522, das bedeutet einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 193.543 Personen oder 52,5 Prozent. In AMS-Schulung befinden sich aktuell 58.177 Personen (das sind 6.391 oder 9,9 Prozent weniger als im März 2019).

Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition liegt bei geschätzten 12,2 Prozent, das ist ein Anstieg um 4,7 Prozentpunkte gegenüber dem März 2019. "Der extreme Anstieg der Arbeitslosigkeit ist nicht nur eine enorme Herausforderung für die so vielen von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen und deren Familien, sondern stellt auch das AMS und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor einen noch nie da gewesene Belastungsprobe", kommentierte AMS-Vorstand Johannes Kopf die Zahlen. Mit dem aktuellen Anstieg sind die Arbeitslosenzahlen erstmals seit Anfang 2017 wieder gestiegen.

"Keine Blaupausen"

"Es gibt für solche Krisen keine Blaupause und Rezepte", sagte Kopf im Ö1-Mittagsjournal über den sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit. Er erklärte ihn auch damit, dass viele offene Stellen nicht hätten besetzt werden können. Alleine ein Bewerbungsgesräch sei derzeit aus gesundheitlicher Sicht nicht zu rechtfertigen.

Es gebe aber nicht nur Bereiche, in denen es weniger Arbeit gebe, sondern auch welche, in denen mehr gearbeitet werde – etwa im Lebenmittelhandel oder in der Pflege. "Wer dafür geeignet ist, hat nicht nur Arbeit, sondern tut auch der Gesellschaft etwas Gutes", sagte Kopf. Kostenschätzungen der Maßnahmen für das AMS hält er derzeit noch für unseriös, Forderungen nach einem erhöhten Arbeitslosengeld spielt er an die Politik weiter.

Harte Kritik der SPÖ an Regierung

Die SPÖ fordert nach einem Blick auf das Hilfspaket für die deutsche Wirtschaft auch in Österreich mehr Geld für die Betriebe. Der mit einer Milliarde Euro dotierte Härtefallfonds sei zu klein. "Die Deutschen haben hier das 50-fache Volumen und mit 15.000 Euro eine bis zu 2,5-fache maximale Auszahlung im Vergleich zu Österreich", so die Sozialdemokraten am Mittwoch in einer Pressemitteilung.

SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter bezichtigt die Regierung der Lüge. "Die völlig misslungene Wirtschaftshilfe der Regierung hat binnen zwei Wochen zur höchsten Arbeitslosigkeit in der Geschichte der Zweiten Republik stark beigetragen. Zuerst hat man den Unternehmen den Schutzschirm mit den Entschädigungszahlungen aus dem Epidemiegesetz weggenommen, danach hat man in pompösen Pressekonferenzen Hilfspakete versprochen, wie es sie angeblich sonst in Europa nicht gibt. Und das war und ist gelogen." (red, 1.4.2020)