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Große Fertiger suchen zunehmend nach Alternativen zu China.

Foto: Reuters

Als US-Präsident Donald Trump 2016 ins Amt gewählt wurde, hatte er schon vorher unmissverständlich klargemacht, wer auf internationaler Ebene sein Lieblingsfeind werden würde: China. Die US-Regierung wirft Peking vor, über große Netzwerkausrüster Spionage zu betreiben. Zuerst wurde ein Embargo gegen ZTE erlassen und nach Strafzahlungen wieder aufgehoben. Seit bald einem Jahr nun sanktioniert man Huawei, das deswegen unter anderem Handys und Tablets ohne Google-Dienste oder Apps von US-Firmen ausliefern muss.

Auch Einfuhrzölle hat man in Washington angehoben und damit endgültig einen Handelskrieg vom Zaun gebrochen. Dieser hat nun Folgen, die von der Coronavirus-Pandemie beschleunigt werden. Die Ära der Elektronik "made in China" könnte bald zu Ende gehen, schreibt Bloomberg.

Abwanderung hat begonnen

Es zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab. Nach mehr als drei Jahrzehnten, in denen sich China als Fertigungsstandort für beinahe alle Anbieter etabliert hat, droht nun ein Abfluss in andere Länder. Die im internationalen Vergleich niedrigen Löhne, ein eher laxes Arbeitsrecht und massive Verbesserungen in der Infrastruktur lockten taiwanische Firmen wie Foxconn einst ins Land. Ihre Dienste werden von Apple, Samsung und so gut wie allen anderen bekannten Gadget-Herstellern in Anspruch genommen.

Was die Fertiger und Elektronikfirmen vor vier Jahren kaum ansprechen wollten – wohl auch, um nicht zu riskieren, bei der Pekinger Regierung in Ungnade zu fallen –, wird dieser Tage mitunter schon offen kommuniziert. Die in die iPhone-Fertigung involvierte Firma Wistron sagte Analysten kürzlich offen, dass man bis 2021 bereits 50 Prozent der eigenen Produktionskapazitäten außerhalb von China wird stemmen können.

Coronavirus beschleunigte die Entwicklung

Trotz des Handelskriegs hatten viele erst langsam reagiert und zugewartet, wie schwerwiegend dieser sich auf die Liefer- und Fertigungsketten auswirken würde. Der Ausbruch von Sars-CoV-2, ausgehend von Wuhan, sorgte für eine deutliche Beschleunigung der Pläne. Denn diese führte die Nachteile einer hohen Konzentration von Fertigungskapazitäten in einem Land vor Augen. Zahlreiche Hersteller hatten mit Ausfällen oder massiven Verspätungen zu kämpfen, als zur Vorbeugung gegen die weitere Ausbreitung des Virus zahlreiche Produktionsanlagen geschlossen wurden.

Bei Apple gibt man sich zu etwaigen Änderungen relativ bedeckt. Große Änderungen plant man aufgrund der Corona-Krise nicht, vielmehr wolle man nur an kleineren Schrauben drehen, sagte Konzernchef Tim Cook noch Ende Februar.

So schnell kein iPhone "made in USA"

Trumps Vision eines iPhone "made in USA" wird sich so schnell aber nicht erfüllen. Die Alternative zu China liegt für die meisten Fertiger nicht in den Vereinigten Staaten. Es zieht sie in andere asiatische Länder, etwa Vietnam oder Indien. Peking sieht der Entwicklung allerdings nicht tatenlos zu. Mittlerweile entsendet man eigene "Botschafter" zu großen Unternehmen, um deren Bedürfnisse besser zu sondieren. (gpi, 21.4.2020)