Gefangene Taliban hoffen im Gefängnis Pul-e-Charkh in Kabul auf ihre Freilassung.

Kabul – Die Taliban haben am Mittwoch die Gespräche über den Gefangenenaustausch mit der afghanischen Regierung bestätigt, schlossen darüber hinausgehende "politische Gespräche" aber aus. Taliban-Sprecher Sabihullah Mudjahid sagte, es handle sich lediglich um "technische" Gespräche über den Gefangenenaustausch. "Es ist keine Verhandlung", hob der Sprecher hervor.

Der Gefangenenaustausch ist zentraler Bestandteil eines Abkommens zwischen den USA und den Taliban zur Beendigung des jahrelangen bewaffneten Konflikts in Afghanistan. Weil die afghanische Regierung und die Taliban in dieser Frage aber uneins sind, wurde dieser Punkt bis dato nicht umgesetzt.

Stoltenberg fordert konstruktives Verhalten

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg forderte am Mittwoch alle Beteiligten auf, sich konstruktiv zu verhalten, ihre Verpflichtungen zu erfüllen und dafür zu sorgen, dass nun auch die innerafghanischen Friedensverhandlungen beginnen könnten. Die Taliban könnten den Konflikt "niemals auf dem Schlachtfeld gewinnen", erklärte Stoltenberg. "Sie müssen sich an den Verhandlungstisch setzen".

In ihrem Abkommen hatten die USA und die Taliban vereinbart, dass die USA ihre Truppenstärke in Afghanistan in einem ersten Schritt binnen 135 Tagen von mehr als 12.000 auf 8.600 reduzieren und fünf ihrer etwa 20 Stützpunkte schließen. Im Gegenzug sollen die Taliban Garantien geben, dass sie das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekämpfen sowie Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung in Kabul beginnen.

Teilabzug der US-Truppen

Sollten sich die Taliban an ihre Verpflichtungen halten, wollen die USA in 14 Monaten all ihre Truppen und die ihrer Verbündeten abziehen. Mit einem Teilabzug aus Afghanistan haben die USA inzwischen bereits begonnen.

Stoltenberg geht davon aus, dass sich die Truppenstärke der NATO bis zum Sommer von 16.000 auf 12.000 Soldaten reduzieren wird. Die Entscheidung über einen weiter gehenden Truppenabzug stehe noch aus und hänge von der Situation in Afghanistan ab. (APA, 1.4.2020)