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Die Landecker Pontlatz-Kaserne hat ihren ersten Coronavirus-Fall.

(AP Photo/Andreas Fischer)

Oberstleutnant Frank Nalter hat nichts zu verbergen. Mit der Frage konfrontiert, ob in der Landecker Pontlatz-Kaserne eine Coronavirus-Infektion festgestellt worden sei, bestätigte der Presseoffizier des Militärkommandos Tirol die Information, die den STANDARD von anonymer Seite erreicht hatte.

Demnach hatte am vergangenen Samstag ein Mitarbeiter der Küche einschlägige Symptome gezeigt. Nach Rücksprache mit dem leitenden Tiroler Militärarzt Andreas Mayr sei der Mann in häusliche Isolation geschickt und getestet worden. Dienstagmittag lag das positive Ergebnis vor, die fragliche Truppenküche und der Speisesaal seien geschlossen, sämtliche Mitarbeiter aus diesem Bereich isoliert worden – insgesamt 13 Personen, wie Mayr sagte. Sie stammen aus dem Arbeitsumfeld und der Unterkunft des Infizierten.

Spezialisten eingeflogen

Ein Team der ABC-Abwehrtruppe aus Absam habe den Bereich der Kaserne desinfiziert. Zusätzlich seien zwei Spezialisten per Black-Hawk-Hubschrauber eingeflogen worden. Nach Rücksprache mit dem zuständigen Amtsarzt der Sanitätsbehörde sei eine generelle Schließung der Pontlatz-Kaserne für nicht notwendig befunden worden.

Oberstleutnant Nalter führte aus, dass bei der Essensausgabe und im Speisesaal ohnehin strengste Hygienevorschriften und Mindestabstände eingehalten würden. So säßen sich Soldaten und Bedienstete an den Tischen nicht mehr gegenüber. Auch bei der Essensausgabe sei der Mindestabstand gewahrt.

Im Assistenzeinsatz

Die Schließung der Pontlatz-Kaserne in Landeck am Eingang des Paznauntals mit dem Corona-Hotspot Ischgl wäre ein herber Schlag für die Bemühungen des Bundesheers, in der Corona-Krise Hilfe zu leisten. Grundwehrdiener des Jägerbataillons 6 stehen im Assistenzeinsatz, etwa an der Grenze bei Kufstein oder in St. Anton am Arlberg.

Die Soldaten, die eigentlich bereits abgerüstet haben sollten, versehen seit Mittwoch ihren zweimonatigen Aufschubpräsenzdienst.

Epidemiologisch unbedenklich

Militärarzt Mayr, der die Erstmaßnahmen – die Bereichssperre und die Suche nach Kontaktpersonen – nach Bekanntwerden des Corona-Falls in der Pontlatz-Kaserne vor Rücksprache mit der Behörde veranlasst hatte, sucht Sorgen vor weiteren Ansteckungen in der Kaserne zu zerstreuen. Es bestehe epidemiologisch kein Grund, die ganze Kaserne zu schließen. "Die einzelnen Truppenteile stehen miteinander kaum in Kontakt." Essensbereiche, Schlafstätten und sanitäre Einrichtungen seien getrennt.

Beim betroffenen Truppenteil handelt es sich um die Betriebsstaffel der Stabskompanie des Militärkommandos. Die Soldaten im Assistenzeinsatz wären nicht berührt. (Sigi Lützow, 1.4.2020)