Bild nicht mehr verfügbar.

Auch in der derzeitigen Situation sollte man kleine Kinder nicht über einen längeren Zeitraum vor Fernseher oder Computer "parken".

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/EZRA SHAW

Mama, Durst! Mama, Kuchen! Papa, Lulu! Papa, Jacke anziehen! Wer derzeit mit kleinen Kindern im Homeoffice festsitzt, stößt rasch an die Grenzen nervlicher Belastbarkeit. Wie soll man arbeiten, die Familie mit Nahrung versorgen, die Wohnung nicht im Saustall verkommen lassen und dabei auch noch den Nachwuchs bei Laune halten? Die Versuchung ist groß, die Kids einfach vor den Fernseher oder Computer zu setzen, um sich ein paar Momente freizuschaufeln. Aber wie lange geht das gut, und ab wann ist es zu viel? Wir erklären, wie viel Bildschirmzeit in jeder Altersstufe angemessen ist.

Bis drei Jahre

Idealerweise lässt man Kinder unter drei Jahren überhaupt nicht fernsehen oder auf Smartphone oder Tablet starren. Doch Regeln, deren Einhaltung sonst schon im Alltag schwerfällt, sind in Krisenzeiten sowieso außer Kraft gesetzt. Die Experten von Safer Internet raten, dass man es zumindest in den ersten 18 Monaten mit Bildschirmen ganz sein lässt. Danach sollte man die Kinder nicht länger als zehn bis 15 Minuten am Stück fernsehen oder digitale Inhalte konsumieren lassen. Viele Kinderserien, die etwa auf Netflix oder Amazon verfügbar sind, sind genau auf solche Längen zugeschnitten. Insgesamt sollten Kinder nicht mehr als eine Stunde am Tag auf den Bildschirm starren.

Zwischen vier und fünf Jahre

Können kleinere Kinder ohnehin keinen komplexen und längeren Geschichten folgen, sind diese für Vorschulkinder schon interessanter. Trotzdem sollte die Bildschirmzeit auch zwischen vier und fünf Jahren nicht auf "abendfüllende" Filme ausgedehnt werden. 20 bis 30 Minuten am Stück sollten reichen, und am Tag nicht mehr als eine Stunde. Natürlich handelt es sich bei solchen Angaben um ungefähre Empfehlungen. Und man wird in den Weiten des Internets noch strengere oder auch etwas lockerere Richtlinien finden.

Ältere Kinder

Ab der Schule gibt es keine so strikten Einschränkungen mehr, wie viel Zeit Kinder maximal vor dem Bildschirm verbringen sollten. Bis elf Jahre gibt es immerhin noch den Rat, dass Kinder nicht länger als zwei Stunden täglich Bildschirminhalte konsumieren sollten. Eltern sollten hier vor allem darauf achten, welche Inhalte sie sehen und nutzen. Auf aktuellen Smartphones lassen sich meist Bildschirmzeiten festlegen. Eltern können dann beispielsweise festlegen, in welchem Zeitraum Kinder welche Apps verwenden dürfen. Über weitere Kinderschutzmaßnahmen können sich Eltern in einer Broschüre von Safer Internet informieren.

Wichtig ist vor allem, dass Kinder mit Fernseher und Computer nicht alleine gelassen werden. Und etwa eine Stunde vor dem Schlafengehen (und natürlich auch während der Nacht) sollten keine Displays mehr eingeschaltet werden. Sonst drohen Schlafstörungen.

Ausgleich schaffen

In der derzeitigen Situation wird es aber auch vorkommen, dass selbst die ambitioniertesten Eltern nicht immer auf solche Zeitvorgaben achten können. "Natürlich ist in einer solchen Ausnahmesituation nachvollziehbar und auch okay, dass nun mehr Zeit vor dem Bildschirm als üblich verbracht wird. Trotzdem darf nicht darauf vergessen werden, dass es einen entsprechenden 'Offline-Ausgleich' gibt", sagt Matthias Jax, Projektleiter von Safer Internet. Dann sollte Bewegung auf dem Programm stehen. Anregungen für Bewegungsspiele zu Hause hat der STANDARD für Kinder zusammengestellt.

Wann wird es auf jeden Fall Zeit, die Kinder vom Bildschirm zu lösen? Wenn sie Symptome wie Augenbrennen, Müdigkeit, Kopfweh, Hunger oder Unruhe zeigen. Kleinere Kinder können laut Jax dabei eher darauf hinweisen. Bei älteren kann es hingegen vorkommen, dass sie die Symptome übersehen und den Zeitpunkt verpassen, wann ihnen das Fernsehen oder Computerspielen selbst zu viel wird. Dann wird es auch für die Eltern Zeit, sich von ihren eigenen Bildschirmen zu trennen und sich dem Nachwuchs zu widmen. (Birgit Riegler, 21.4.2020)