Investor René Benko hat voll auf Handel gesetzt. Corona macht ihm einen Strich durch die Rechnung.

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Hamburg/Wien – Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof des österreichischen Immobilien-Investors Rene Benko sucht angesichts der Umsatzeinbrüche durch die Corona-Pandemie Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Dem Antrag des deutschen Unternehmens auf Einleitung des Verfahrens sei vom Amtsgericht Essen bereits stattgegeben worden, teilte der Konzern am Mittwoch mit.

Beim Schutzschirmverfahren handelt es sich um eine mildere Abwandlung der Insolvenz. Ähnlich dem als "Chapter 11" bekannten US-System sollen Gläubiger während der Sanierung keinen Zugriff auf das Vermögen des Betriebs haben. Es wird in der Regel bei drohender Zahlungsunfähigkeit angemeldet.

Restrukturierung geplant

Die Kaufhaus-Gruppe betonte, die Geschäftsführung werde das Schutzschirmverfahren nutzen, um die Restrukturierung fortzusetzen und das Unternehmen zukunftsfähig neu aufzustellen. Die Signa-Gruppe des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Eigentümers Benko werde dafür zusätzliche Beträge in dreistelliger Millionenhöhe zur Verfügung stellen.

Einkäufe bei Galeria & Co unterbleiben derzeit wegen Corona.
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"Die harten wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für den innerstädtischen Non-Food-Handel und die langwierige Umsetzung staatlicher Hilfe über die Hausbank haben diesen Schritt notwendig gemacht", betonte das Unternehmen, das deutschlandweit mehr als 28.000 Mitarbeiter beschäftigt.

80 Millionen Umsatzausfall die Woche

Nach eigenen Angaben verliert Galeria Karstadt Kaufhof durch die Schließung der Warenhäuser seit dem 18. März jede Woche mehr als 80 Millionen Euro Umsatz. Zwar bemühte sich der Konzern in den vergangenen Wochen bereits um staatliche Hilfsgelder. Doch erwies sich eine Einigung mit den Banken schwieriger als erhofft. Finanzvorstand Miguel Müllenbach klagte, der Prozess, in dem Geschäftsbanken eine entscheidende Rolle spielen, sei bürokratisch und koste wertvolle Zeit. Nun habe man nicht mehr länger warten können.

Die angeordneten Ladenschließungen für die meisten sogenannten Non-Food-Geschäfte stellen zurzeit viele deutsche Handelsketten vor große Probleme, weil plötzlich der Umsatz fehlt, die Kosten aber weiterlaufen. Für Galeria Karstadt Kaufhof ist die Situation allerdings doppelt schwierig. Denn die Krise trifft das Unternehmen noch mitten im Restrukturierungsprozess.

Rote Zahlen

Die Warenhäuser kämpfen schon seit Jahren mit Umsatzrückgängen und roten Zahlen. Der Online-Handel, Einkaufscenter und veränderte Einkaufsgewohnheiten forderten ihren Tribut. Der Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof galt deshalb als letzte Chance für das in die Jahre gekommene Geschäftsmodell.

Auf die Sanierung folgt die Sanierung.
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Wie andere Handelsketten zuvor stoppte auch Galeria Karstadt Kaufhof des Immobilien-Investors wegen der Corona-Krise seine Mietzahlungen. Es bleibe "keine andere Wahl", zitierte der "Spiegel" am Mittwoch aus einem Brief des Unternehmens an seine Vermieter vom Montag. Da die Vermieter den Kaufhäusern den "Gebrauch der Mietsache" derzeit nicht gewähren könnten, hätten sie auch keinen Anspruch auf Gegenleistung.

Aussetzung bis Juni

Von April bis zunächst Juni werde die Miete nicht mehr gezahlt, kündigte Finanzchef Miguel Müllenbach in dem Schreiben an. Auch Miet- und Nebenkosten aus dem März würden womöglich mindestens zur Hälfte zurückgefordert. Laut Spiegel will die Kaufhauskette die säumige Miete auch nicht wie gesetzlich vorgesehen bis 2022 nachzahlen und bittet die Eigentümer der Gewerbeimmobilien um Verständnis: Beide Parteien hätten die "gemeinsame Verantwortung", ein Zukunftskonzept zu finden.

Durch die Schließung seiner Warenhäuser verliert das Unternehmen aktuell jede Woche mehr als 80 Millionen Euro Umsatz, wie in Unternehmenskreisen zu erfahren ist. Unternehmenschef Stephan Fanderl sprach in einem Brief an seine Mitarbeiter von einer "existenziellen Bedrohung". Bereits vor Wochen hatte Galeria Karstadt Kaufhof deshalb für weite Teile der Belegschaft Kurzarbeit beantragt. Am Mittwoch sei dies nun auch für die 1.300 Mitarbeiter der Zentrale geschehen, hieß es.

Probleme bei Kika-Leiner

Gleichzeitig bemüht sich der Konzern um staatliche Hilfsgelder. Doch erwies sich eine Einigung mit den Banken bisher als schwieriger als erhofft. In Unternehmenskreisen wurde zuletzt geklagt, der Prozess sei bürokratisch und aufwendig. Es koste wertvolle Zeit. Dem Vernehmen kämpft die Gruppe damit, dass der Staat nicht für den gesamten Kredit haftet. Die Banken zögerten wegen der Übernahme des Restrisikos, war zu hören.

Ähnlich ist die Situation bei Kika-Leiner – die Kette gehört ebenfalls zu Benkos Signa-Gruppe. Der Möbelhändler hat fast alle seiner 4.200 Mitarbeiter wegen des verhängten Betretungsverbots in Kurzarbeit geschickt. Ob auch in Österreich Staatshilfe beantragt wird, blieb unbeantwortet. (red, 2.4.2020)