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Kontinuierlich mehr Labore führen in Österreich PCR-Testungen durch. Das erhöht die Kapazität, doch flächendeckend wird der Einsatz nie sein, wie mancher im Zuge der politischen Debatte denken konnte.

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In einer Pandemie laufen Aktivitäten zur Eindämmung der Infektion parallel. Ein Baustein sind jene Tests, die bei einer Infektion das Virus im Rachenabstrich nachweisen, die PCR-Tests. Zwischen der Probenabnahme und der Kommunikation des Ergebnisses liegen viele Schritte wie Transport ins Labor, Testung und Auswertung. In jedem dieser Abschnitte kann es aktuell zu Verzögerungen kommen. "Es ist eine logistische Herausforderung, und es geht darum, Prozesse zu optimieren, die allerdings permanent erweitert werden", sagt die Immunologin Ursula Wiedermann-Schmidt von der Med-Uni Wien. Ihre Kollegin Elisabeth Puchhammer bestätigt: "Wir fahren Systeme von null auf tausend, das geht nicht überall reibungslos."

Je mehr Tests, desto mehr Testmaterial, desto mehr Transporte, desto mehr Labore, desto mehr Personal: Laut Gesundheitsministerium wurden bisher 55.863 PCR-Tests in 40 Labors durchgeführt. Das sind 2900 bis 3600 pro Tag, neu eingebundene Labore sind dabei noch nicht alle über die elektronische Schnittstelle erfasst. Der Plan seien 15.000 Tests pro Tag.

Test als Werkzeug

Doch flächendeckend, so Wiedermann, könnten PCR-Tests nie sein. In der politischen Debatte gab es Kommunikationsfehler, durch die falsche Erwartungen erzeugt wurden. PCR-Tests seien ein "Erregernachweis" und nur sinnvoll, wenn Symptome da sind. Eine Testung gesunder Kontaktpersonen ist undurchführbar und mache auch medizinisch keinen Sinn, "weil man sich theoretisch jeden Tag anstecken könnte. Wer den Verdacht hat, mit einem Infizierten im Kontakt gewesen zu sein, muss ohnehin immer zwei Wochen zu Hause bleiben, daran ändert das Testergebnis nichts."

Bei begrenzten Ressourcen setzen die einzelnen Landessanitätsdirektionen Prioritäten, etwa in Salzburg, wo Getestete teilweise neun Tage auf ihr Ergebnis warten. Das Land Salzburg räumte in der Vorwoche ein, dass es einen Rückstau bei der Benachrichtigung von negativ getesteten Personen gebe, positiv Getestete aber schnell informiert wurden. Seit 30. März gibt es in Salzburg eine standardisierte Meldekette.

Diagnose per Chatbot

Für all jene mit Krankheitssymptomen, die ohne Testergebnis sind, könnte der Covid-Chatbot des oberösterreichischen Start-ups Symptoma Klarheit über ihren Infektionsstatus bringen. In 20 Fragen werden Symptome und Risikofaktoren abgefragt. Am Ende liefert das Programm eine wahrscheinliche Diagnose und berücksichtigt dabei 20.000 andere Erkrankungen, laut Symptoma liegt die Treffergenauigkeit des Symptomcheckers bei 96,32 Prozent. Langfristig soll das Tool, so Gründer und Mediziner Jama Nateqi, Gesundheitsbehörden eine Übersicht der aufkommenden örtlichen Covid-Hotspots geben, dabei helfen, die richtigen Patienten zu priorisieren, und Forschern Patientendaten in Echtzeit liefern. Auch die Hotlines, die darüber entscheiden, ob jemand getestet wird, könnten dadurch entlastet werden.

PCR-Tests werden in der Pandemie ein Kontrollwerkzeug bleiben, derzeit hat Krankenhauspersonal und Pflege Priorität. "Man muss sich mit vermehrter Testung auf die Bereiche konzentrieren, wo eine Ansteckung unbedingt vermieden werden muss, wie in Spitälern oder Pflegeeinrichtungen", betont Wiedermann. Ein weiterer Baustein werden die Antikörpertests sein. Sie könnten ab Mai das Arsenal zur Pandemiekontrolle erweitern. (bere, pok, ruep 2.4.2020)